das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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206<br />
Tatjana Chahoud<br />
Der Weltentwicklungsbericht der Weltbank':-<br />
1.<br />
Seit Anfang/Mitte der 70er Jahre sieht sich die Weltöffentlichkeit eindringlicher<br />
dmn je zuvor mit den Problemen Jer »Dritten Welt« konfrontiert. Die Ergebnisse der<br />
Ersten UN-Entwicklungsdekade (1960-1970) waren z. T. weit hinter den Erwartungen<br />
zurückgeblieben und die seither zahlreicher auftretenden Krisenerscheinungen<br />
der Weltwirtschaft hatten die Entwicklungsländer in besonderem Maße getroffen<br />
(s. Dollarkrise, Erdölkrise, Weltwirtschaftskrise 1974/75, Nahrungsmittelkrise, bes.<br />
die Hungerkatastrophe in der Sahel-Zone). Vor diesem Hintergrund einerseits und<br />
vor allem ermutigt durch den erfolgreichen Varstoß der OPEC-Staaten andererseits<br />
traten die Entwicklungsländer mit einem Forderungskatalog nach einer Neuen Weltwirtschaftsordnung<br />
(NWWO) an die Öffentlichkeit.<br />
Offenkundig in Reaktion auf diese vehement vorgetragenen Forderungen, aber besonders<br />
in der Furcht wirtschaftlich und politisch weiteres Terrain in der "Dritten<br />
Welt« zu verlieren, beauftragte der vorjährige \\Tirtschaftsgipfel in London, zu dem<br />
sich die wichtigsten westlichen Industrieländer zusammengefunden hatten, die derzeit<br />
unter der Leitung McNamaras stehende, gegenwärtig bedeutendste multilaterale<br />
Entwicklungsinstitution, die Weltbank, mit der Erstellung eines ,ag. Weltentwicklungsberichtes,<br />
der die gegenwärtige Lage und die weiteren Perspektiven Jer Entwicklungsländer<br />
eingehend analysieren sollte. Die Ergebnisse jener Weltbank-Studie<br />
wurden vor einigen Wochen der öffentlichkeit präsentiert, sie genauer unter die Lupe<br />
zu nehmen soll die Aufgabe des folgenden Beitrags sein.<br />
H.<br />
Der Weltentwicklungsbericht 1978 zerfällt in zwei Hauptteile, von denen der erste<br />
die empirisch-analytische Darstellung umfaßt, während im zweiten Teil, dem statistischen<br />
Anhang, Kennzahlen der wirtschaftlichen Entwicklung aufgeführt werden.<br />
Diese Daten umfassen überwiegend ökonomische Indikatoren (\Vachstumsrate des<br />
BSP, Daten zur Struktur und Entwicklung des Welthandels, der Produktionsstruktur,<br />
Verschuldung, Entwicklungshilfe etc.), aber auch demographische und soziale<br />
Indikatoren, allerdings beschränken sich letztere auf <strong>das</strong> Bildungs- und Gesundheitswesen.<br />
Daten zur Entwicklung der Einkommensverteilung, Arbeitslosigkeit/Unterbeschäftigung<br />
oder etwa Verteilung und Tätigkeit ausländischer Direktinvestitionen,<br />
d. h. der multinationalen Konzerne, sucht man vergeblich. Ohne auf die<br />
Auswahl und die Aussagefähigkeit jener Datenangaben an dieser Stelle näher eingehen<br />
zu können, sei hier nur erwähnt, daß sämtliche Daten nicht weiter als bis 1960 zurückgehen,<br />
in vielen Fällen beschränken sich die Angaben sogar nur auf den kurzen<br />
Zeitraum von 1970-76.<br />
Der empirisch-analytische Teil des Berichtes gliedert sich in einen allgemein gehaltenen<br />
Teil, in dem auf die Erfahrungen mit der Entwicklung in den Jahren 1950-75<br />
sowie ansatzweise auf die Genesis der Unterentwicklung eingegangen wird; ferner<br />
werden die globalen Tendenzen der Weltwirtschaft angerissen und schließli..:h in ci-<br />
':. \Veltbank (Hrsg.): Weltentwicklungsbericht 1979, Washington D. C. 1978 (135 S., br.).