09.02.2013 Aufrufe

das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

240 Ulrich Hampicke<br />

(2) Das Fundamentalprinzip der bürgerlichen ökonomie zur U mweltbewirtschaftung<br />

ist nicht <strong>das</strong>}} Verursacherprinzip«, sondern die Internalisierung Externer Effekte.<br />

Es hat nie einen grundlegenden wissenschaftlichen Artikel mit dem Titel» Verursacherprinzip«<br />

gegeben; dieser Ausdruck ist vielmehr in der politischen Diskussion erfunden<br />

worden, und im Bestreben, ihn wissenschaftlich abzusegnen, hat man die<br />

Dinge später so gedreht, als käme hier ein einschlägiges wissenschaftliches Prinzip zur<br />

Anwendung. Man folgt besser der Auffassung anderer bürgerlicher ökonomen, nach<br />

denen <strong>das</strong> Verursacherprinzip infolge seiner Mehrdeutigkeit mit fundamental verschiedenen<br />

wissenschaftlichen ökonomischen Ausfüllungen versehen werden kann,<br />

soweit sich nicht wie in der politischen Diskussion ohnehin jeder darunter <strong>das</strong> vorstellt,<br />

was ihm beliebt.<br />

(3) Die "theoretisch-ideale« Konstruktion der bürgerlichen Umweltökonomie ist<br />

nicht die Simulation des Marktmechanismus im Umweltbereich, sondern die tatsächliche<br />

Einrichtung funktionsfähiger Märkte, ohne noch etwas simulieren zu müssen.<br />

Daher soll die Knappheit der Umweltressourcen hier nicht durch »Quasi-Preise«<br />

sondern durch Preise wie alle anderen auch signalisiert werden. Diese marktwirtschaftliche<br />

Ideallösung findet ihren Ausdruck im bekannten Coase-Theorem, wonach<br />

sich ein allokationseffizienter (»Pareto-optimaler«) Umweltzustand bei Verhandlungswilligkeit<br />

der Kontrahenten und der Definierbarkeit von Eigentumstiteln<br />

an Umweltgütern auch ohne zentrale Einflußnahme einstellt. Zum Coase-Theorem<br />

finden sich im Gutachten 14 Zeilen (Anfang von § 1770). Marktsimulationen erfolgen<br />

dagegen bei einer - in keiner Weise marktwirtschaftlich-idealen - Strategie, in der dezentrale<br />

Arrangements zwischen Wirtschafts subjekten bezüglich der Umwelt gerade<br />

nicht erlaubt sind, der zulässige Belastungsgrad der Umwelt zentral und außermarktwirtschaftlich,<br />

d. h. politisch determiniert wird und die einzelnen Wirtschaftssubjekte<br />

mit Hilfe verschiedenster Instrumente wie Lizenzen und Gebühren in äußerlich<br />

möglichst marktkonformer Weise, wenn es sein muß aber auch einfach durch Vorschriften,<br />

motiviert werden, sich konform zu den politischen Zielsetzungen zu verhalten.<br />

Diese, auch dem bundesrepublikanischen "Verursacherprinzip« zugrundeliegende<br />

Strategie entspricht dem ursprünglichen bürgerlichen Paradigma der »unsichtbaren<br />

Hand« des Marktes nur dem Scheine, nicht dem Wesen nach. Sie kennzeichnet<br />

(was Wunder!) einen hohen Grad monopolkapitalistisch-staatlicher Zentralisierung<br />

und wird von bürgerlichen ökonomen mit mehr analytischem Scharfblick auch genauso<br />

verstanden und, freilich rückwärts-gewandt-utopistisch, kritisiert. Zu diesen<br />

Themen gibt es übrigens eine ganze Anzahl auch deutschsprachiger Arbeiten, von denen<br />

keine im Literaturverzeichnis aufgeführt ist.<br />

(4) Nach der Intention des Verursacherprinzips soll ein Beansprucher natürlicher<br />

Ressourcen mit den gesamten Kosten seiner Tätigkeit, dem Wert des damit verbundenen<br />

Gutsverzehrs, belastet werden. üb dies ganz oder teilweise die "Sozialen Zusatzkosten«<br />

sind, hängt von der Definition dieses Begriffes ab. Bereits 1959 wurden in einer<br />

verdienstvollen Arbeit 28 verschiedene Begriffsinhalte der Termini »Sozialkosten«<br />

und "Soziale Zusatzkosten« analysiert und mehrere begriffsexegetische Arbeiten<br />

seither demonstrierten endgültig, daß sie wissenschaftlich nicht definierbar sind.<br />

Ausdrücke wie "Soziale Zusatzkosten« - ohnehin international unüblich - dienen<br />

seither der Bemäntelung begrifflicher Unklarheit und gehören in kein wissenschaftliches<br />

Gutachten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!