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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Karl-Heinz Götze<br />

}}Daher können wir uns die Entwicklung von Gegen<strong>argument</strong>en<br />

an dieser Stelle schenken« 1<br />

Erneuter Versuch, sich über die Prinzipien produktiver Kritik zu verständigen,<br />

unternommen anhand der »Argument«-Kritik in den »Beiträgen zum<br />

wissenschaftlichen Sozialismus«.<br />

Nachdem im Editorial zu Heft 109 angekündigt worden war, <strong>das</strong> Argument wolle<br />

sich mit der bisweilen in der Nähe des Leserbetrugs angesiedelten Rezensionspraxis<br />

der »Beiträge zum wissenschaftlichen Sozialismus« auseinandersetzen, erreichte die<br />

Redaktion ein Leserbrief, in dem es hieß, die Zeitschriftenbesprechungen der »Beiträge«<br />

seien in der Tat häufig »Betrüge«, dennoch solle man sie mit Schweigen übergehen,<br />

da anderenfalls die Gefahr bestünde, daß zwei linke Zeitschriften, die viele politische<br />

Gemeinsamkeiten haben, sich in eine unfruchtbare, lähmende, nach Intellektuellenart<br />

erbittert ausgetragene Polemik verbeißen könnten. Es drohe so weitere Zersplitterung<br />

statt der notwendigen Konzentration der Kräfte.<br />

Der Brief ermutigt, zeigt er doch, daß mit Lesern gerechnet werden kann, die Zeitschriften<br />

nicht nach der Stärke ihres polemischen Affekts beurteilen, sondern danach,<br />

was sie zum Kampf <strong>für</strong> die »dritte Sache« beitragen. Ermutigend ist der Brief auch<br />

deshalb, weil er beweist, daß unnütze Texte auch ohne die Hilfe einer Antikritik als<br />

unnütz erkannt werden. Wenn wir hier dennoch die <strong>kritische</strong> Praxis der »Beiträge«<br />

behandeln, so geschieht <strong>das</strong> nicht, um Gemeinsames zu leugnen oder Einzelnes richtigzustellen.<br />

Das eine wäre so falsch wie <strong>das</strong> andere nutzlos. Wir wollen die Redaktion<br />

der »Beiträge« auch nicht darum verklagen, weil wir uns besonders schlecht behandelt<br />

fühlen würden. Gerade auch Texte, in denen Argument-Autoren positiv besprochen<br />

werden, erscheinen uns skandalös und werden im Folgenden Gegenstand sein. Ausschlaggebend<br />

war aber die überlegung, daß der genannte Leserbrief zwar die richtige<br />

Intention hat, aber aus ihr im konkreten Fall die falsche Konsequenz zieht: Gerade<br />

wenn man sich mit anderen linken Publikationsorganen bezüglich wichtiger Fragen in<br />

einer gemeinsamen Front sieht, darf man sich selbst nicht zur weiterziehenden Karawane<br />

erklären, die Kritiker aber zu den bellenden Hunden - selbst dann, wenn der<br />

Ton der Kritik bisweilen an Gekläff erinnern mag. Es gibt kein Abonnement auf Wissenschaft<br />

und Wahrheit, sondern sie wird von unterschiedlichen Kräften der sozialen<br />

Bewegung erarbeitet. Gerade aber wenn <strong>das</strong> so ist, wird die Verständigung über produktive<br />

Formen der Kritik zu einer Lebensfrage <strong>für</strong> die arbeitsorientierte Wissenschaft<br />

in der BRD. Kritik ist ein Medium des Lernens, macht Veränderungsvorschläge,<br />

verwirft Unbrauchbares, setzt einen Prozeß des überdenkens, Verbesserns in<br />

Gang. »Es ist völlig verkehrt, Kritik als etwas Totes, Unproduktives, sozusagen<br />

Langbärtiges zu betrachten. In Wirklichkeit ist die <strong>kritische</strong> Haltung die einzig produktive,<br />

menschenwürdige. Sie bedeutet Mitarbeit, Weitergehen, Leben.«2<br />

Diese Funktion hat Kritik freilich nicht in jedem Fall. Auch Beckmesser gehört in<br />

ihre Geschichte. Auch der Modus der Kritik will erarbeitet sein. Der folgende Aufsatz<br />

versucht dazu einige Anstöße zu geben. Er will anregen, den Modus der Kritik selbst<br />

verstärkt zum Gegenstand <strong>kritische</strong>n Nachdenkens zu machen. Die Argument-Kritik<br />

in den »Beiträgen« des Jahres 1978 dient dabei mehr als Illustrationsmaterial <strong>für</strong> eine<br />

243<br />

DAS ARGUMENT J 14,1979 ©

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