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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Psychologie 293<br />

All <strong>das</strong> ist (wissenschaftlich gesehen) nicht neu. Der Vorzug des Buches besteht<br />

denn auch eher darin, bekannte psychoanalytische Deutungsmuster schulischen Geschehens<br />

in einer leicht verständlichen Sprache zusammenzufassen. Bei den Autoren<br />

handelt es sich in der Mehrzahl um psychoanalytisch vorgebildete Theologen, Mediziner<br />

und Pädagogen. Das Buch ist <strong>für</strong> Laien geeignet, die sich einen ersten Eindruck<br />

von der wundersamen und aufregenden \X' elt der Psychoanalyse verschaffen wollen,<br />

wenn auch mit Distanz zu lesen, weil es sich hierbei nur um eine Interpretationsmöglichkeit<br />

schulischer Konflikte innerhalb der zahlreichen und zum Teil gegenseitig miteinander<br />

verfehdeten tiefenpsychologischen/pschoanalytischen Schulen handelt. -<br />

Ein weiteres Verdienst des Buches besteht zweifellos darin, den Blick auf die emotionalen<br />

Hintergründe von Lernprozessen zu lenken. In einer Zeit der Jugendarbeitslosigkeit,<br />

des Lehrstellenmangels und des Numerus dausus, in der die offizielle pädagogische<br />

Wissenschaft einseitig mit der Konstruktion und Kritik kognitiver (grob:<br />

intellektueller) Lernzielkataloge und Leistungstests beschäftigt ist, gerät die in dem<br />

vorliegenden Sammelband angesprochene, mindestens ebenso wichtige emotionale<br />

Dimension schulischer Lernprozesse nur allzu leicht in Vergessenheit.<br />

Arno Bamme (Berlin/West)<br />

Schmalt, H. D., und W. U. Meyer (Hrsg.): Leistungsmotivation und<br />

Verhalten. Klett-Verlag, Stuttgart 1976 (282 S., br., 28,- DM).<br />

Dieses Buch nimmt <strong>für</strong> sich in Anspruch einen in sich geschlossenen, relativ vollständigen<br />

überblick der <strong>Theorie</strong>bestände, neuerer <strong>Theorie</strong>entwicklungen und der<br />

wichtigsten empirischen Befunde im Bereich der Leistungsmotivationsforschung zu<br />

umfassen. Die Ausgeprägtheit des Leistungsmotivs - so liest man in vielen pädagogisch-pschologischen<br />

Lehrbüchern, ist wesentlich verantwortlich <strong>für</strong> Schulerfolg und<br />

berufliches Fortkommen. In 10 Kapiteln werden unterschiedliche <strong>Theorie</strong>ansätze<br />

(Mc Clelland, Atkinson, Raynor, Weiner, Meyer, Heckhausen u. a.) sowohl in ihren<br />

Ausgangspunkten als auch den sie stützenden empirischen Untersuchungen vorgestellt,<br />

ebenso spezielle Fragen der Messung, der ontogenetischen Entwicklung und<br />

Differenzierung, wie der Veränderbarkeit von Leistungsmotivation behandelt. Ein<br />

Kapitel baut systematisch auf <strong>das</strong> andere auf, insofern hat <strong>das</strong> Buch weniger den Charakter<br />

eines Sammelbands als den eines Lehrbuchs.<br />

Der nach außenhin verbreitete Anschein einer relativ geschlossenen <strong>Theorie</strong> der<br />

Leistungsmotivation geht bei der Lektüre recht schnell verloren. Die Autoren versuchen<br />

ihn auch gar nicht aufrechtzuerhalten. Es wird deutlich herausgearbeitet, daß es<br />

sich bei der Leistungsmotivationspsychologie um eine Reihe von mehr oder weniger<br />

unverbundenen Modellen über leistungs motiviertes Verhalten handelt. Die <strong>Theorie</strong>n<br />

der Leistungsmotivation gingen von allem Anfang an von einer Interaktion von Person<br />

und Situation aus (Mc Clelland): Unter bestimmten personalen Voraussetzungen<br />

(hohe Leistungsmotivation) und Anreizbedingungen in der Umwelt kommt es zu<br />

Leistungsverhalten. Im Folgenden werden die Variablen weiter auidifferenziert: Atkinson<br />

(Schüler von Mc Clelland) unterscheidet bereits 2 Personenvariablen (<strong>das</strong> Motiv,<br />

Erfolg aufzusuchen und <strong>das</strong> Motiv, Mißeriolg zu meiden) und 2 Situationsvariablen<br />

(Erwartung von Erfolg und Miilerfolg sowie Anreiz von Erfolg und Mißerfolg).<br />

Andere Autoren betonen stärker die Instrumentalität: <strong>das</strong> Verhalten wird unter dem<br />

Aspekt der Folgen gesehen, wobei als wesentliche Bereiche der Folgen menschlicher<br />

Handlungen zwischen dem Bereich der machtthematischen, anschlußthematischen<br />

und leistungsthematischen Folgen unterschieden wird. In der Leistungsmotivationsforschung<br />

wird wie in anderen Bereichen der Psychologie von einer »kognitiven<br />

Wende« gesprochen: Ins Blickfeld der Forscher rückten Fragen der Ursachenzu-

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