das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Gideon Freudenthai<br />
Notiz zu W. F. Haugs Versuch, die ))Grundfrage« der<br />
Philosophie materialistisch aufzuheben<br />
In seinen Aufsätzen zu verschiedenen Diskussionen (Widerspiegdungsdiskussion,<br />
Intellektuelle und Arbeiterbewegung) hat W. F. Haug immer wieder recht heftige<br />
Kritik an einem »metaphysischen Materialismus« geübt, der sich als Philosophie des<br />
Marxismus-Leninismus ausgebe. Kürzlich hat er einen weiteren, gesonderten Aufsatz<br />
(»Für eine materialistisch-dialektische Begründung des dialektischen Materialismus«,<br />
Das Argument 108) zu diesem Thema veröffentlicht. Ein zentrales Thema in Haugs<br />
Kritik ist die Aufnahme und Beantwortung der »Grundfrage« der Philosophie durch<br />
diesen »metaphysischen Materialismus«. Haugs Kritik zielt nicht auf die gegebene<br />
Antwort auf die »Grundfrage« - Materialismus oder Idealismus -, sondern überhaupt<br />
auf ihre Aufnahme und Beantwortung in der marxistischen Philosophie. Die »Grundfrage<br />
aller bisherigen Philosophie«, schreibt er, sei nicht die Grundfrage der marxistischen<br />
Philosophie. In der Form dieser Frage bleibe man auf dem »Boden des Dualismus<br />
und dessen Struktur, um dort seine Entscheidung gegen den Idealismus anzustrengen«<br />
(193). Aus dem Idealismus sei hier kein Entkommen.<br />
Haug begründet seine Ansicht mit einem Hinweis auf Descartes' Antwort auf die<br />
»Grundfrage«: dieser sei von einer Zweisubstanzenlehre ausgegangen. Der denkenden<br />
(geistigen) stehe die ausgedehnte (materielle) gegenüber. Mit dieser Entscheidung<br />
der »Grundfrage« hänge Descartes' Erkenntnistheorie zusammen. Die denkende<br />
Substanz, meinte Descartes, könne die kategoriale Grundstruktur der Wissenschaften<br />
und die Kriterien vermeintlich zweifelsfreier Erkenntnis in sich selber gewinnen:<br />
»und nun taucht <strong>das</strong> Problem auf, wie dieses Denken zum Sein findet.