das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Ulrich Hampicke<br />
Das neue Umweltgutachten::'<br />
Im Dezember 1971, mitten im Reformeifer der ersten Regierung Brandt, wurde<br />
durch Erlaß des Bundesinnenministers ein »Rat von Sachverständigen <strong>für</strong> Umweltfragen«<br />
geschaffen, dessen Aufgabe es ist (GMBl. 1972, Nr. 3, 5.27, § 1), die Umweltsituation<br />
und die Umweltbedingungen in der BRD periodisch zu begutachten<br />
sowie die Urteilsbildung bei allen umweltpolitischen Instanzen und in der Öffentlichkeit<br />
zu erleichtern.<br />
Neben drei Sondergutachten (»Auto und Umwelt«, 1973; »Die Abwasserabgabe« ,<br />
1974 und» Umweltprobleme des Rheins«, 1975) veröffentlichte der Rat ein erstes zusammenfassendes<br />
Hauptgutachten im Jahre 1974, dem nun, vier Jahre später, <strong>das</strong><br />
zweite dieser Art folgt. Die Umstände des Erscheinens sind politisch aufschlußreich:<br />
Das Vorwort ist vom Vorsitzenden mit Februar 1978 unterzeichnet. Eine hektographierte<br />
Kurzzusammenfassung zirkulierte unmittelbar darauf unter ausgewählten Interessenten,<br />
in welcher als Erscheinungstermin der April 1978 genannt wurde. Es geschah<br />
aber monatelang nichts und, nachdem Gerüchte über verschiedene Querelen<br />
durchgesickert waren, richtete sich die Öffentlichkeit auf eine längere Wartezeit ein.<br />
Auf wunderbare Weise wurde es dann ganz plötzlich dem Bundestag zugeleitet: Am<br />
8. Juni, vier Tage nach den Landtagswahlen in Niedersachsen und Hamburg mit ihren<br />
unvorhergesehenen Erfolgen <strong>für</strong> »Grüne« und »Bunte« Listen und der Entfernung<br />
der F.D.P. aus beiden Landesparlamenten. So erschien es als offizielle Drucksache<br />
mit Datum vom 19. 9. 1978, rechtzeitig vor den wichtigen Wahlen in Hessen.<br />
Das Gutachten umfaßt 638 zweispaltige Seiten in DIN A 4 und ist zur leichteren<br />
Orientierung in 1947 durchlaufend numerierte Paragraphen eingeteilt (nach denen<br />
auch im folgenden zitiert wird). Dazu kommen zahlreiche Tabellen, Abbildungen<br />
und ein Anhang, welcher u. a. ein Literaturverzeichnis und ein Sachregister enthält.<br />
Der Textteil gliedert sich neben der Einführung (4 5.) in vier Hauptabschnitte: (1) »Situation<br />
der Umwelt und deren Entwicklung« (422 5.), (2) »Umweltfragen in Gesellschaft<br />
und Politik« (81 5.), (3) "Volkswirtschaftliche Aspekte des Umweltschutzes«<br />
(445.) und (4) »Aspekte einer längerfristigen Umweltpolitik« (13 5.).<br />
Die Darstellung der Umweltsituation und ihrer Entwicklung nimmt den weitaus<br />
größten Raum ein. Sie gliedert sich wiederum in fünf Hauptpunkte: (1) »Schadstoffe<br />
und Schadwirkungen« (585.), (2) »Grundbereiche der Umweltpolitib (261 5.), (3)<br />
»Komplexe Bereiche der Umweltpolitik« (84 5.), (4) »Aufwendungen <strong>für</strong> Umweltschutzmaßnahmen«<br />
(6. 5.) und (5) »Zusammenfassende Bewertung« (5 5.). Ein<br />
Thema fehlt ganz, nämlich Umwelt und Energie, wobei eine Diskussion pro und contra<br />
Kernenergie fällig gewesen wäre. Im Vorwort wird darauf hingewiesen, daß dies<br />
den Umfang des Gutachtens gesprengt hätte und daß daher ein Sondergutachten angefertigt<br />
werden wird. Obwohl sich im Gutachten von 1974 einige Seiten zu energiewirtschaftlichen<br />
Aspekten finden, ist man bereits damals diesem heißen Eisen aus dem<br />
". Umweltgutachten 1978 (Bundestagsdrucksache 8/1978). Verlag Dr. Hans Heger (Vertrieb<br />
parlamentarischer Drucksachen), Bonn 1978 (638 S., br., 16,- DM + 2,- DM Versandkosten).