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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Okonomie 327<br />

zeugenden marktwirtschaftlichen Systems, sei aktives strukturpolitisches Handeln<br />

dem Nichtstun in jedem Fall vorzuziehen.<br />

Insgesamt eine brauchbare Darstellung, allerdings mit deutlichen Schwächen dort,<br />

wo anstelle einer ausführlichen Erörterung von Problemzusammenhängen, wie sie<br />

z. B. bei der Betrachtung von divergierenden strukturpolitischen Interessen in der<br />

Praxis und den Versuchen einer wissenschaftlichen Aufarbeitung von Strukturproblemen<br />

in der <strong>Theorie</strong> sichtbar werden, lediglich Querverweise auf entsprechende<br />

theoretische Arbeiten zu finden sind. Detlev Ehrig (Bremen)<br />

Senghaas, Dieter und Ulrich Menzel (Hrsg.): Multinationale Konzerne<br />

und D ri tte W e I t. Westdeutscher Verlag, Opladen 1979 (308 S., br., 49,- DM).<br />

In den vorliegenden Untersuchungen wird nicht nur der Versuch unternommen,<br />

Bedeutung und Verhältnis der Multinationalen Konzerne (MNK) zur Dritten Welt zu<br />

analysieren, sondern darüber hinaus die Problematik von Kontrollmöglichkeiten zu<br />

diskutieren. Die Autoren, Angehörige einer Arbeitsgruppe über die Tätigkeiten der<br />

MNK in der Dritten Welt, stellen sich mit ihren Arbeitsergebnissen in einen bewußten<br />

Gegensatz zu dem 1974 vom Bundestagsausschuß <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

veranstalteten Hearing» Tätigkeit und entwicklungspolitischer Einfluß deutscher<br />

multinationaler Unternehmen in Entwicklungsländern«, <strong>das</strong>, von der<br />

CDU/CSU-Fraktion initiiert, einer drohenden Legitimationseinbuße der MNK ent'gegenwirken<br />

sollte. Dieser Weißwäscherei stellen die Autoren ein <strong>kritische</strong>s Konzept<br />

gegenüber, <strong>das</strong> den Gegenstand auf sechs Ebenen zu erfassen sucht: auf der Basis der<br />

Auswertung entsprechender Literatur und umfangreichen empirischen Materials<br />

werden die Dimensionen von MNK-Aktivitäten in der Dritten Welt, ihre sozioökonomischen<br />

Folgen und ihre neue ren Aktionsfelder dargestellt und untersucht, sowie<br />

die Handlungsspielräume der Staaten der Dritten Welt gegenüber den MNK und die<br />

Möglichkeiten von Gegenstrategien und Kontrollchancen erörtert.<br />

Indem Junne Gründe, Typen und regionale Verteilung von Direktinvestitionen in<br />

Entwicklungsländern tableauartig auflistet und analysiert, die am Beispiel der MNK<br />

der BRD konkret untersucht werden (Kisker), man die Entwicklung zur »strukturellen<br />

Abhängigkeit« der Dritten Welt historisch im Prozeß internationaler Arbeitsteilung<br />

begreift (Senghaas/Menzel) und auf den Zusammenhang zwischen der gegenwärtigen<br />

Zunahme von MNK-Aktivitäten in Entwicklungsländern und dem meist zu<br />

engen nationalen Markt eingeht (W ohlmuth), der <strong>für</strong> die betroffenen Länder »eine<br />

ganz entscheidende Wachstumsschranke« (68) darstellt, gelingt es den Autoren, über<br />

die Grenzen nationalstaatlicher Betrachtung hinaus, die Rolle der MNK im Rahmen<br />

der Weltwirtschaft zu betrachten. Sie decken die ungeheuere Macht der MNK auf und<br />

konstatieren eine Dialektik zwischen wirtschaftlichem Wachstum, besonders im Bereich<br />

Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, Importsubstitions- und Exportindustrie<br />

als bevorzugtes Investitionsvorhaben der MNK, und bleibendem Massenelend<br />

in der Dritten Welt, <strong>das</strong> gerade in seinen Auswirkungen, z. B. durch Niedrigstlöhne,<br />

jene Investitionsanreize schafft, die zwar höchste Profite versprechen, jedoch die Beschäftigungslage<br />

der Massen als Voraussetzung zur Beseitigung des Massenelends<br />

nicht verbessert. »Mit der zunehmenden Abhängigkeit von Auslandsinvestitionen ist<br />

aber auch eine tendenzielle Verschlechterung der Beschäftigungssituation verbunden<br />

... Die statistischen Untersuchungen über den Zusammenhang von Wachstum<br />

der Beschäftigung und Wachstum der Produktion in der verarbeitenden Industrie zeigen<br />

daher auch übereinstimmend die tendenzielle Verlangsamung des Beschäftigungswachstums<br />

gegenüber dem Outputwachstum« (88). So steht einer mit importierter<br />

Technologie verbundenen sich ausweitenden Produktion ein meist viel zu en-

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