das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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X. Kongreß der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Verhaltenstherapie 257<br />
noch offener Fragen wird der DGB die Erörterung von Entsorgungskonzepten auch<br />
in Zukunft fortsetzen. Eine weitere Fachtagung zum Thema Gorleben ist geplant.<br />
Zudem wurde empfohlen, die Probleme der Kernenergieerzeugung in die gewerkschaftliche<br />
Bildungsarbeit einzubeziehen, um den - auch auf der Fachtagung sichtbar<br />
gewordenen - vielfach nur geringen Informationsstand der Gewerkschafter in Sachen<br />
Kernenergie zu verbessern und die gewerkschaftliche Willens bildung zu diesem zukunftsrelevanten<br />
Thema zu fundieren. Martin Meyer-Renschhausen (Oldenburg)<br />
X. Kongreß der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Verhaltenstherapie<br />
Hamburg, 4.10.-7.10. 1978<br />
J. Gesundheitspolitische Vorstellungen: Der diesjährige Kongreß der Deutschen<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Verhaltenstherapie (dgvt), die sich mit über 6000 Mitgliedern stolz<br />
als der Welt größter Therapieverband vorstellt, fand vor dem Hintergrund der gegenwärtigen<br />
gesundheitspolitischen Auseinandersetzungen um <strong>das</strong> geplante Psychotherapeutengesetz<br />
statt. Unter dem Leitthema »Verhaltenstherapie und Gesundheitspolitik«<br />
artikulierte der Verband seine gesundheitspolitischen Ziele und Forderungen.<br />
Die dgvt, die sich 1976 nach dem Zusammenschluß von Deutschen Berufsverband<br />
<strong>für</strong> Verhaltenstherapeuten (DBV) und der Gesellschaft zur Förderung der Verhaltenstherapie<br />
(GVT) gründete, tritt laut Satzung <strong>für</strong> die Verwirklichung einer psychosozialen<br />
Versorgung ein, die den Bedürfnissen der Bevölkerung entspricht. Im Vordergrund<br />
sollen präventive Maßnahmen stehen, die auf die Veränderung krankmachender<br />
Umweltbedingungen abzielen. Dies impliziert die Ablösung des medizinischen<br />
Krankheitsmodells durch ein sozialwissenschaftliches, welches die sozialen Bedingungen<br />
psychischer Störungen in den Vordergrund stellt. Mit einer gesellschaftlichen<br />
Entwicklung, die der Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen<br />
dient, werde die Heilbehandlung (Psychiatrie, Psychotherapie) zugunsten präventiver<br />
und pädagogischer Maßnahmen immer mehr in den Hintergrund treten.<br />
Mit dem Hinweis auf die durch die Psychiatrie-Enquete 1975 dokumentierten Mißstände<br />
in der gegenwärtigen Versorgungslage tritt die dgvt <strong>für</strong> einen sinnvollen Ausbau<br />
der psychosozialen Versorgung ein. Sie schlägt in diesem Zusammenhang eine<br />
Reihe langfristiger Maßnahmen vor, die wesentliche strukturelle Veränderungen im<br />
Gesundheitssystem implizieren und eine gemeindenahe, bedarfsgerechte und koordinierte<br />
psychosoziale Versorgung zum Ziel haben.<br />
2. Stellungnahme zum Psychotherapeutengesetz: Die dgvt lehnt den Gesetzentwurf<br />
des BMFJG zum Beruf des Psychotherapeuten folgerichtig primär auf der<br />
Grundlage ihrer gesundheitspolitischen Vorstellungen ab. In der gemeinsamen Stellungnahme<br />
von dgvt, Deutscher Gesellschaft <strong>für</strong> soziale Psychiatrie (DGsP) und Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (GwG) wird zwar <strong>das</strong> Bemühen<br />
um eine gesetzliche Regelung der Psychotherapie begrüßt, der Entwurf jedoch<br />
trotz der in ihm implizierten finanziellen und beruflichen Verbesserung <strong>für</strong> den Berufsstand<br />
der Psychologen abgelehnt. An den» Leitsätzen einer bedarfsgerechten Versorgung«<br />
gemessen, bedeutet der Gesetzentwurf eine Fortschreibung der strukturellen<br />
Mängel im Gesundheitswesen, die im wesentlichen <strong>für</strong> die katastrophalen Zustände<br />
im Bereich der psychosozialen Versorgung verantwortlich sind. So werde die<br />
Niederlassungsfreiheit <strong>für</strong> Psychologen <strong>das</strong> bereits bestehende System der Ärzte reproduzieren:<br />
Es bleibe bei einem kurativ orientierten System, in dem die Therapeuten<br />
ihre ausschließlich im Patientenkontakt erbrachten Einzelleistungen indirekt mit den