das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Entsorgung von abgebrannten Kernbrennstoffen 255<br />
kausale Erklärung nicht hinreichend ist. Aber die Einsicht, daß die Abfolge von naivem<br />
Hi tlerismus über die Totalitarismustheorien und deren phänotypische Kritik von<br />
E. Nohe zu den sozialgeschichtlichen und historisch-materialistischen Interpretationsansätzen<br />
der neuen Linken auch als eine Auseinandersetzung um den Gegenstand<br />
zu interpretieren ist, wird weitgehend verkannt. Stattdessen meinen namhafte<br />
Vertreter des Faches, sich Teilbereichen des Gegenstandes (Schule, Erziehung) ohne<br />
Blick auf die Analyse des Gesamtphänomens widmen zu können.<br />
Gerade die neuere historisch-materialistische Diskussion - angeregt u. a. auch<br />
durch die verstärkte Rezeption der Arbeiten von Neumann, Fraenkel und Bloch -<br />
vermag dagegen ein sozialgeschichtliches Inventarium zur realgeschichtlichen Analyse<br />
zur Verfügung zu stellen, <strong>das</strong> die konkrete Widersprüchlichkeit, von der jede<br />
Maßnahme im NS-Erziehungssektor geprägt war, in ersten Umrissen erfassen läßt<br />
(vgl. die Arbeiten von T. Mason und E. Hennig). Gegenüber diesem sozialwissenschaftlichen<br />
Fundus muß ein weitreichendes Defizit in der Historischen Pädagogik<br />
konstatiert werden. So ist es kein Zufall, daß neueste, Marktwert erheischende Publikationen<br />
(z. B. I. FIessau, Die Schule der Diktatur, 1977) nicht nur von historischmethodologischen<br />
Fehlern geprägt sind, sondern daß - wie beim letzteren der Fallnaiver,<br />
moralisch gefärbter Hitlerismus die Leerstelle von Gesellschaftstheorie füllt.<br />
Oder daß - so in Tagungsbeiträgen -, Vertreter der histor . Pädagogik meinen, wo auf<br />
sozialwissenschaftliehe Faschismustheorien Bezug zu nehmen wäre, mit Versatzstücken<br />
der Totalitarismustheorie operieren zu können.<br />
Gewiß gelang es der Tagung nicht, diese neue Form alter pädagogischer Selbstherrlichkeit,<br />
die bisher zum unbekümmerten Nebenher detaillistischer Forschung führte,<br />
zu überwinden. Sie hat lediglich erste, notwendige Schritte in Richtung Koordination<br />
und Integration eröffnet. Wilfried Breyvogel (Essen)<br />
» Technologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />
Bedeutung der Entsorgung von abgebrannten<br />
Kernbrennstoffen «<br />
Fachtagung des DGB-Landesbezirks Niedersachsen. Hannover,<br />
30. 11.-2. 12. 1978<br />
Auf seinem 11. Bundeskongreß im Frühjahr 1978 hat der DGB seine Haltung zum<br />
Ausbau der Kernenergieerzeugung vorläufig festgelegt. »Vor dem Hintergrund des<br />
derzeitigen Informationsstandes« erscheint ihm trotz verstärkter Steinkohlennutzung<br />
und Energieeinsparung »ein genereller Verzicht auf die Verwendung von Kernenergie<br />
gegenwärtig nicht möglich«. Die im wesentlichen wachstums- und beschäftigungspolitisch<br />
motivierte Be<strong>für</strong>wortung weiterer Kernkraftwerke wird jedoch von der Erfüllung<br />
einer Bedingung abhängig gemacht: der befriedigenden Lösung des Entsorgungsproblems.<br />
- Die Fachtagung in Hannover, an der neben Funktionären des DGB<br />
und der Einzelgewerkschaften Vertreter von Ministerien, Bürgerinitiativen, Universitäten,<br />
Kernforschungszentren und Kraftwerksherstellern teilnahmen, hatte die<br />
Funktion, die Gewerkschaften über die verschiedenen Entsorgungsverfahren zu informieren<br />
und die Formulierung einer gewerkschaftlichen Position zu erleichtern.<br />
Im Zentrum der Diskussion stand <strong>das</strong> von Industrie und Bundesregierung vertretene<br />
sog. integrierte Entsorgungskonzept . Es sieht vor, daß <strong>das</strong> in den abgebrannten<br />
Kernbrennstäben enthaltene Plutonium in einer Wiederaufarbeitungsanlage (W AA)<br />
abgetrennt wird, und die Brennstäbe danach in Salzstöcken nicht-rückholbar endgelagert<br />
werden. Es war unbestritten, daß die Vorschaltung der Wiederaufarbeitung<br />
eine Reihe von Vorteilen bietet:<br />
DAS ARGUMENT 114/1979 ©