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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Soziale Bewegung und Politik 309<br />

nialismus heraus und geht dann auf die Bauernbewegungen und die im wesentlichen<br />

erfolglosen Versuche ein, die ländlichen Verhältnisse durch technokratische Eingriffe<br />

von oben zu reformieren. Hauck zeigt, daß zwischen dem Kastensystem und der<br />

Klassengliederung der ländlichen indischen Gesellschaft spezifische Zusammenhänge,<br />

aber keineswegs Deckungsgleichheit bestehen. Hauck und Sarma Marla stellen<br />

u. a. empirisches Material zusammen, <strong>das</strong> Eigentumsverhältnisse und Verteilungsformen<br />

deutlich belegt - Hauck mit dem Ziel, <strong>das</strong> Verhältnis von Klasse und Kaste<br />

theoretisch zu durchdringen, Sarma Marla, um die sozialen Hintergründe der Bauern<br />

bewegungen zu verdeutlichen. Guha diskutiert in seinem knappen, konzentrierten<br />

Beitrag die Strategie und Taktik der Antagonisten bei den Naxalitenaufständen.<br />

Den Zusammenhang zwischen den theoretischen Ergebnissen und den Bauernbewegungen<br />

einerseits und den politischen Ereignissen seit 1975 (Ausrufung des Ausnahmezustandes)<br />

stellen Sigrist in der Einleitung und Sarma Marla im abschließenden<br />

Beitrag des Bandes her.<br />

Insgesamt enthält <strong>das</strong> Buch eine große Fülle geschichtlicher, sozioökonomischer<br />

und politischer Informationen, die von einem über alle Beiträge durch gehaltenen klaren<br />

marxistischen Standpunkt aus zusammengestellt und interpretiert werden. Der<br />

große Mangel der Aufsatzsammlung liegt am Fehlen einer durchschaubaren Konzeption<br />

<strong>für</strong> die Darstellung. Die einzelnen Informationen sind in kaum wiederauffindbarer<br />

Form über <strong>das</strong> Buch verstreut. Vor allem in den Aufsätzen von Sigrist und Sarma<br />

Marla finden sich in mitunter verwirrender Folge alle Arten von Informationen, die<br />

unter einen Hut zu bringen vom Leser erhebliche Anstrengungen erfordert. Es wäre<br />

durchaus möglich gewesen, <strong>das</strong> angesammelte Material quasi monographisch nach einer<br />

durchgehenden Konzeption zu ordnen - damit hätte die Aussagekraft der an sich<br />

schon wertvollen Information erheblich gesteigert werden können.<br />

Daniel Glass (Münster)<br />

Leman, Gudrun: Das j u g 0 s 1 a w i s c h e Mo delI. Wege zur Demokratisierung.<br />

Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt/M. - Köln 1976 (234 S., br., 22,- DM).<br />

Die Verfasserin, die bereits mehrere Arbeiten zum Thema publiziert hat, legt eine<br />

knappe Analyse der Funktionsweise und Struktur der Selbstverwaltungsorgane und<br />

der betriebswirtschaftlichen Seite des »jugoslawischen Modells« vor. Aufbauend auf<br />

die 1970 im gleichen Verlag erschienene Arbeit Roggenmanns (»Das Modell der Arbeiterselbstverwaltung<br />

in Jugoslawien«) und unter Verarbeitung vor allem jugoslawischer<br />

Quellen will sie auch »die weiterreichende Frage nach den Bedingungen und<br />

Möglichkeiten der Partizipation überhaupt« (8) untersuchen. Dabei geht Leman einerseits<br />

davon aus, daß in den »staatssozialistischen« Ländern mit dem »bürokratischen<br />

Zentralismus« - Schlagworte, die an keiner Stelle erläutert werden - kein Beitrag<br />

zur Demokratisierung geleistet worden sei (vgl. 7); allerdings deutet sie auchungleich<br />

vorsichtiger formuliert - an, daß »in den liberalen Demokratien des Westens,<br />

in denen die Verfassung jedem die Chance einräumt, die Machtausübung durch Wahlen<br />

zu beeinflussen, ( ... ) die Entscheidungsbefugnisse in der Wirtschaft noch immer<br />

vorwiegend aus dem Eigentum an den Produktionsmitteln hergeleitet« (7) würden.<br />

Dagegen bedeute Demokratisierung, »autoritäre und unfreiheitliche Strukturen<br />

überall in der Gesellschaft abzubauen« (8).<br />

Nach einem groben überblick über Entstehungsbedingungen, Ziele und theoretische<br />

Konzeptionen der Arbeiterselbstverwaltung (9-31), bei dem eine Analyse der<br />

wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in der <strong>für</strong> Jugoslawien eminent wichtigen<br />

Phase zwischen 1944 und 1948/50 leider unberücksichtigt bleibt, folgt ein längerer,<br />

vorwiegend deskriptiver Abschnitt über Organisation und Funktionsweise sowie

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