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104 Lektion 7

siegel für ihre Onlineshops. Die Folge der Marktmacht der Konsumenten ist in fast allen

Wirtschaftsbereichen ein Wechsel von Verkäufermärkten (Seller Markets) hin zu Käufermärkten

(Buyer Markets).

Netzwerkeffekte

Ein ganz typisches ökonomisches Charakteristikum im E-Commerce sind Netzwerkeffekte.

Oberstes Ziel eines Netzwerkes ist es, möglichst viele Verbindungen zwischen

den einzelnen Akteuren zu schaffen und so den Nutzen des Gesamtsystems für alle

Marktparteien zu erhöhen. Auf die Güterebene bezogen wird unter Netzwerkeffekten

verstanden, dass Konsumenten ein Gut höher bewerten, wenn es mit Produkten anderer

Konsumenten kompatibel ist (Weiber 2002). Netzwerkeffekte sind generell nicht neu.

So sind der Medien- und Telekommunikationssektor traditionell Märkte, die von intrasektoraler

Vernetzung gekennzeichnet sind. Jedoch erhöht sich durch die Konvergenz

der Industrien noch deren Bedeutung.

Es kann zwischen direkten und indirekten Netzwerkeffekten unterschieden werden. Bei

einem direkten Netzwerkeffekt steigt der Wert der Netzleistung, je mehr Nachfrager das

gleiche Gut verwenden. Bei indirekten Netzwerkeffekten erhöht sich mit steigendem

Verbreitungsgrad eines Gutes die Substituierbarkeit zwischen komplementären Gütern,

z. B. weil sich das Servicenetz verbessert oder Standards am Markt herausbilden, die

eine Massenproduktion begünstigen. Dies schlägt sich in der Regel in Qualitätsverbesserungen

bzw. Kostensenkungen nieder. Beispiele hierfür sind Standardsoftware wie

Microsoft Office, das Betriebssystem Windows oder der Messaging-Service WhatsApp.

Zwischen der Netzwerkgröße und dem Wert des Netzwerkes besteht nur ein indirekter

Zusammenhang (Weiber 2002).

Eine weitere Konsequenz der Digitalisierung ist die zunehmende Spezialisierung von

Unternehmen. Für die Wertschöpfungskette dieser Unternehmen bedeutet dies allerdings,

dass nicht effizient zu erbringende Aktivitäten und Produktionsprozesse zunehmend

ins Ausland ausgelagert bzw. fremdvergeben werden (vgl. Wirtz 2016, S. 182).

Die Netzwerkeffekte

erhöhen über möglichst

viele Verbindungen

zwischen

den Akteuren den

Nutzen des Gesamtsystems.

„The-winner-takes-itall-Prinzip“

Beim „The-winnertakes-it-all-Prinzip“

kann sich häufig nur

ein bereits am Markt

etablierter Anbieter

durchsetzen.

Obwohl der Umsatz im E-Commerce in den nächsten Jahren noch deutlich steigen

dürfte, wird dies vermutlich nicht zu einer höheren Anzahl von Online-Anbietern führen.

Das liegt u. a. daran, dass sich ein Nachfrager nur mit einer bestimmten Anzahl von

Anbietern in einem Marktsegment befassen kann. Das Prinzip, welches dahintersteckt,

wird als „The-winner-takes-it-all“ bezeichnet. Dieses Modell besagt, dass aufgrund des

zeitlichen Vorsprungs häufig nur der Erste auf dem Markt in der Lage ist, seine Online-

Community und sein Angebot so zu vergrößern, dass neue Anbieter praktisch chancenlos

sind („First-Mover“-Vorteil). Google oder Amazon hatten deswegen lange nur das

Ziel, ihren jeweiligen Marktanteil konstant zu halten. Langfristig kann dies bedeuten,

dass auf bestimmten Märkten nach einer Bereinigungs- und Akquisitionsphase eine

globale Monopolisierung stattfindet. D. h., dass nur wenige oder (ein) große(r) Anbieter

ihren jeweiligen Markt beherrschen werden, was wiederum an Amazon und Google gut

zu beobachten ist.

Innovationen und findige Wettbewerber, meist Start-ups, können etablierte Unternehmen

und ihre Marken oder Geschäftsmodelle allerdings auch gehörig unter Druck setzen

oder sogar ganz vom Markt verdrängen. Hierfür kam Mitte der 1990er-Jahre der

Begriff Disruption auf. Beispiele sind etwa die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia,

www.iubh.de

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