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ELTERN TRICKKI STE

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ECHTE FRAGEN<br />

Aufträge ohne Fragezeichen formulieren<br />

WER ETWAS VON SEINEM KIND möchte,<br />

sollte Wunsch oder Auftrag klipp und<br />

klar formulieren: »Häng deine Jacke<br />

bitte sofort auf« oder »Bring das zum<br />

Papa«. Ist ja logisch, denken Sie? Weit<br />

gefehlt. Eltern wollen meist nicht wie<br />

Befehlshaber wirken und verpacken ihre<br />

Wünsche gern in rhetorische Fragen,<br />

also solche, die gar keine sind. Denn<br />

wer mit vollen Händen »Hältst du mir<br />

die Tür auf?« fragt, meint natürlich<br />

»Halte mir mal die Tür auf«. Über ein<br />

»Nein« wäre jeder höchst verblüfft. Wir<br />

Großen wissen, dass es sich um eine<br />

höflich maskierte Bitte handelt, und<br />

greifen bereitwillig zum Türgriff. Kinder<br />

können jedoch zwischen rhetorischen<br />

Floskelfragen und echten Fragen<br />

nicht unterscheiden. Sie nehmen jede<br />

Frage für bare Münze.<br />

So kann dem, der zu Großmutters<br />

Geburtstag starten will und betulich<br />

fragt »Wollen wir jetzt zur Oma fahren?«,<br />

ein deutliches »Nein« entgegenschallen.<br />

Jetzt muss der Frager entweder<br />

um die Gunst des Kindes buhlen, um<br />

es umzustimmen. Oder er entscheidet<br />

»Doch, wir fahren jetzt«, was nach der<br />

vermeintlichen Frage-Freiheit wie eine<br />

Machtdemonstration wirkt und ein<br />

Machtkämpfchen auslösen kann. Beide<br />

Varianten sind unglücklich. Besser wäre<br />

es, in solch einem undiskutierbaren Fall<br />

von vornherein anzuordnen: »Wir zwei<br />

fahren in zehn Minuten zur Oma.«<br />

Es erleichtert die Kommunikation,<br />

wenn Sie mit dem Kind Klartext reden:<br />

»Ich möchte«, »Übernimm dies«,<br />

»Erledige das«. Wenn Sie Fragen stellen,<br />

dann echte, zu denen die Freiheit der<br />

Antwort gehört. Solche Eindeutigkeit<br />

kann übrigens auch das Miteinander<br />

von Erwachsenen vereinfachen.<br />

»Stella, kannst du mir einen Kaffee machen?«,<br />

fragte ich, faul im Sonntagsbett<br />

liegend, woraufhin meine Tochter loszog.<br />

Ich hörte die Kaffeemaschine, dann tat<br />

sich nichts mehr. »Stella, was ist mit meinem<br />

Kaffee?«, hakte ich nach. »Habe ich<br />

doch gemacht!«, kam ihre verwunderte<br />

Antwort – und ich begriff. Ich hatte<br />

»Bringe mir bitte einen Kaffee« gemeint,<br />

aber ganz anders gefragt.<br />

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