ELTERN TRICKKI STE
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ELTERN TRICKKI STE
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KEIN FALSCHES SCHONEN<br />
Unbequemes gehört dazu<br />
EIN KIND MUSS SELBSTSTÄNDIG werden<br />
– da sind sich wohl alle einig. Aber<br />
es bereitet Eltern oft Kopfzerbrechen,<br />
was sie ihrem Sprössling (schon) zutrauen<br />
und folglich erlauben können. Verbote<br />
sind aus zwei Gründen vorprogrammiert:<br />
Erstens wissen Eltern, was dem<br />
Kind schadet. Diese Verbote sind positiv<br />
und (teilweise überlebens-)wichtig: Der<br />
Stoppelhopser darf allein keine Straße<br />
überqueren, das Schulkind ohne Helm<br />
nicht mit dem Fahrrad starten.<br />
Der zweite Grund für Verbote ist negativ:<br />
Erwachsene tendieren dazu, Kinder<br />
in Watte zu packen und übermäßig<br />
zu schonen. Weil jedes Menschlein<br />
selbstständig werden will, muss es gegen<br />
zu eng gesetzte Grenzen der Großen ankämpfen<br />
– das schürt Konflikte. Überängstlichkeit<br />
schadet zudem, weil sie signalisiert<br />
»Das traue ich dir nicht zu«<br />
und so das kindliche Selbstvertrauen<br />
untergräbt.<br />
Übereifriges Schonen fängt meist<br />
schleichend an: Erst darf der Wicht nicht<br />
ohne Hilfe auf den Stuhl kraxeln, weil die<br />
Eltern fürchten, er könne stürzen, spä-<br />
ter nicht auf den Baum. Es kann sich<br />
auch auf völlig ungefährliche Situationen<br />
ausdehnen: So verschonen manche<br />
ihr Kind vom Schuhezubinden, Selberessen,<br />
Ranzentragen oder Übernachten<br />
bei anderen. »Das dauert zu lange«, »Das<br />
kannst du noch nicht« oder »Das ist zu<br />
gefährlich«, heißt es aus Bedenkenträgermund.<br />
Schade. Lauter vertane Chancen,<br />
wenn das Kind sich diese Dinge<br />
selbst zutraut. Kann es also schon Schleifen<br />
binden, lassen Sie es die Schuhe alleine<br />
anziehen – auch wenn’s etwas dauert.<br />
Und wenn die Tochter auf einem Baumstamm<br />
balancieren kann, halten Sie sie<br />
dabei nicht länger an der Hand. Übertriebenes<br />
Schonen macht Kinder nicht<br />
nur unselbstständig oder bequem, sondern<br />
es macht sie auch ängstlich, weil die<br />
Angst der Erwachsenen sich überträgt.<br />
Zudem können Fehleinschätzungen die<br />
Folge sein. Denn ein Kind, das sich als<br />
Kleinkind im Klettern nicht üben durfte,<br />
ist später ungelenk beim Kraxeln, weiß<br />
nicht, was es sich zutrauen kann. Es hat<br />
kein Gefühl dafür entwickelt. Wer dagegen<br />
in jungen Jahren vom Stuhl fiel, wird<br />
sich in ähnlichen Situationen intuitiv<br />
dar an erinnern – und wachsam klettern.<br />
Das Gehirn vergisst nichts.<br />
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