Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa
Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa
Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Aspekte von Sicherheit<br />
provinzen ab und bezieht hohe staatliche Ämter mit ein. Die<br />
Organisation basiert auf einem System von Zellen, ausgerichtet<br />
auf die zentrale Führungspersönlichkeit des Paschtunen Gulbuddin<br />
Hekmatyar. Die HIG spaltete sich 1976/77 von der zunächst<br />
einheitlichen Islamisten-Bewegung ab. Seitdem bestehen enge<br />
Kontakte zum pakistanischen Geheimdienst. Die Organisation<br />
kämpe bis 2001 in der Allianz der Taliban-Gegner. Hekmatyar<br />
selbst galt als einer ihrer einflussreichsten Führer. Angesichts<br />
häufig wechselnder Bündnisse fällt heute die Verortung der HIG<br />
im innerafghanischen Machtpoker schwer.<br />
Der Einfluss des Ghilsai-Paschtunen Jalaluddin Haqqani<br />
und seiner Familie zielt auf die Provinzen Chost, Paktika und<br />
Paktia, reicht aber fallweise bis nach Kabul und die umliegenden<br />
Provinzen. Haqqani, ehemals Lehrer an einer Koranschule,<br />
1992 Justizminister der ersten Mudschaheddin-Regierung und<br />
in der Taliban-Ära unter anderem Minister für Stammesangelegenheiten<br />
und Gouverneur in Paktia, galt bis 2001 als einer der<br />
wichtigsten militärischen Führer der Taliban. Er unterhält ein<br />
gut ausgebildetes militantes Netzwerk, das vor allem in den drei<br />
oben genannten Provinzen gegen die ISAF vorgeht und eng mit<br />
den Taliban in Verbindung steht. Haqqani verfolgt trotz seiner<br />
Einbindung in das koordinierte Vorgehen der Taliban-Führung<br />
vor allem die Wiederherstellung und Festigung des regionalen<br />
Machtanspruchs für seinen Clan. Religiös-fundamentalistische<br />
Ambitionen treten demgegenüber in den Hintergrund.<br />
Den militanten Widerstand dominieren die Taliban (Singular<br />
talib, eigentlich Koranschüler in der Ausbildung zum Mullah),<br />
die <strong>Afghanistan</strong> zwischen 1996 und 2001 miels radikal-islamischer<br />
Gesetze beherrschten und heute erneut zu einer wichtigen<br />
Kra vor allem im Süden und Osten des Landes geworden sind<br />
(vgl. den Beitrag von Conrad Scheer zum Wiederauau). Ihr<br />
Hauptoperationsgebiet umfasst die Provinzen Helmand, Kandahar,<br />
Urusgan und Sabul. Die Operation »Enduring Freedom«<br />
und der militärische Sieg der Nordallianz schwächten die Organisation<br />
zunächst empfindlich. Viele ihrer Führer kamen um.<br />
Von diesem Schlag erholten sich die Taliban jedoch weitgehend.<br />
Seit 2006 zeigt sich dies in einer steigenden Anzahl von Anschlägen<br />
gegen die Sicherheitskräe bis hin <strong>zur</strong> Schaffung eigener<br />
Verwaltungsstrukturen jenseits der staatlichen Ordnung.<br />
111