Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa
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Opium als Wirtschaftsmotor: Drogenökonomie ohne Alternativen?<br />
möglich war, bleibt angesichts all der bislang erfolglosen Bekämpfungsversuche<br />
der Internationalen Gemeinscha und der<br />
unzähligen Kampagnen der afghanischen Regierung wie auch<br />
einzelner einflussreicher Akteure in jüngerer Zeit eine ungeklärte<br />
Frage. Bereits 1999 hae die Nordallianz unter Führung Achmad<br />
Schah Massuds die Drogenproduktion verurteilt. Sie konnte jedoch<br />
damals ihrem Verbot keine Geltung verschaffen, weil sie<br />
das Territorium nur un<strong>zur</strong>eichend kontrollierte, während lokale<br />
Kommandeure sich selbst bereicherten und Miel zum Kauf von<br />
Waffen und Munition beschaen. Letztlich standen auch der<br />
Nordallianz keine alternativen Ressourcen <strong>zur</strong> Verfügung, um<br />
das Überleben der Bevölkerung sicherzustellen. Der seinerzeitige<br />
Erfolg der Taliban scheint am ehesten darauf <strong>zur</strong>ückzuführen<br />
zu sein, dass ihre Herrscha – vermielt über die Mullahs – auch<br />
die lokale Ebene erreichte und somit religiöse Argumente gegen<br />
den Drogenanbau auf breiter Basis <strong>zur</strong> Wirkung bringen konnte,<br />
bevor ihre Bewegung dann selbst immer stärker auf den Opiumhandel<br />
<strong>zur</strong>ückgriff, um nach 2001 den erneut propagierten<br />
»Dschihad« im Lande zu finanzieren.<br />
Die Übergangsregierung unter Führung von Hamid Karsai<br />
richtete Ende 2001 ein Ministerium <strong>zur</strong> Drogenbekämpfung ein.<br />
Der Präsident selbst rief Anfang 2002 öffentlich zum »Heiligen<br />
Krieg« gegen Opiumproduktion, Schmuggel und Drogenkonsum<br />
auf und 2004 eine Task Force für die Drogenbekämpfung<br />
(Eradication) ins Leben. Diese weist eine gemischte Erfolgsbilanz<br />
auf: 2006 und 2007 wurden offiziellen Angaben zufolge<br />
enorme Flächen an Opiumkulturen – 2007 angeblich mehr als<br />
19 000 Hektar – zerstört, trotzdem kam es zu Rekordernten. Im<br />
Gegensatz dazu konnten 2008 mit 3,5 Prozent oder 5480 Hektar<br />
nur auf einem Bruchteil der Anbaufläche Vernichtungsmaßnahmen<br />
durchgeführt werden.<br />
Ein grundlegendes Hindernis für umfassende Drogenbekämpfungsmaßnahmen<br />
bildet die weit verbreitete und auf allen<br />
Ebenen existierende Korruption. Selbst hochrangige Regierungsvertreter<br />
sind in den Drogenschmuggel involviert. Die Bevölkerung<br />
sieht hierin eine Doppelmoral. Einerseits prangert die<br />
afghanische Führung alle Rauschgiaktivitäten an und bedroht<br />
mit Vernichtungskampagnen grundlegende Einkommensmöglichkeiten<br />
jenes Teils der Bevölkerung, die auf den Anbau von<br />
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