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Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa

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Der afghanische Bürgerkrieg<br />

im Norden, Massud im Nordosten, paschtunische Koalitionen<br />

im Süden und Südosten sowie Ismail Khan im Westen. Alle<br />

diese regionalen Fraktionen wiesen im ökonomischen Bereich<br />

eine weitaus engere Verflechtung mit den an ihren Einflussbereich<br />

grenzenden Nachbarstaaten auf als mit anderen Landesteilen<br />

<strong>Afghanistan</strong>s. Der politische Zerfall des Landes in regionale<br />

Herrschasbereiche resultierte in erster Linie aus dem Unvermögen<br />

der Rabbani-Regierung, das Gewaltmonopol über Teile<br />

Kabuls hinaus durchzusetzen. Während Führer wie Dostum<br />

von Masar-e Scharif aus und Ismail Khan in Herat autonome,<br />

halbstaatliche Strukturen mit eigenen, relativ gut funktionierenden<br />

Ordnungssystemen etablieren konnten, wurde der Kampf<br />

um die zentrale Macht in Kabul ausgetragen. In der Hauptstadt<br />

waren seit Begründung des afghanischen Zentralstaats alle Regierungseinrichtungen<br />

ansässig. Dies erklärt, warum Kabul als<br />

Symbol des Staates heig umkämp wurde: In der Wahrnehmung<br />

der Konfliktparteien bedeutete die Kontrolle über die<br />

Hauptstadt gleichzeitig die Herrscha über das gesamte Land.<br />

Terror unter der Zivilbevölkerung<br />

Die Folgen des einsetzenden Kampfes für die Bevölkerung<br />

waren verheerend. Nachdem die Stadt und ihre Einwohner<br />

unter der sowjetischen Besatzung weitgehend verschont geblieben<br />

waren, forderten die permanente Bombardierung und Gefechte<br />

zwischen den Konfliktparteien eine dramatisch hohe Zahl<br />

an Opfern. Von den rund zwei Millionen Bewohnern vor Beginn<br />

des Bürgerkriegs kamen 60 000 bis 80 000 Menschen infolge der<br />

Kriegshandlungen um, eine halbe Million floh innerhalb des ersten<br />

Kriegsjahres 1992. Weitere Fluchtwellen folgten, bevor sich<br />

die Kampandlungen 1994 zunehmend über die Hauptstadt<br />

hinaus in die Provinzen ausdehnten. Verschiedenen Angaben<br />

zufolge lebten 1996, zum Zeitpunkt der Machtübernahme der<br />

Taliban in Kabul, nur noch 300 000 bis 600 000 Menschen in der<br />

Stadt.<br />

Den Verlauf des Bürgerkriegs prägten häufig wechselnde<br />

Allianzen der in sich heterogenen Konfliktparteien. Deren militärische<br />

Verbände setzten sich aus Einheiten untereinander kon-<br />

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