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Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa

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I. Historische Entwicklungen<br />

Mit dem Versuch, das Land zu modernisieren, scheiterte<br />

Amanullah jedoch. Er hae sich den türkischen Präsidenten<br />

Kemal Atatürk zum Vorbild genommen. Wie dieser wollte er<br />

Religion und Staat trennen, die traditionelle Rolle der Frauen ändern,<br />

die Schulpflicht für Jungen und Mädchen einführen und in<br />

einer Verfassung allen Bürgern, ungeachtet ihrer Religion und<br />

Herkun, gleiche Rechte geben. Diese Neuerungen lösten erbitterte<br />

Proteste aus. Paschtunische Stämme rebellierten, tadschikische<br />

Milizen drangen in Kabul ein, und ihr Anführer, ein Analphabet,<br />

ließ sich zum König Habibullah II. ausrufen. Amanullah<br />

floh zunächst nach Kandahar, bald darauf ins Exil nach Rom.<br />

Erst nach schweren Kämpfen gelang es General Nadir Khan, Abkömmling<br />

eines Nebenzweigs der Königsfamilie, den Aufstand<br />

niederzuschlagen und als Nadir Schah 1930 selbst den Thron zu<br />

besteigen.<br />

Der damalige Versuch, eines der rückständigsten Länder<br />

Asiens wenigstens ein Stück weit in die Gegenwart zu führen,<br />

konnte nicht gelingen. Amanullah orientierte sich an fremden<br />

Vorbildern. Doch im Gegensatz zu ihnen gab es in <strong>Afghanistan</strong><br />

keine bürgerliche Gesellschasschicht, die intellektuell, kulturell<br />

und finanziell die Reformen häe tragen können. Die Neuerungen<br />

entsprangen dem Willen des Herrschers und weniger<br />

Intellektueller in seiner Umgebung. Die Bevölkerung lehnte sie<br />

ab; sie betrachtete sie als Angriff auf Religion und angestammte<br />

Lebensweise, insbesondere auf die Unantastbarkeit der Familie.<br />

Die Menschen sahen keine Notwendigkeit, irgendetwas zu ändern.<br />

Zum ersten Mal wurde deutlich, dass die Hauptstadt sich<br />

nur in ruhigen Zeiten gegenüber den Stämmen und örtlichen<br />

Herrschaen durchsetzen konnte. Bei schweren Krisen, wie zum<br />

Beispiel unter Amanullah oder 60 Jahre später im Bürgerkrieg,<br />

erwies sich die Provinz als überlegen.<br />

38<br />

Afghanische Reformwege<br />

Die Nachfolger Amanullahs, König Nadir Schah (1930-1933)<br />

und König Sahir Schah (1933-1973), beherzigten diese Erfahrungen.<br />

Unter Nadir Schah wurden die meisten Reformen aufgehoben,<br />

die Befugnisse der örtlichen und geistlichen Führer wieder

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