06.03.2013 Aufrufe

Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa

Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa

Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

I. Historische Entwicklungen<br />

das Pandschir-Tal konnten von den sowjetischen Streitkräen<br />

während des gesamten Krieges hindurch nicht eingenommen<br />

werden. In <strong>Afghanistan</strong> dienten nie mehr als 120 000 Rotarmisten<br />

gleichzeitig, während die Vereinigten Staaten in Vietnam,<br />

das etwa ein Fünel der Fläche <strong>Afghanistan</strong>s ausmachte, zeitweise<br />

eine halbe Million Soldaten stationiert haen. Sowjetische<br />

Kommandeure mussten für große Operationen Regimentsäquivalente<br />

aus verschiedenen Bereichen »zusammenborgen«.<br />

Die Sowjetarmee bestand nicht nur aus Elitesoldaten, sondern<br />

vor allem aus jungen Wehrpflichtigen. Diese stammten zu<br />

Beginn des Krieges häufig aus sowjetischen Unionsrepubliken<br />

mit muslimischer Prägung wie Usbekistan, Kasachstan und<br />

Turkmenistan. Im Verlauf der Besatzung wurden vermehrt Slawischstämmige<br />

oder Männer aus den baltischen Republiken eingezogen,<br />

um unerwünschte Kontakte <strong>zur</strong> Bevölkerung und vor<br />

allem zu den Mudschaheddin zu verhindern. Neben der Brutalität<br />

ihres Einsatzes machte den Besatzungssoldaten der Gedanke<br />

an die Rechtmäßigkeit und Sinnhaigkeit ihres Dienstes<br />

zu schaffen und untergrub die Moral, während unter den Mudschaheddin<br />

Selbstbewusstsein und Siegeszuversicht wuchsen.<br />

Von 642 000 sowjetischen Soldaten, die bis zum Rückzug in <strong>Afghanistan</strong><br />

dienten, wurden mehr als 70 Prozent verwundet oder<br />

erkrankten ernstha, etwa 150 000 Mann alleine an Hepatitis<br />

und Typhus. Die Erfahrung des jahrelangen Krieges wurde für<br />

viele zum lebenslangen Trauma, und bis heute stehen die <strong>zur</strong>ückgekehrten<br />

»Afganzy«, viele von ihnen versehrt an Körper<br />

und Geist, am Rand der Gesellscha.<br />

Sowohl aufseiten der Regierungstruppen und Sicherheitskräe<br />

als auch unter den Mudschaheddin und der Sowjetarmee<br />

ereigneten sich Übergriffe und Verbrechen in erheblichem Ausmaß.<br />

Zudem desertierten die afghanischen Soldaten in Scharen.<br />

Umfasste die Armee vor 1978 noch 100 000 Mann, schwand ihre<br />

Zahl nach einem Jahr sowjetischer Besatzung auf nicht mehr als<br />

30 000. Die meisten waren demoralisiert, schlecht ausgebildet<br />

und wenig motiviert, in einen Kampf gegen die zu allem entschlossenen<br />

Mudschaheddin zu ziehen. Viele schlossen sich den<br />

Milizen der Warlords an und setzten den Krieg auf eigene Rechnung<br />

fort.<br />

72

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!