Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa
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I. Historische Entwicklungen<br />
trug so entscheidend <strong>zur</strong> Entstehung und Ausbreitung gewaltbereiter<br />
Netzwerke bei. Hinter der Unterstützung paschtunischer<br />
Gruppen stand auch der pakistanische Wunsch, in Kabul eine<br />
von Islamabad aus beeinflussbare Regierung zu errichten und so<br />
die guten Verbindungen zwischen <strong>Afghanistan</strong> und dem pakistanischen<br />
Rivalen Indien zu unterbrechen. Als es nach dem Ende<br />
der sowjetischen Besatzung nicht gelang, die HIG als führende<br />
Kra in <strong>Afghanistan</strong> zu etablieren, begann Pakistan mit der Unterstützung<br />
der Taliban (vgl. den entsprechenden Beitrag von<br />
Conrad Scheer), um der Willkürherrscha der afghanischen<br />
Warlords Grenzen zu setzen. Die Erfolge der Taliban wären ohne<br />
die massive Hilfe durch die pakistanische Armee und den Geheimdienst<br />
ISI nicht möglich gewesen. Erst die Anschläge vom<br />
11. September 2001 bewirkten eine Abkehr Pakistans von seiner<br />
interventionistischen Politik in <strong>Afghanistan</strong>, doch fühlt sich die<br />
afghanische Bevölkerung bis heute von Islamabad aus deutlich<br />
mehr bedroht als durch die Aktivitäten der Taliban.<br />
Von Pakistan aus wirken zahlreiche innergesellschaliche<br />
Konflikte sowie der Gegensatz mit Indien in der Kaschmir-Frage<br />
destabilisierend auf die gesamte Region. Religiöse und ethnische<br />
Auseinandersetzungen kennzeichnen das politische System der<br />
Atommacht Pakistan ebenso wie Verteilungs- und Machtkämpfe<br />
zwischen Parteien, Militärs und Feudalherren. Gewalt, Menschenrechtsverletzungen<br />
und weit verbreitete Bestechung lähmen<br />
den Auau eines leistungsfähigen und stabilen Staates.<br />
Über ethnische und politische Grenzen hinweg wirkt der Islam<br />
jedoch als verbindende Klammer der Gesellscha. Die islamische<br />
Identität kommt beispielsweise im Anspruch auf das mehrheitlich<br />
von Moslems besiedelte Kaschmir zum Ausdruck sowie<br />
in der Einflussnahme auf die Entwicklung in <strong>Afghanistan</strong>.<br />
Trotz formal demokratischer Regierungsformen putschte sich<br />
das pakistanische Militär immer wieder an die Macht im Land.<br />
Die Streitkräe, die sich auch als Schutzmacht der Muslime im<br />
Land definieren, besetzen eine innenpolitische Schlüsselstellung.<br />
Wiederholt bediente sich die pakistanische Regierung trotz der<br />
erklärten Unterstützung des US-geführten Anti-Terrorkampfes<br />
der Kräe des militanten Islamismus, um ihre Ziele bezüglich<br />
Kaschmir und <strong>Afghanistan</strong> zu verfolgen; sie sieht sich allerdings<br />
in jüngster Zeit selbst durch den Terror bedroht.<br />
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