Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa
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II. Strukturen und Lebenswelten<br />
206<br />
Achmad Schah Massud<br />
Wo immer man zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Kabul hinfährt,<br />
tri man auf große Plakate mit dem Konterfei eines Afghanen,<br />
dem posthum der Titel »Held der afghanischen Nation«<br />
verliehen wurde. Storansparente, Mosaike, Teppiche oder<br />
überdimensionale Wandgemälde an Häuserfronten zeigen das<br />
Porträt von Schah Massud. Auch wenn ihre Präsenz in jüngster<br />
Vergangenheit anscheinend abnimmt, verrät schon der gute Zustand<br />
der meist liebevoll gepflegten Porträts dem Besucher, dass<br />
es sich bei diesem afghanischen Nationalhelden um einen ganz<br />
besonderen Mann handeln muss, der sich zumindest in seiner<br />
eigenen Volksgruppe außergewöhnliche Anerkennung und Gefolgscha<br />
erworben hat.<br />
Wer ist dieser Tadschike, der am 9. September 2001 im Alter<br />
von 48 Jahren unmielbar nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten<br />
Staaten von Amerika einem Anschlag zum Opfer fiel? Wer ist<br />
dieser von seinen Anhängern zum Mythos verklärte Kämpfer aus<br />
dem Pandschir-Tal, der für die Unbezwingbarkeit im Widerstand<br />
gegen die sowjetischen Streitkräe und später gegen die Taliban<br />
steht? Wie wird man in einem Land wie <strong>Afghanistan</strong> zum Helden,<br />
wo die Gegensätzlichkeit verschiedener Volksgruppen beinahe<br />
sprichwörtlich ist?<br />
Massud wuchs als Sohn eines tadschikischen Polizeioffiziers<br />
im Pandschir-Tal auf. Von dort zog die Familie nach Herat,<br />
später nach Kabul. Seine Schulausbildung, zuletzt die Oberstufe,<br />
absolvierte er mit exzellenten Ergebnissen und neben seiner<br />
Muersprache Dari (Persisch) beherrschte er ebenso Paschto,<br />
Urdu und etwas Französisch, außerdem verfügte er über Arabischkenntnisse.<br />
Der begeisterte Sportler immatrikulierte 1973 am<br />
Kabuler Polytechnischen Institut für Ingenieurwesen und Architektur<br />
und wurde dort nach zwischenzeitlichen Kontakten<br />
zu kommunistischen Hochschulgruppen offizielles Mitglied der<br />
»Dschamiat-e Islami-ye <strong>Afghanistan</strong>« (Islamische Gemeinscha<br />
<strong>Afghanistan</strong>s).<br />
Massud geriet schon im Verlauf seiner Ausbildung immer<br />
mehr in Gegensatz <strong>zur</strong> Führung des Landes und zum Kommunismus.<br />
Um einer drohenden Festnahme zu entgehen, floh er<br />
nach Pakistan, von wo er aber mit Unterstützung des pakista-