Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa
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Anhang<br />
den Fall Kandahars am 7. Dezember 2001 ein, doch blieben Stadt und Region eine<br />
Hochburg gegen die Regierung Hamid Karsais.<br />
11. Kundus .................................................................................................................<br />
In Kundus, im Zentrum der vier nordöstlichen Provinzen Kundus, Badachschan,<br />
Baghlan und Tachar gelegen, leben Tadschiken und Usbeken. Die Stadt – bis ins<br />
20. Jh. bekannt für moskitoverseuchte Sümpfe – erreichte wie die gesamte Provinz<br />
durch die heute wieder bestehende »Spinzar Coon Company« (Spinzar ist<br />
die Bezeichnung für »Weißes Gold«, Baumwolle, auf Paschto) erheblichen Wohlstand.<br />
Kundus erlebte vor dem Zweiten Weltkrieg als eine der wenigen Städte<br />
die Anfänge einer Industrialisierung. Aus der Provinz stammt der 1947 geborene<br />
Ghilsai-Paschtune Gulbuddin Hekmatyar, Gründer der Hisb-e Islami Gulbuddin.<br />
Hekmatyar war in den neunziger Jahren zweimal afghanischer Premierminister. Im<br />
Bürgerkrieg war die Provinz Kampfgebiet. 2001 wurde die Stadt Kundus Schauplatz<br />
eines Massakers an gefangenen Kämpfern der Taliban durch usbekische Verbände<br />
der Nordallianz.<br />
12. Dschalalabad .......................................................................................................<br />
Dschalalabad ist durch seine Nähe zum Khaiber-Pass ein strategisch wichtiger Ort,<br />
da von hier aus der Zugang zu den Konar- und Laghman-Tälern überwacht werden<br />
kann. Der Großmogul Akbar erbaute das heutige Dschalalabad 1570. In der Folge<br />
war die mit warmem Klima und fruchtbarem Umland ausgestaete Stadt Garnison<br />
und Erholungsort. Im Ersten Anglo-Afghanischen Krieg hielten britische Truppen<br />
die dortige Festung über längere Zeit gegen paschtunische Krieger. Die im Januar<br />
1842 von den Paschtunen bei Chord Kabul vernichtete britische Marschkolonne<br />
befand sich auf dem Weg nach Dschalalabad. Im Bürgerkrieg wurde die Stadt weitgehend<br />
zerstört. Gegen Ende der sowjetischen Besatzung scheiterte ein groß angelegter<br />
Angriff der Mudschaheddin auf Dschalalabad. Im September 1996 brachten<br />
die Taliban die gesamte Provinz Nangarhar unter ihre Kontrolle.<br />
13. Faisabad ..............................................................................................................<br />
Badachschan mit seinem Zentrum Faisabad gehörte in der Antike zum Königreich<br />
Baktrien, stand im 15. Jh. unter der Herrscha der Timuriden, und wurde später<br />
zum unabhängigen usbekischen Fürstentum. Am Fluss Koktscha in 1200 Meter<br />
Höhe gelegen, bezog Faisabad seinen Wohlstand aus der Herstellung bzw. dem<br />
Abbau von Salz, Eisen, Schwefel sowie Edelsteinen wie Lapislazuli. Während der<br />
Herrscha Achmad Schah Durranis (1747-1773) besetzten dessen Truppen die Stadt,<br />
Teile der Bevölkerung wurden umgesiedelt. 1821 zerstörte Morad Beg, Herrscher im<br />
benachbarten Kundus, Faisabad, bevor die Provinz Badachschan 1859 gegenüber<br />
Kabul tributpflichtig und 1881 dem afghanischen Reich eingegliedert wurde. Faisabad<br />
erlangte in dieser Zeit seine alte Bedeutung teilweise wieder. Einem Erdbeben<br />
fielen 1955 große Teile der Stadt zum Opfer. Die Rote Armee nahm Faisabad 1979<br />
ein und unterhielt hier ab 1980 eine Garnison. Zwischen 1996 und 2001 beherbergte<br />
Faisabad die Regierung von Burhanuddin Rabbani. Mehrere Versuche der Taliban,<br />
Badachschan und Faisabad unter ihre Kontrolle zu bringen, konnte die Nordallianz<br />
vereiteln. Heute hat Faisabad, überwiegend von Tadschiken und Usbeken bewohnt<br />
und ausgestaet mit einem internationalen Flughafen, Bedeutung als regionales<br />
Marktzentrum. Eine Fernstraße verbindet die Stadt mit Kundus im Westen und<br />
führt nach Osten in Richtung der chinesischen Grenze. Zu den historischen Sehenswürdigkeiten<br />
zählen Reste von Befestigungsanlagen sowie einige Moscheen.<br />
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