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Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa

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Anhang<br />

264<br />

Erinnerungsorte<br />

(siehe hierzu die Klappkarte am Ende des Buches)<br />

1. Pol-e Chomri ........................................................................................................<br />

Die Lage an einer wichtigen Verkehrsader bedingte die historische Bedeutung des<br />

in der Provinz Baghlan gelegenen Pol-e Chomris als Handelszentrum. Nahe der<br />

Stadt befindet sich in Such Kotal eine Tempelanlage mit fünf Altären aus dem 2. Jh.<br />

vor unserer Zeitrechnung. Im September 1998 besetzten die Taliban die Region,<br />

in der im Tal Dara-ye Kayan nahe Pol-e Chomri auch das geistliche Zentrum der<br />

Ismailiten lag. Bei den Ismailiten handelt es sich um einen Zweig der Schiiten (Siebenerschiiten,<br />

vgl. den Beitrag von Lutz Rzehak zum Islam).<br />

2. Balch .....................................................................................................................<br />

Die Provinz Balch (Baktrien) hieß bis 1964 »Masar-e Scharif« und erhielt dann<br />

ihren heutigen Namen. Baktrien war eine östliche Provinz des Persischen Reiches<br />

und prosperierte als Verkehrsknotenpunkt für den Metall- und Warenhandel von<br />

Sibirien und Indien. Die heute kaum erwähnenswerte Stadt Balch kann auf eine<br />

erhebliche Bedeutung in der Vergangenheit <strong>zur</strong>ückblicken. Im 6. Jh. v. Chr. wirkte<br />

hier Zarathustra (Zoroaster), dessen monotheistische Lehre bis <strong>zur</strong> Ausbreitung<br />

des Islams im 7. Jh. n. Chr. die Staatsreligion im persischen Weltreich war und<br />

auf dem Gebiet des heutigen <strong>Afghanistan</strong> Verbreitung fand. Alexander der Große<br />

machte Balch im 4. Jh. v. Chr. zu einem seiner wichtigsten Stützpunkte. Zur Zeit<br />

des Kuschan-Reiches war Balch reich an buddhistischen Tempeln und die Heimat<br />

bedeutender Dichter. Die Araber nannten es »Muer der Städte«. Im 9. Jh. n. Chr.<br />

befanden sich in Balch etwa 40 Moscheen. Von ihnen ist die »Grüne Moschee« zum<br />

Teil erhalten und das älteste bislang in <strong>Afghanistan</strong> bekannte islamische Bauwerk.<br />

Vom einstigen Reichtum der Stadt zeugen heute noch antike Reste der Stadtbefestigung<br />

sowie zahlreiche religiöse Stäen. Dschingis Khan zerstörte Balch 1220<br />

fast vollständig. Die Stadt lag in Trümmern, bis die Timuriden sie im frühen 16. Jh.<br />

wieder als Handelsplatz auauten. Verbunden mit der Provinz ist der Name Emir<br />

Abdurrachmans (Regierungszeit 1880-1901), der als Kommandeur der Streitkräe<br />

von Balch zunächst die usbekischen Stammesoberhäupter von Kataghan und Badachschan<br />

unterwarf und sie <strong>zur</strong> Reunion mit Kabul zwang. Um sein Herrschasgebiet<br />

auszuweiten, unterwarf der Emir die Hasara und Nuristani.<br />

3. Masar-e Scharif .....................................................................................................<br />

Die Hauptstadt der Provinz Balch ist bekannt als Handelsplatz insbesondere für<br />

Teppiche und Textilien. Hier befindet sich der Schrein Ali ibn Abi Talibs, des vierten<br />

Kalifen. Ali, ermordet 661, war ein Veer des Propheten und heiratete dessen<br />

Tochter Fatima. Der Überlieferung nach brachten seine Anhänger die sterbliche<br />

Überreste von Kufa bei Bagdad nach Masar. Beim heutigen Schrein handelt es sich<br />

um ein Bauwerk aus dem 15. Jh. Auch andere wichtige geistliche und weltliche<br />

Führer haben ihre letzte Ruhestäe in der Stadt gefunden, darunter Mohammed<br />

Akbar Khan, der eine wichtige Rolle im Ersten Anglo-Afghanischen Krieg spielte.<br />

Masar-e Scharif ist der wichtigste Wallfahrtsort der Schiiten. Jährlich am 21. März<br />

(persischer Kalender) beginnt dort das Neujahrsfest (Naurus), das 40 Tage andauert<br />

und viele Pilger aus dem In- und Ausland anzieht. Masar-e Scharif war eines<br />

der Zentren der innerafghanischen Kämpfe seit Abzug der Sowjets. Der usbekische<br />

General Raschid Dostum beherrschte Masar-e Scharif ab 1992 als einer der zent-

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