Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa
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II. Strukturen und Lebenswelten<br />
die Errichtung des Heiligtums der Kaaba in Mekka verbunden<br />
ist. Schiiten begehen daneben einige besondere Feiertage, unter<br />
denen der Trauertag zum Gedenken an den Tod von Imam<br />
Hussein und seinen Anhängern bei der Schlacht von Kerbela<br />
(Aschura) die wichtigste Rolle spielt. Das Neujahrsfest (Naurus),<br />
das <strong>zur</strong> Frühjahrssonnenwende am 21. März begangen<br />
wird, ist für alle Muslime <strong>Afghanistan</strong>s das wichtigste Fest im<br />
Jahreszyklus und offizieller Feiertag. Es kann auf vorislamische<br />
Traditionen <strong>zur</strong>ückgeführt werden und ist damit ein weiterer<br />
Beleg für die enge Verschmelzung des Islams mit regionalen<br />
Bräuchen und Vorstellungen (vgl. hierzu die Erinnerungstage<br />
im Anhang).<br />
Religiöse Feiern begleiten den Lebenszyklus eines Gläubigen<br />
und markieren wichtige Lebensabschnie. Die Aufnahme<br />
in die islamische Gemeinscha erfolgt mit der Namensgebung,<br />
bei der ein Mullah dem Neugeborenen wenige Tage nach der<br />
Geburt einen Gebetsaufruf (Asan) ins rechte Ohr singt. Bei Mädchen<br />
ist die Anwesenheit eines Geistlichen nicht obligatorisch.<br />
Die Beschneidung der Jungen (Chatna, Sonnat) erfolgt zwischen<br />
dem siebten Tag nach der Geburt und dem Einsetzen der Pubertät,<br />
in der Regel jedoch vor Erreichen des Schulalters. Eine<br />
Eheschließung kann bereits im Kindesalter vereinbart werden.<br />
Die Hochzeit (Persisch: Arusi; Paschto: Wade), die ebenfalls in<br />
Anwesenheit eines Mullahs vollzogen wird, bildet das wichtigste<br />
Fest im Leben, denn mit dem Ehestand erlangen Männer<br />
und Frauen einen neuen sozialen Status. Dieser ändert sich wiederum<br />
durch die Elternscha, wobei vor allem die Geburt von<br />
Jungen mit großen Festen begangen wird. Aus verschiedenen<br />
Anlässen (Rückkehr eines Verwandten vom Armeedienst oder<br />
von einer langen Reise, Genesung von einer Krankheit, Abwehr<br />
offensichtlicher Bedrohungen u.a.) finden Opfer- und Almosenfeste<br />
sta, die auch bei Beerdigungen sowie vierzig Tage später<br />
zum Gedenken an einen Verstorbenen üblich sind.<br />
Religiosität und Frömmigkeit zeigen sich nicht nur an den<br />
freigiebigen Opfergaben und Almosen, die an Feiertagen verteilt<br />
werden. Ebenso deutlich werden diese Verhaltensweisen der inneren<br />
religiösen Lebensführung auch vermielt durch das fünfmalige<br />
tägliche Gebet, das die Gläubigen zu verrichten haben,<br />
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