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Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa

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Mündliche Tradierung von <strong>Geschichte</strong><br />

Während immer wieder vor allem weibliche Kulturschaffende in<br />

der Hauptstadt angegriffen oder gar getötet wurden, behauptete sich<br />

Afifi in Kabul und brachte Themen wie Krieg, Korruption, Willkür<br />

und Gewalt in leicht verständlicher Weise auf die Bühne. Figuren wie<br />

Mullahs, Warlords oder Drogenhändler zogen die Aufmerksamkeit<br />

der Zuschauer auf sich. Afifis Projekte bannten ein Publikum, das die<br />

von der Bühne herab vermielten Botschaen in einer höchst unmittelbaren<br />

und emotionalen Weise aufnahm, wie das für europäische<br />

Verhältnisse eher ungewohnt ist.<br />

Insbesondere einheimische Frauen riskieren mit einem Engagement<br />

als Darstellerin oder durch den bloßen Besuch einer Vorstellung Anfeindung<br />

und Strafe. Für viele konservativ denkende Afghanen bleibt<br />

das Theater ein Medium, dem man besser mit Misstrauen und aus<br />

sicherer Entfernung begegnen sollte. Dennoch bekommt das Kabuler<br />

Publikum neben Stücken von Samuel Becke oder Molière heute auch<br />

Werke junger afghanischer Autoren geboten – etwa von Schülerinnen<br />

verfasste Szenen über das Leben unter den Taliban. Mehr als 20<br />

Theatergruppen existieren milerweile in <strong>Afghanistan</strong>. Dort spielen<br />

Jugendliche, die noch vor wenigen Jahren nicht einmal eine Schule<br />

besuchen konnten. Einige Truppen touren trotz drohender Anschläge<br />

durch das ganze Land und brauchen für ihre Aufführungen weder<br />

Elektrizität noch Zuschauer, die des Lesens mächtig sind. (bc)<br />

Auch örtliche Fehden, Naturkatastrophen, ruhmreiche Wekämpfe<br />

beim Pferdesport (Buskaschi) oder Ereignisse der Lokal-<br />

und Innenpolitik werden in Liedern besungen, die in den vielfältigsten<br />

Formen in fast allen Sprachen <strong>Afghanistan</strong>s belegt sind.<br />

Aktuelle Formen historischer Überlieferung<br />

Historische Lieder entstehen auch heute noch, und nicht wenige<br />

von ihnen sind nach wie vor Kriegslieder. Wie früher werden<br />

sie in den verschiedensten Landesteilen verfasst und von lokalen<br />

Vorlesern und Sängern vorgetragen, doch im Gegensatz zu früheren<br />

Zeiten ist ihre Verbreitung nicht mehr notwendigerweise<br />

lokal begrenzt. Musikkasseen, Audio- und sogar Video-CDs<br />

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