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Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa

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II. Strukturen und Lebenswelten<br />

Opium angewiesen sind. Andererseits zählen Regierungsvertreter<br />

selbst zu den größten Nutznießern der Drogenwirtscha. In<br />

den Augen des Volkes verliert die politische Führung in Kabul<br />

deshalb zunehmend an Glaubwürdigkeit und Legitimität.<br />

Dementsprechend lassen sich auch mit diesem gegenwärtig<br />

fast ausschließlich auf die Vernichtung der Feldbestände und<br />

Ernten ausgerichteten Lösungsansatz nicht die erhoen Erfolge<br />

erzielen. Vernichtungskampagnen treffen allein die Bauern, die<br />

in der Regel am wenigsten von der Opiumproduktion profitieren.<br />

Regionale Händler und die in den internationalen Drogenschmuggel<br />

verwickelten Akteure, die ca. 80 Prozent der Profite<br />

abschöpfen, bleiben hingegen ungeschoren. Von der Regierung<br />

und ihren Verbündeten angestoßene Vernichtungsaktionen – am<br />

stärksten engagiert sind dabei die USA und Großbritannien<br />

– führen insbesondere im Süden <strong>Afghanistan</strong>s zu einer verstärkten<br />

Hinwendung der einfachen Leute zu den Taliban, weil sie als<br />

Bauern ihre Felder vor Übergriffen schützen wollen, um so ihr<br />

Überleben zu sichern. Dies eröffnet neue Fronten im bewaffneten<br />

Kampf zwischen Regierungstruppen, Alliierten und Taliban.<br />

Im Teufelskreis von Verbrechen und zunehmender Destabilisierung<br />

sorgen korrupte Polizeikräe dafür, dass gerade die ärmsten<br />

Bauern am härtesten von Vernichtungsaktionen betroffen<br />

sind: Sie können es sich nicht leisten, Bestechungsgelder an die<br />

für die Bekämpfung Verantwortlichen sowie Angehörige von Sicherheitsorganen<br />

zu zahlen.<br />

Denkbare ökologische und gesundheitliche Folgen der Besprühung<br />

aus der Lu sprechen ebenso gegen ausschließliche<br />

Vernichtungsaktionen von Mohnkulturen auf den Feldern wie<br />

ein zu erwartender Preisanstieg für Drogen als Folge des knapper<br />

werdenden Angebots – Letzterer würde wiederum nur die<br />

Verdienstspanne der Händler erhöhen. Um die Drogenwirtscha<br />

in <strong>Afghanistan</strong> langfristig in den Griff zu bekommen, muss vielmehr<br />

auf mehreren Ebenen angesetzt werden. Dies beinhaltet einerseits<br />

sozialpolitische Maßnahmen <strong>zur</strong> Nachfragereduzierung<br />

nach Heroin und anderen Drogen im Westen, andererseits multisektorale<br />

Interventionen im Herkunsland.<br />

Die unter den Begriffen »alternative Entwicklung« angesiedelten<br />

Ansätze gehen davon aus, dass der Kampf gegen die<br />

Armut eine der wirksamsten Strategien <strong>zur</strong> Drogenbekämpfung<br />

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