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Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa

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II. Strukturen und Lebenswelten<br />

Von einer afghanischen Armee im westlichen Sinn konnte zu<br />

diesem Zeitpunkt keine Rede sein, und bis in die Zeit der International<br />

Security Assistance Force (ISAF) stellt der Auau moderner<br />

afghanischer Streitkräe eine enorme Herausforderung<br />

dar. Afghanen, insbesondere Paschtunen, sind hervorragende<br />

Krieger, obwohl sie kaum dem westlichen Bild von professionellen<br />

Soldaten entsprechen.<br />

186<br />

Kampf und Krieg in der afghanischen<br />

Vorstellungswelt<br />

Dieser Aspekt leitet zu der Frage über, worauf die kriegerische<br />

Einstellung der Afghanen gründet. Am Beispiel der Paschtunen<br />

und ihrer mündlich tradierten Verfassung, dem Paschtunwali<br />

– auch vielfach als Ehrenkodex bezeichnet –, sollen hier einige<br />

zentrale Überzeugungen hinsichtlich des kollektiv organisierten<br />

Krieges und des individuellen Kampfes im Zusammenhang<br />

mit männlichen Vorstellungen von Ehre und Schande erläutert<br />

werden. Das für die Paschtunen in <strong>Afghanistan</strong> und Pakistan bestimmende<br />

Menschen- oder Gesellschasbild ist dasjenige des<br />

Ghairatman (gespr.: Rairatman), des »richtigen« Paschtunen.<br />

Um diesem Idealbild eines ehrenwerten Mitglieds der Gemeinscha<br />

zu entsprechen, muss ein paschtunischer Mann »Nang«<br />

und »Namus« besitzen, das heißt Ehre. Ein richtiger Mann innerhalb<br />

der paschtunischen Gesellscha ist dementsprechend<br />

allein ein »Nangialai«: ein Verteidiger und Beschützer, ein mutiger<br />

Mann und tapferer Held, der seinem Stamm Ruhm und<br />

Ehre bringt.<br />

Der Begriff Namus bezieht sich im engeren Sinn auf die<br />

Schamhaigkeit der Frau, die zum Ehrbereich des Mannes zählt.<br />

Paschtunen unterscheiden ein direktes und indirektes Namus,<br />

wobei sich das indirekte Namus auf die verheirateten Töchter<br />

bezieht, die mit der Heirat dem direkten Namus-Bereich ihrer<br />

Ehemänner unterstehen. Derjenige paschtunische Mann, der<br />

seinen Nang- und Namus-Pflichten nicht nachkommt, ist kein<br />

richtiger Paschtune und kein Ehrenmann. In neuerer Zeit zählen<br />

auch das Stammesland und das Heimatland zum Namus-

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