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Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa

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<strong>Afghanistan</strong> als Staat im 20. Jahrhundert<br />

Dandys, Blumenkinder und Thrill-Seeker<br />

Die Wahl <strong>Afghanistan</strong>s als Reiseziel mutet aus heutiger Sicht reichlich<br />

bizarr an, und auch das Auswärtige Amt rät vom Urlaub in der Region<br />

ab. Dies war nicht immer so. Das Gebiet am Hindukusch galt vielmehr<br />

als exotisches Ziel abseits ausgetrampelter Pfade des Massentourismus.<br />

Schon der »Vater aller Historiker«, der griechische Persienreisende<br />

Herodot, beschrieb die Einwohner des heutigen Kandahars im<br />

6. Jh. vor unserer Zeitrechnung als »die kriegerischten aller Inder«. An<br />

dieser Sicht sollte sich im Laufe der <strong>Geschichte</strong> nicht viel ändern, und<br />

so war die Zahl der europäischen Reisenden in die Region überschaubar.<br />

Einen Anfang machte in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

der exzentrische britische Dandy Robert Byron, dessen Reisebericht<br />

»Road to Oxiana« – benannt nach dem antiken Namen des Amudarja<br />

– noch immer als Meilenstein des Genres gilt. Ihm folgten die Schweizer<br />

Schristellerinnen Annemarie Schwarzenbacher und Ella Maillart,<br />

die am Vorabend des Zweiten Weltkrieges die Region mit dem Auto<br />

erkundeten. Der abenteuerliche Trip der beiden wurde 2001 unter<br />

dem Titel »Die Reise nach Kafiristan« verfilmt.<br />

Ganz anders sah es ein Vierteljahrhundert später aus: »Camping in<br />

Kabul«, so hieß das Moo der von 1968 bis 1978 jährlich über 40 000<br />

auf dem Hippie-Trail nach Indien durchreisenden Blumenkinder,<br />

die auf der Suche nach Selbstverwirklichung und getrieben von Zivilisationsmüdigkeit<br />

und Abenteuerlust die Länder am Hindukusch<br />

bevölkerten. Die Gastfreundscha der Einheimischen, die Unberührtheit<br />

der Landscha sowie das billige und qualitativ hochwertige Haschisch<br />

machten Kabul, die seinerzeit liberalste Stadt der islamischen<br />

Welt, zu einem araktiven Reiseziel. Dort gaben sich Uschi Obermaier,<br />

die Stilikone der Drop-Outs, oder Michael »Bommi« Baumann, einer<br />

der Gründer der Stadtguerilla-Truppe »Bewegung 2. Juni« und auf<br />

der Flucht vor dem BKA, die Klinke in die Hand. »Die Stadt war voll<br />

von Langhaarigen, die Dope geraucht haben«, schildert er Kabul in<br />

seinen Memoiren. Auch der bekannte Weltenbummler Bruce Chatwin<br />

machte hier 1970 Stippvisite. Spätestens nach der »Saur-Revolution«<br />

1978 war mit dem bunten Treiben im Lande allerdings Schluss.<br />

Während sowjetischer Besatzung und Bürgerkrieg kamen Reisen<br />

nach <strong>Afghanistan</strong> völlig zum Erliegen. Der derzeitige afghanische Minister<br />

für Transport und Zivilreisen steht vor der schwierigen Aufgabe,<br />

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