Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa
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II. Strukturen und Lebenswelten<br />
das stets als sichere Provinz im äußersten Nordosten galt, weist<br />
darauf hin, dass das Unsicherheitsargument allein nicht überzeugen<br />
kann.<br />
Vielmehr bietet das komplexe Zusammenwirken mehrerer<br />
Umstände eine Erklärung für die in den letzten Jahrzehnten<br />
stagefundene Ausbreitung der Drogenwirtscha in <strong>Afghanistan</strong>.<br />
Hierzu zählen die verbreitete Armut und das Vorhandensein<br />
funktionierender Absatzmärkte für Opium, aber auch<br />
naturräumliche Ursachen wie Klima und Naturkatastrophen<br />
(in Badachschan zwang 2006 eine Dürre die Bauern, in größerem<br />
Maßstab auf die Kultivierung von Opium <strong>zur</strong>ückzugreifen).<br />
Kulturell-historische Einflüsse wie die lange Tradition des<br />
Opiumanbaus treten neben gesellschalich-politische Rahmenbedingungen<br />
wie eine fehlende Ordnungsmacht des Staates in<br />
abgelegenen Regionen. Obwohl der Islam den Anbau, Handel<br />
und Konsum von Rauschgi eigentlich verbietet, bilden die genannten<br />
Faktoren in ihrer Summe einen idealen Nährboden für<br />
die Drogenökonomie.<br />
Auch die Argumente gegen den Mohnanbau sind vielschichtiger<br />
Natur. Das zuständige UN-Büro für Drogen und Kriminalität<br />
(UNODC) führte beispielsweise 2006 erstmals eine Erhebung<br />
zu der Frage durch, warum viele Bauern trotz ökonomischer<br />
Schwierigkeiten nicht auf Schlafmohnanbau umsteigen. Dabei<br />
gab immerhin ein Driel der Befragten an, sie würden aus religiösen<br />
Gründen niemals Opium produzieren. An zweiter Stelle<br />
nannten die ausgewählten Landbesitzer, dass sie kein Opium anbauen<br />
würden, wenn der lokale Ältestenrat dies verurteile. Dagegen<br />
stellten Bedenken und Angst vor möglichen Ernteausfällen<br />
aufgrund der Mohnvernichtung durch Regierungstruppen,<br />
Polizei oder internationale Einheiten für die Befragten kein überzeugendes<br />
Argument gegen den Anbau von Schlafmohn dar.<br />
238<br />
Versuche der Eindämmung<br />
Der Taliban-Regierung gelang es in der Erntesaison 2001 erfolgreich,<br />
einen von Mullah Omar verhängten Opiumbann in den<br />
von ihr kontrollierten Gebieten durchzusetzen, und dies trotz<br />
einer vorangegangenen dreijährigen Dürreperiode. Wie dies