Wegweiser zur Geschichte: Afghanistan - MgFa
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I. Historische Entwicklungen<br />
In den Grenzgebieten herrschen paschtunische Stämme, die<br />
in Pakistan nach den Pundschabis und den Sudhis die drigrößte<br />
Bevölkerungsgruppe stellen. Eine große Zahl von Flüchtlingen<br />
sowie der Machtanspruch lokaler und regionaler Potentaten begrenzen<br />
die Einflussmöglichkeiten der pakistanischen Regierung<br />
zusätzlich. Die paschtunischen Stammesgesellschaen sind in<br />
Pakistan noch fester gefügt als auf afghanischer Seite, da hier die<br />
katastrophalen Auswirkungen von Jahrzehnten des Bürgerkriegs<br />
fehlen.<br />
Viele Familien profitieren von der Drogenökonomie als einem<br />
der wenigen funktionierenden Erwerbszweige. In der Grenzregion<br />
liegt das Pro-Kopf-Einkommen nur etwa bei der Häle des<br />
pakistanischen Durchschnis. Mangelnde Zukunsperspektiven<br />
führen zu einer Landflucht der Bevölkerung. Dies vergrößert die<br />
sozialen Probleme in den Städten und lässt dort Slums entstehen,<br />
die ebenso wie die Flüchtlingslager ideale Rekrutierungsbasen<br />
für radikale Gruppierungen darstellen. Ohne finanzielle Unterstützung<br />
vor allem durch die USA, die keineswegs der Volkswirtscha<br />
zugute kam, sondern in die Aufrüstung des Militärs floss,<br />
wäre Pakistan wohl bereits bankro.<br />
Ebenso wie auf afghanischer Seite kämpfen auch in den<br />
pakistanischen Stammesgebieten militante Extremisten und<br />
Stammeskrieger gegen den Zentralstaat und jedwede »Verwestlichung«,<br />
als deren Hauptrepräsentant die Vereinigten Staaten<br />
angesehen werden. Sie beabsichtigen die Einführung der Scharia<br />
und gehen gegen westliche Musik, Mädchenschulen oder<br />
moderne Kleidung vor. Spektakuläre Anschläge ereigneten sich<br />
zuletzt am 2. März 2008, als ein Selbstmordaentäter während<br />
einer Stammesversammlung in der Nordwestgrenzprovinz<br />
mehr als 40 Personen tötete, und in Islamabad, wo am 20. September<br />
bei einem Bombenanschlag auf das Marrio-Hotel mehr<br />
als 50 Menschen ums Leben kamen und fast 300 verletzt wurden.<br />
Die meisten Militanten haben familiäre Bindungen in die Region,<br />
in der sie ihren bewaffneten Kampf durchführen. Lokale<br />
Gruppen in Pakistan operieren insgesamt überwiegend auf eigenem<br />
Territorium. Grenzüberschreitende Angriffe finden nur in<br />
Ausnahmefällen sta, doch planen Kommandeure der Taliban<br />
von Städten wie Peschawar und Quea aus Operationen in Af-<br />
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