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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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Zum an<strong>der</strong>en wird darauf verwiesen, dass<br />

die finanzielle Belastung des Aufziehens<br />

<strong>und</strong> Erziehens von Kin<strong>der</strong>n auf Haushaltsebene<br />

beachtlich ist. Diese entsteht nicht<br />

nur in den direkten Kosten für Nahrung,<br />

Kleidung <strong>und</strong> Bildung des Kindes, son<strong>der</strong>n<br />

insbeson<strong>der</strong>e in den Opportunitätskosten<br />

einer Familiengründung. Unter Opportunitätskosten<br />

versteht man mögliche Nutzen<br />

<strong>und</strong> Erträge einer Alternativtätigkeit, die<br />

einem Individuum aufgr<strong>und</strong> einer Aktivität<br />

o<strong>der</strong> Mittelverwendung zur Realisation<br />

an<strong>der</strong>er Lebensziele entgehen. Opportunitätskosten<br />

einer Familiengründung sind aufgr<strong>und</strong><br />

einer Unterbrechung <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit<br />

das entfallene individuelle Einkommen<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen geringeren<br />

Rentenansprüche. Zu den Opportunitätskosten<br />

zählen aber auch die Geldsummen, die<br />

man nicht an<strong>der</strong>weitig verwenden kann, da<br />

Aufwendungen für Kin<strong>der</strong> notwendig sind.<br />

Hinzu kommen das niedrigere Arbeitslosigkeitsrisiko<br />

von erwerbstätigen Nicht-Eltern<br />

im Vergleich zu erwerbstätigen Eltern, da<br />

Kin<strong>der</strong>lose durchweg eine höhere Flexibilität<br />

aufweisen, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nutzen einer stetigen<br />

Beschäftigung bezüglich des eigenen Humankapitals.<br />

Nicht-monetäre Opportunitätskosten<br />

schlagen sich in Formen <strong>der</strong> Diskriminierung<br />

von Müttern insbeson<strong>der</strong>e junger<br />

Kin<strong>der</strong> am Arbeitsplatz (»Rabenmutter«)<br />

nie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> darin, dass Frauen mit Kin<strong>der</strong>n<br />

bei wichtigen Projekten aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

erwarteten kin<strong>der</strong>abhängigen Zeitpräferenzen<br />

weniger berücksichtigt werden – Letzteres<br />

gilt vor allem für qualifizierte Berufe.<br />

Diese skizzierten Opportunitätskosten sind<br />

aus ökonomischer Perspektive eine wichtige<br />

Determinante des Fertilitätsverhaltens.<br />

Sich rational verhaltende Individuen wägen<br />

individuelle Kosten <strong>und</strong> Erträge von Alternativsituationen<br />

ab <strong>und</strong> wählen die Alternative,<br />

welche den höchsten Nutzen bringt.<br />

Wird angestrebt, die Geburtenrate zu<br />

erhöhen, erscheint es aus ökonomischen<br />

Perspektiven zweckmäßig, die Opportunitätskosten<br />

von Kin<strong>der</strong>n zu verringern. Dies<br />

kann z. B. durch die Zahlung eines Elterngeldes<br />

geschehen. Das Elterngeld ist jedoch<br />

zusätzlich durch qualitativ hochwertige Kin<strong>der</strong>betreuung<br />

sowie flexible Arbeitszeitarrangements<br />

zu ergänzen, um Müttern eine<br />

Erwerbstätigkeit zu ermöglichen.<br />

Aus ökonomischer Perspektive ist eine solche<br />

nachhaltige Familienpolitik aus folgenden<br />

Gründen sinnvoll:<br />

1. Die Bevölkerungsschrumpfung <strong>und</strong> -alterung<br />

<strong>und</strong> die damit einhergehende Verringerung<br />

des Erwerbstätigenpotentials <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> ansteigende Altenquotient haben negative<br />

Effekte auf das wirtschaftliche Wachstum.<br />

Eine erhöhte Frauenerwerbsquote<br />

kann den zukünftigen Arbeits- bzw. Fachkräftemangel<br />

vermeiden o<strong>der</strong> zumindest<br />

abmil<strong>der</strong>n. Nachhaltige Familienpolitik ist<br />

daher gleichzeitig auch Wachstumspolitik.<br />

2. Kin<strong>der</strong> – als zukünftige Erwerbstätige –<br />

haben positive externe Effekte für die<br />

Gesellschaft. Eine höhere Fertilitätsrate<br />

kann <strong>der</strong> demographischen Entwicklung<br />

entgegenwirken.<br />

3. Armut in Familien – insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Alleinerziehenden hauptsächlich hervorgerufen<br />

durch die Nicht-Erwerbstätigkeit von<br />

Müttern – vermin<strong>der</strong>t die zukünftigen Chancen<br />

von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> führt gesamtwirtschaftlich<br />

zu negativen externen Effekten.<br />

Nachhaltige Familienpolitik soll zu einer<br />

Verbesserung <strong>der</strong> finanziellen Situation von<br />

Familien führen. Letztendlich soll aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Steigerung <strong>der</strong> Geburtenrate, die eine<br />

Absenkung des Altenquotienten impliziert,<br />

die Lage <strong>der</strong> gesamten Gesellschaft verbessert<br />

werden.<br />

Familienpolitik kann aber nur dann nachhaltig<br />

sein, wenn sie auf die sich verän<strong>der</strong>nden<br />

demographischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen reagiert <strong>und</strong> von <strong>der</strong>

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