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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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86 87 V. Feststellungen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

lichen, wohlhabenden o<strong>der</strong> verarmten, bildungsfernen<br />

Milieus – können beide Ebenen<br />

Dinge leisten, zu denen die jeweils an<strong>der</strong>e<br />

Ebene nicht in <strong>der</strong> Lage ist.<br />

Unsere Überlegungen zu Subsidiarität <strong>und</strong><br />

kleinen Lebenskreisen führen zu den folgenden<br />

Erkenntnissen <strong>und</strong> Empfehlungen:<br />

1. Mit dem Ende des Familienideals des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts muss das Prinzip familiärer<br />

Lebensführung nicht aufgegeben werden:<br />

Kin<strong>der</strong> zu haben <strong>und</strong> im familiären<br />

Raum großzuziehen, sich wechselseitig zu<br />

unterstützen, füreinan<strong>der</strong> einzustehen <strong>und</strong><br />

zu versuchen, das eigene Leben selbst zu<br />

gestalten. Es muss neu gestaltet werden.<br />

Auch wenn wir heute noch nicht wissen, wie<br />

die Lebensformen <strong>der</strong> Zukunft aussehen,<br />

lassen sich doch einige Rahmenbedingungen<br />

nennen, die es erleichtern werden, das<br />

Prinzip Familie auch in Zukunft sinnerfüllt<br />

zu leben.<br />

2. Zu den wichtigsten Bedingungen <strong>der</strong><br />

Weiterentwicklung familiärer Lebensformen<br />

in einer neuen Vielfalt gehört, dass kleine<br />

Lebenskreise <strong>und</strong> neue Lebensformen <strong>der</strong><br />

Familien mit <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gemeinde rechnen<br />

können. Denn die wichtigsten Rahmenbedingungen<br />

von Subsidiarität <strong>und</strong> personaler<br />

Solidarität werden auf <strong>der</strong> gemeindlichen<br />

Ebene geschaffen. Das setzt voraus,<br />

dass sich neben <strong>der</strong> B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebene<br />

eine kommunale Familienpolitik<br />

entwickeln kann. Denn nur dort werden<br />

entsprechende lokale Rahmenbedingungen<br />

geschaffen. Dies gilt vor allem für die von<br />

uns vorgeschlagene Erweiterung <strong>der</strong> Familienpolitik<br />

auf das Kindeswohl <strong>und</strong> das Wohl<br />

<strong>der</strong> Älteren.<br />

3. Unter Gesichtspunkten <strong>der</strong> Subsidiarität<br />

sind im Verhältnis zur Familie <strong>und</strong> den kleinen<br />

Lebenskreisen we<strong>der</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong> noch<br />

die Län<strong>der</strong> in allen Fällen die unmittelbar<br />

nächsthöhere Ebene. Nächsthöhere Ebene<br />

ist zunächst immer die Gemeinde, wenn es<br />

darum geht, Familien auch dann Teilhabe zu<br />

sichern, wenn sie selbst dazu nicht in <strong>der</strong><br />

Lage o<strong>der</strong> durch ihre eigenen kulturellen<br />

Vorstellungen daran gehin<strong>der</strong>t sind. Damit<br />

wird deutlich, dass es bei Subsidiarität im<br />

hier verstandenen Sinne auch um die<br />

Begründung eines neuen Wechselverhältnisses<br />

geht: <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> eigenen<br />

Lebensperspektiven <strong>und</strong> <strong>der</strong> professionellen<br />

Unterstützung, die sich durch die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen einer sich schnell wandelnden<br />

Gesellschaft ergeben.<br />

Nur die Kommune <strong>und</strong> ihre Zivilgesellschaft<br />

können angesichts ihrer Sachverhaltsnähe<br />

dazu beitragen, dass auch die Familien <strong>und</strong><br />

Kin<strong>der</strong>, denen es aus unterschiedlichen<br />

Gründen schwerfällt, sich nachbarschaftlich<br />

zu engagieren <strong>und</strong> sich wechselseitig zu<br />

unterstützen, Möglichkeiten für nachbarschaftliche<br />

<strong>und</strong> kommunale Teilhabe finden.<br />

Dies gilt vor allem für Familien, die aus<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Kulturen zu uns<br />

gekommen sind. Auch hier bedarf es geeigneter<br />

Strategien, die zu einem eigenen<br />

Engagement führen. Aber es bedarf auch<br />

entsprechen<strong>der</strong> Angebote, sich selbst in<br />

einen <strong>der</strong>artigen Prozess <strong>der</strong> Teilhabe einzubringen<br />

– wie etwa die Stadtteilmütter in<br />

Berlin-Neukölln. Denn auch hier geht es um<br />

die produktive Gestaltung eines neuen<br />

Wechselverhältnisses zwischen <strong>der</strong> Entwicklung<br />

einer eigenständigen Lebensperspektive<br />

im Raum <strong>der</strong> Familie <strong>und</strong> <strong>der</strong> kleinen<br />

Lebenskreise <strong>und</strong> professioneller<br />

Unterstützung. Dieses Wechselverhältnis<br />

muss den Herausfor<strong>der</strong>ungen entsprechen,<br />

vor die uns eine sich stark wandelnde<br />

Gesellschaft stellt.<br />

4. Im Bereich <strong>der</strong> Wirtschaft können Familien<br />

<strong>und</strong> kleine Lebenskreise nur dann ihre<br />

Kraft <strong>und</strong> Wirksamkeit entfalten, wenn die<br />

Unternehmen <strong>und</strong> die Kommunen intelligente<br />

Antworten auf die neuen Bedürfnisse<br />

entwickeln, die sich aus <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

Arbeitswelt ergeben. Traditionelle Maßstäbe

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