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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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tanz unterschiedlicher Lebensformen weltweit<br />

zu vermarkten. Allerdings fehlt bisher<br />

in den meisten dieser städtischen Konzepte<br />

eine Vorstellung davon, wie diese Weltoffenheit<br />

<strong>und</strong> Akzeptanz an<strong>der</strong>er Lebensstile<br />

auch dann praktiziert werden kann, wenn<br />

die Lebensformen <strong>und</strong> Lebensstile <strong>der</strong><br />

Zuwan<strong>der</strong>er selbst einer solchen Akzeptanz<br />

eher kritisch gegenüberstehen.<br />

Dies ist kein deutsches Problem. An<strong>der</strong>e<br />

Län<strong>der</strong>, etwa Israel, mit einer Bevölkerung<br />

aus Mitglie<strong>der</strong>n ganz unterschiedlicher<br />

Nationen mit unterschiedlichen Sprachen<br />

<strong>und</strong> unterschiedlichen kulturellen Mustern<br />

haben viel früher begonnen zu begreifen,<br />

dass sich Integration <strong>und</strong> Weltoffenheit in<br />

einer heterogenen Bevölkerung nur dann<br />

realisieren lassen, wenn gleichzeitig politische<br />

Strategien den Zuwan<strong>der</strong>ern, <strong>und</strong> zwar<br />

allen, nicht nur den am Arbeitsprozess<br />

Beteiligten, die Möglichkeit geben, sich als<br />

Teil <strong>der</strong> neuen Gesellschaft zu fühlen. Wir<br />

werden in <strong>der</strong> Folge einige Projekte <strong>und</strong><br />

Konzepte skizzieren, die möglicherweise als<br />

eine wichtige Voraussetzung für solche integrativen<br />

Ansätze in <strong>der</strong> kommunalen Familienpolitik<br />

zu verstehen sind.<br />

Die folgende Tabelle 1 zeigt, dass sich die<br />

Leistungsdifferenzen zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

im Wesentlichen auf die unterschiedlichen<br />

Auslän<strong>der</strong>anteile bei den<br />

Jugendlichen, vor allem <strong>der</strong> zweiten Generation,<br />

zurückführen lassen. Während bei<br />

<strong>der</strong> Gesamtbetrachtung aller untersuchten<br />

Jugendlichen Sachsen <strong>und</strong> Thüringen<br />

gemeinsam mit Bayern <strong>und</strong> Baden-Württemberg<br />

das Spitzenfeld bilden, demgegenüber<br />

die an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> abfallen, bewegt<br />

sich Rheinland-Pfalz, wenn Kin<strong>der</strong> mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> nicht berücksichtigt<br />

werden, ähnlich wie Berlin <strong>und</strong> Hamburg<br />

auf dem Niveau von Sachsen o<strong>der</strong> sogar<br />

leicht darüber. Beson<strong>der</strong>s dramatisch sind<br />

die Differenzen zwischen den Ergebnissen<br />

in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n, wenn die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendlichen <strong>der</strong> zweiten Generation<br />

betrachtet werden, in <strong>der</strong> beide Eltern im<br />

Ausland geboren wurden.<br />

Selbst wenn man in Rechnung stellt, dass<br />

die westdeutsche Einwan<strong>der</strong>ungspolitik<br />

lange Zeit vor allem darauf abgezielt hat,<br />

bildungsferne Zuwan<strong>der</strong>er nach Deutschland<br />

zu holen, weil sie nur einfachste Tätigkeiten<br />

durchführen sollten, <strong>und</strong> daher nicht<br />

zu erwarten ist, dass die Kin<strong>der</strong> aus bildungsfernen<br />

Familien das Niveau <strong>der</strong> relativ<br />

gut gebildeten deutschen Bevölkerung<br />

schnell erreichen, so macht gerade das<br />

Abschneiden <strong>der</strong> zweiten Generation deutlich,<br />

dass die Integration <strong>und</strong> Teilhabe <strong>der</strong><br />

nachwachsenden Generation keinesfalls ein<br />

quasi von selbst verlaufen<strong>der</strong> Prozess ist.<br />

Auch wenn wir aus den PISA-Studien wissen,<br />

dass türkische Eltern im Durchschnitt<br />

fünf Bildungsjahre weniger aufweisen als<br />

deutsche Eltern (Baumert/Stanat/Watermann<br />

2006) <strong>und</strong> Deutschland damit von<br />

allen Vergleichslän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> PISA-Studien<br />

die größten Bildungsunterschiede in <strong>der</strong><br />

Elterngeneration aufweist, ist eine solche<br />

Verschlechterung <strong>der</strong> Integration, gemessen<br />

am schulischen Leistungsniveau, in<br />

Deutschland ungewöhnlich. Denn wenn<br />

auch die westdeutsche Bildungsreform in<br />

den 60er <strong>und</strong> 70er Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

nicht die damals erhoffte Chancengleichheit<br />

gebracht hat (Dahrendorf 1965;<br />

Peisert 1967), so ist doch festzuhalten, dass<br />

Kin<strong>der</strong> aus bildungsfernen Schichten, die<br />

ihren Bildungsstatus im Laufe ihres Lebens<br />

verbessert haben, ihren Kin<strong>der</strong>n meist eine<br />

weitere Verbesserung <strong>der</strong> Bildungsmöglichkeiten<br />

eröffnet haben (Müller/Schmid 2003).<br />

Daher ist es sicher richtig <strong>und</strong> begrüßenswert,<br />

dass viele B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> angesichts<br />

<strong>der</strong> PISA-Ergebnisse begonnen haben, ihre<br />

Schulsysteme so umzustrukturieren, dass<br />

nicht bestimmte Kin<strong>der</strong> schon durch den<br />

Schulabschluss diskriminiert werden, <strong>und</strong><br />

die Kin<strong>der</strong>betreuung auszubauen, um so<br />

eine bessere Teilhabe <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> die<br />

Entwicklung ihrer Sprache zu ermöglichen.

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