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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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kleineren Städten zu sein, die aus naheliegenden<br />

Gründen nicht über dieses Potential<br />

verfügen.<br />

Genau darin liegt aber die zentrale Frage:<br />

ob nicht die einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> ihre<br />

Familien- <strong>und</strong> Sozialpolitik so neu formulieren<br />

müssen, dass sie es ermöglicht, auch<br />

das Kindeswohl als Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

Unterstützungsleistungen <strong>und</strong> Zuweisungen<br />

an die Kommunen <strong>und</strong> Kreise als wichtigen<br />

Maßstab für das landespolitische Handeln<br />

zu akzeptieren. Die Fokussierung auf die<br />

Entwicklungschancen von Kin<strong>der</strong>n im Konzept<br />

des Kindeswohls, das hier nur kursorisch<br />

definiert werden kann, gibt den oberen<br />

Gebietskörperschaften immer die Möglichkeit<br />

zu prüfen, was mit den entsprechenden<br />

Mitteln geschehen ist. Konkret<br />

jedoch wirkt sie im Sinne einer Revolution.<br />

Denn die konkreten Maßnahmen, Initiativen<br />

<strong>und</strong> Entwicklungslinien, die das Handeln<br />

<strong>der</strong> politischen Entscheidungsträger <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> örtlichen Zivilgesellschaft beeinflussen,<br />

werden unmittelbar auf <strong>der</strong> kommunalen<br />

Ebene entwickelt.<br />

Auf diese Weise entsteht bei gleichen Zielen<br />

eine erhebliche Vielfalt sehr unterschiedlicher<br />

Strategien. Mit ihr lässt sich die Heterogenität<br />

Deutschlands weit besser abbilden<br />

als mit <strong>der</strong> Vorstellung, <strong>der</strong> B<strong>und</strong> könne<br />

durch eine standardisierte Familienpolitik –<br />

wie in <strong>der</strong> Sozialpolitik – diese unterschiedlichen<br />

Lebensbedingungen innerhalb <strong>der</strong><br />

Regionen angleichen. Im vorigen Abschnitt<br />

wurde gezeigt, dass sich die Heterogenität<br />

Deutschlands, die sich durch die demographische<br />

Entwicklung früherer Jahrzehnte<br />

ergeben hat, vermutlich nicht beeinflussen<br />

lässt. Niemand wird glauben, dass die<br />

Geburtenrate von 0,95 in Heidelberg durch<br />

irgendwelche b<strong>und</strong>espolitischen Maßnahmen<br />

auf das Niveau von Tuttlingen mit 1,55<br />

angehoben werden kann.<br />

Es ist aber nicht auszuschließen, dass jungen<br />

Heidelbergern, die sich Kin<strong>der</strong> wün-<br />

schen, durch ein spezifisch auf Heidelberg<br />

bezogenes Programm zur Entwicklung des<br />

Kindeswohls nicht nur die Möglichkeit<br />

geboten wird, in Heidelberg zu bleiben,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Chance, vorhandene Kin<strong>der</strong>wünsche<br />

dort zu realisieren. Die Freiheitsspielräume,<br />

die das Subsidiaritätsprinzip<br />

den kleinen Einheiten einräumt, führen<br />

also nicht dazu, die Heterogenität <strong>der</strong><br />

Gesellschaft nur hinzunehmen. Vielmehr<br />

bleiben durch das gemeinsame Ziel <strong>der</strong> Entwicklung<br />

kindlicher Lebenschancen, orientiert<br />

am Kindeswohl, die unterschiedlichen<br />

Strukturen <strong>und</strong> Lebensformen <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Regionen bestehen; gleichzeitig werden<br />

durch diese unterschiedlichen Perspektiven<br />

<strong>und</strong> Strategien die Entwicklungschancen<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in den Regionen verbessert.<br />

4 Das Wohl <strong>der</strong> Älteren<br />

Beginnen wir mit <strong>der</strong> Illustration unseres<br />

Problems durch eine Parabel, die wir<br />

Johann Peter Hebel verdanken: Ein Wan<strong>der</strong>smann<br />

begegnet einem Bauern, <strong>der</strong> auf<br />

seiner Schulter ein Brett mit drei Broten<br />

trägt. Auf die Frage des Wan<strong>der</strong>smannes,<br />

warum er drei Brote gebacken habe, obwohl<br />

er doch nur eines essen könne, erwi<strong>der</strong>t <strong>der</strong><br />

Bauer, mit seiner Frau könne er nur ein Brot<br />

essen. Aber ein zweites habe er für seine<br />

Eltern gebacken. Von denen habe er nämlich<br />

seinen Hof übernommen, <strong>und</strong> sie hätten<br />

vieles geschaffen, was ihm heute nutzen<br />

könne, dafür sage er Dank. Das dritte Brot<br />

sei für seine Kin<strong>der</strong> bestimmt, damit sie<br />

eines Tages für ihn das Brot backen werden.<br />

4.1 Der Auftrag einer neuen Familienpolitik<br />

In unserer Zeit <strong>und</strong> unserem Leben ist fast<br />

alles an<strong>der</strong>s geworden, als es im Leben des<br />

Bauern war. Aber eines ist gültig geblieben:<br />

Die Kin<strong>der</strong> verdanken ihr Leben ihren<br />

Eltern. Sie sind als Kin<strong>der</strong> auf ihre Solidarität<br />

<strong>und</strong> die ihrer Lebenskreise angewiesen.<br />

Und ihre alten Eltern rechnen später auf<br />

ihre Kin<strong>der</strong>. Jedoch für knapp 30 Prozent<br />

<strong>der</strong> Angehörigen <strong>der</strong> geburtenstarken Jahrgänge,<br />

die von Anfang <strong>der</strong> 50er bis gegen

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