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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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können. Hier bedarf es also einer Kombination<br />

von Paten <strong>und</strong> Professionellen. Patenschaftsmodelle<br />

haben zudem den Vorteil,<br />

ältere Menschen, die sich noch in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft engagieren wollen, entsprechend<br />

ihrer Lebenserfahrung an <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

teilhaben zu lassen. So gibt es sehr erfolgreiche<br />

Mentoren, die Jugendlichen aus<br />

unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten<br />

dabei helfen, sich in Lehre <strong>und</strong> Beruf<br />

zurechtzufinden. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Lebenserfahrung<br />

können sie es häufig besser als die<br />

Eltern, die zu diesen Bereichen nicht immer<br />

über den Zugang verfügen wie diese erfahrenen<br />

Menschen.<br />

Während das »traditionell-warme« Modell<br />

davon ausging, dass die Mutter alle Verantwortung<br />

für die kindliche Entwicklung<br />

trägt, gehen diese neueren Modelle davon<br />

aus, dass die Entwicklungsbedingungen <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> auch dann hinreichend beachtet<br />

werden, wenn die Paare <strong>und</strong> Familien in<br />

einen nachbarschaftlich unterstützenden<br />

Kontext eingebettet sind, <strong>der</strong> neben freiwilligen<br />

<strong>und</strong> zivilgesellschaftlich engagierten<br />

Menschen auch eine professionelle Basis<br />

enthält, mit <strong>der</strong>en Hilfe sich die höheren<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Eltern auch außerhalb<br />

<strong>der</strong> Familie bewältigen lassen. In einem<br />

solchen Kontext können Kin<strong>der</strong> nicht nur<br />

auf <strong>der</strong> Basis einer stabilen Eltern-Kind-<br />

Beziehung Selbstachtung entwickeln, son<strong>der</strong>n<br />

erleben auch, welche Bedeutung die<br />

Gemeinde, die Nachbarschaft <strong>und</strong> die ältere<br />

Generation für die eigene Entwicklung<br />

haben können.<br />

3 Das Kindeswohl als Maßstab kommunaler<br />

Familienpolitik<br />

Wenn wir in Deutschland über kindliche<br />

Entwicklung <strong>und</strong> die Teilhabechancen von<br />

Kin<strong>der</strong>n sprechen, neigen wir dazu, dies<br />

wesentlich auf die Bildung von Kin<strong>der</strong>n zu<br />

reduzieren. Die Prominenz von PISA, IGLU<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Bildungsstudien in <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Debatte, die Diskussion um Schulfor-<br />

men, die Entwicklung <strong>der</strong> vorschulischen<br />

Betreuungsangebote <strong>und</strong> Unterstützungsleistungen<br />

für Familien werden im Regelfall<br />

mit <strong>der</strong> Chancengleichheit von Kin<strong>der</strong>n im<br />

Bildungssystem begründet. Kindliche Entwicklung<br />

<strong>und</strong> kindliche Teilhabe sind aber<br />

nur in begrenztem Maße von den Kognitions-<br />

<strong>und</strong> Motivationsfaktoren abhängig, die<br />

für den Schulerfolg wichtig sind.<br />

Die kindliche Entwicklung hängt von<br />

einem Bündel unterschiedlicher Faktoren<br />

ab: <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>en körperlichen Entwicklung,<br />

<strong>der</strong> Sicherheit, sich in <strong>der</strong> räumlichen<br />

Lebensumwelt zu bewegen, <strong>der</strong><br />

Fähigkeit, stabile Beziehungen zu Mutter<br />

<strong>und</strong> Vater aufrechtzuerhalten, auch wenn<br />

diese getrennt sind, Beziehungen zu<br />

Fre<strong>und</strong>en zu haben, in Schule, Nachbarschaft<br />

<strong>und</strong> Familie möglichst keine Gewalterfahrungen<br />

zu erleben, <strong>und</strong> natürlich<br />

eben auch davon, dass die Schule, die<br />

Ausbildung <strong>und</strong> auch die vorschulischen<br />

Einrichtungen individuelle För<strong>der</strong>ungsstrategien<br />

für Kin<strong>der</strong> so entwickeln, dass auch<br />

die Kin<strong>der</strong>, die die Standardvorstellungen<br />

nicht erfüllen, entsprechende Entwicklungschancen<br />

bekommen.<br />

Aus einer solchen Perspektive des kindlichen<br />

Wohlbefindens o<strong>der</strong> des Kindeswohls<br />

als Gr<strong>und</strong>lage von Familienpolitik wird<br />

deutlich, dass Familienpolitik immer auch<br />

kommunale Politik sein muss, weil die hier<br />

genannten Dimensionen <strong>der</strong> kindlichen Entwicklung<br />

nur auf dieser konkreten Ebene<br />

im Alltag von Kin<strong>der</strong>n tatsächlich zusammenspielen.<br />

Eine solche Orientierung am<br />

Kindeswohl ist bisher nur in wenigen Kommunen<br />

erkennbar. Ges<strong>und</strong>heitsämter,<br />

Jugendämter, Ämter für Straßenbau <strong>und</strong><br />

Verkehrsplanung, Bildungsverwaltungen,<br />

Polizei <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e für die Sicherheit<br />

zuständige Institutionen arbeiten zwar von<br />

Zeit zu Zeit zusammen. Aber hinsichtlich<br />

einer systematischen kommunalen Familienpolitik<br />

finden sich in Deutschland nur<br />

wenige Ansätze, die versuchen, gemeinsam

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