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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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heute auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> revidierten OECD-<br />

Skala kommt mit etwa 15 Prozent (Eggen/<br />

Rupp 2006) auf fast ähnliche Werte wie in<br />

den 1950er Jahren, als es in Deutschland<br />

mit den damals großen ökonomischen<br />

Schwierigkeiten nicht leicht war, Arbeitsplätze<br />

für Mütter mit Kin<strong>der</strong>n zu bekommen,<br />

geschweige denn Betreuungsplätze für<br />

Kin<strong>der</strong> während <strong>der</strong> Arbeitszeit <strong>der</strong> Mütter.<br />

Auch wenn sich diese Zahlen wegen <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />

nicht vergleichen lassen, ist es für den deutschen<br />

Wohlfahrtsstaat skandalös, dass ausgerechnet<br />

die ökonomisch <strong>und</strong> politisch<br />

schwächste Gruppe am stärksten von relativer<br />

Armut betroffen ist. Das hängt einerseits<br />

damit zusammen, dass <strong>der</strong> deutsche<br />

Wohlfahrtsstaat an<strong>der</strong>s als Schweden o<strong>der</strong><br />

Finnland lange an <strong>der</strong> Fiktion festgehalten<br />

hat, eine Familie habe vom Einkommen des<br />

Haupternährers (Vater) zu leben; zudem sei<br />

die Trennung eines Paares ein »Betriebsunfall«,<br />

<strong>der</strong> sich dadurch ausgleichen lasse,<br />

dass <strong>der</strong> Haupternährer auch nach <strong>der</strong><br />

Trennung in <strong>der</strong> Lage sein müsse, <strong>der</strong> Familie,<br />

von <strong>der</strong> er sich getrennt hat, einen angemessenen<br />

Lebensstandard zu garantieren.<br />

Dabei zeigt <strong>der</strong> Vergleich (Abbildung 5),<br />

dass in allen europäischen Län<strong>der</strong>n, seien<br />

es die häufig positiv zitierten nordeuropäischen<br />

Sozialstaaten o<strong>der</strong> die südeuropäischen<br />

Län<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Deutschland, von den<br />

Familien, in denen die Mutter allein für sich<br />

<strong>und</strong> ihre Kin<strong>der</strong> ökonomisch sorgt, etwa ein<br />

Drittel unter <strong>der</strong> relativen Armutsgrenze<br />

des jeweiligen Landes liegt.<br />

Die in <strong>der</strong> deutschen Sozialpolitik lange<br />

vorherrschende Betonung <strong>der</strong> Rolle des<br />

Vaters als Haupternährer für alle familiären<br />

Lebensformen beruhte auf zwei Fehleinschätzungen.<br />

Die Entscheidung, als Paar<br />

gemeinsam ein Kind aufzuziehen, wird auch<br />

heute noch von den meisten Eltern in dieser<br />

Form getroffen. Und wie immer wie<strong>der</strong><br />

bestätigt wird, wächst auch sowohl in Ostwie<br />

in Westdeutschland die Mehrzahl aller<br />

Abbildung 5: Staatliche Transferleistungen<br />

im europäischen Vergleich<br />

Armutsraten vor <strong>und</strong> nach Transferleistungen 2001<br />

(in Prozent)<br />

Dänemark<br />

Finnland<br />

Österreich<br />

Deutschland<br />

Schweden<br />

Nie<strong>der</strong>lande<br />

Belgien<br />

Luxemburg<br />

Frankreich<br />

Alle<br />

Großbritannien<br />

Spanien<br />

Irland<br />

Portugal<br />

Italien<br />

Griechenland<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />

nach Transferleistungen vor Transferleistungen<br />

Quelle: Heikkilä et al. 2006<br />

Kin<strong>der</strong> bei ihren beiden Eltern auf (zwischen<br />

65 <strong>und</strong> 85 Prozent). Allerdings<br />

bedeutet die Entscheidung für ein Kind<br />

heute nicht mehr in allen Fällen, immer<br />

gemeinsam mit dem Vater o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mutter<br />

des Kindes zu leben. Treue, Partnerschaft<br />

<strong>und</strong> wechselseitige Verlässlichkeit sind auch<br />

heute in einer Beziehung ebenso hohe<br />

Werte wie vor 30 o<strong>der</strong> 40 Jahren (Schmidt/<br />

Dekker/Matthiesen/Starke 2006). Allerdings<br />

wird heute gesellschaftlich akzeptiert, dass<br />

Treue <strong>und</strong> Partnerschaft nicht notwendigerweise<br />

ein Leben lang, das selbst viel länger<br />

geworden ist, halten müssen. Neben dem<br />

Konzept einer lebenslangen Beziehung in

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