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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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60 61 III. Für eine neue Familienpolitik<br />

in allen an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

den USA seit langem üblich.<br />

Zwar beginnen die Mütter mehrerer Kin<strong>der</strong><br />

schon mit 20 bis 24 Jahren, ihre Kin<strong>der</strong> zu<br />

bekommen, durchschnittlich werden die<br />

meisten ersten Kin<strong>der</strong> jedoch zwischen dem<br />

26. <strong>und</strong> 36. Lebensjahr ihrer Mütter geboren.<br />

Die Geburt <strong>der</strong> zweiten Kin<strong>der</strong> beginnt<br />

bei diesen Frauen auch schon mit 23 Jahren.<br />

Ähnlich verhält es sich mit dem dritten<br />

Kind, da einige Frauen mit 26 bis 28 Jahren<br />

ein drittes Kind haben, aber die meisten<br />

dieser Kin<strong>der</strong> jenseits des 30. Lebensjahres<br />

geboren werden.<br />

Der Reproduktionszyklus beträgt bei drei<br />

Kin<strong>der</strong>n etwa sechs bis acht Jahre. Daher<br />

fängt beim Schuleintritt des ersten Kindes<br />

das letztgeborene Kind möglicherweise<br />

gerade an zu laufen o<strong>der</strong> liegt noch in <strong>der</strong><br />

Wiege. Angesichts <strong>der</strong> unzureichenden<br />

Tagesbetreuung auch für Schulkin<strong>der</strong>, wenn<br />

schon die »verlässliche Gr<strong>und</strong>schule« nicht<br />

in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n gesichert ist, bleibt<br />

die Chance für Mütter mehrerer Kin<strong>der</strong>,<br />

eine Erwerbsbeteiligung zu planen, ohne<br />

eine solche zuverlässige Betreuung auch <strong>der</strong><br />

älteren Kin<strong>der</strong> ein Wunschtraum.<br />

Die Verspätung Deutschlands, Österreichs<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz hinsichtlich des Ausbaus<br />

einer kindgerechten Ganztagsschule, die<br />

nicht unbedingt dem straffen Regiment des<br />

französischen Schulsystems folgt, son<strong>der</strong>n<br />

sich an an<strong>der</strong>en Konzepten schulischer Bildung<br />

in Europa orientieren kann, ist für die<br />

meisten Eltern eine ferne Utopie. Denn<br />

wenn auch einzelne B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> inzwischen<br />

in den Ausbau von Ganztagsschulen<br />

investiert haben, ist <strong>der</strong> Rückstand in diesem<br />

Bereich noch unverhältnismäßig größer<br />

als im vorschulischen Bereich. Der Ausbau<br />

des vorschulischen Bereichs wird aufgr<strong>und</strong><br />

des hier skizzierten Geburtenrhythmus<br />

allenfalls die Mütter mit einem <strong>und</strong> zwei<br />

Kin<strong>der</strong>n unterstützen können, während<br />

gerade bei <strong>der</strong> Mehrkin<strong>der</strong>familie mit drei<br />

<strong>und</strong> mehr Kin<strong>der</strong>n Bildungsangebote in<br />

Ganztagsschulen eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />

dafür sind, dass Mütter darüber nachdenken,<br />

wie sie möglicherweise die Verantwortung<br />

für ihre Kin<strong>der</strong> mit ihrem Partner so<br />

organisieren können, dass sich auch für sie<br />

berufliche Alternativen ergeben.<br />

Hinter dieser klar artikulierten Vorstellung,<br />

Möglichkeiten zu schaffen, um Beruf <strong>und</strong><br />

Familie auch für Mehrkin<strong>der</strong>familien vernünftig<br />

aufeinan<strong>der</strong> zu beziehen, steht aber<br />

auch die Überlegung, dass die heutigen<br />

Mütter gegenüber ihrer eigenen Müttergeneration<br />

eine längere Lebenserwartung von<br />

etwa zwölf Jahren haben. Diese höhere<br />

Lebenserwartung lässt sich, wie schon im<br />

<strong>Bericht</strong> »Starke Familie« gezeigt, nicht mehr<br />

ohne weiteres mit dem klassischen Modell<br />

des dreigeteilten Lebenslaufes ausfüllen,<br />

weil aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> relativ späten Geburten<br />

in Deutschland rein zeitlich kein nahtloser<br />

Übergang von <strong>der</strong> Mutter- in die Großmutterrolle<br />

möglich ist, wie man sich das noch<br />

in den 50er <strong>und</strong> 60er Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

vorgestellt hat. Denn wenn das<br />

durchschnittliche Erstgebärendenalter in<br />

Deutschland heute bei 28 Jahren liegt, wird<br />

eine Mutter mit zwei Kin<strong>der</strong>n die Sozialisationsphase<br />

auch bei großzügiger Berechnung<br />

von 15 Jahren spätestens mit 45 Jahren<br />

beendet haben. Ihre Tochter wird aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach aber erst dann<br />

selbst ein Kind bekommen, wenn die Mutter<br />

zwischen 56 <strong>und</strong> 60 Jahre alt ist. Der zweite<br />

Enkel wird sich frühestens zwischen dem<br />

60. <strong>und</strong> 65. Lebensjahr einstellen, was<br />

erhebliche Wartezeiten für eine mögliche<br />

Großmutterrolle bedeutet.<br />

Die Organisation <strong>der</strong> Teilhabe von Müttern<br />

an <strong>der</strong> Berufswelt o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en außerfamiliären<br />

Aktivitäten ist also nicht nur <strong>der</strong><br />

ökonomischen Situation <strong>der</strong> Familie<br />

geschuldet. Es geht auch um die Frage, wie<br />

sich ein viel längeres Leben mit einem verän<strong>der</strong>ten<br />

»Timing« <strong>der</strong> Rollen so gestalten<br />

kann, dass in je<strong>der</strong> Lebensphase eine eigen-

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