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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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schiedlichster Zusammensetzung jahrelang<br />

zusammenhält, bringt neue Wohnmodelle<br />

hervor, sogar Zusammenschlüsse in Rentner-Dörfern,<br />

in denen man selbst angebautes<br />

Gemüse, Fahrzeuge, Gärten <strong>und</strong> Betreuungs-Dienstleistungen<br />

teilt.<br />

So sieht es aus, wenn die Institutionen versagen,<br />

die heute verantwortlich für soziale<br />

Dienstleistungen sind: <strong>der</strong> Sozialstaat <strong>und</strong><br />

die Familien. Im Vorangegangenen wurde<br />

gezeigt, welche Strukturen die Entfaltung<br />

des Subsidiaritätsprinzips auf gesamtstaatlicher<br />

<strong>und</strong> kommunaler Ebene stärken o<strong>der</strong><br />

behin<strong>der</strong>n. Abschließend soll hier noch auf<br />

Rahmenbedingungen hingewiesen werden,<br />

die in die an<strong>der</strong>e Richtung wirken: Alterung<br />

<strong>und</strong> Schrumpfung, Frauenerwerbsquote <strong>und</strong><br />

eine Arbeitswelt, die Flexibilität <strong>und</strong> Mobilität<br />

for<strong>der</strong>t.<br />

Unsere Vorstellungen davon, wie alte Menschen<br />

ihre letzten Wochen <strong>und</strong> Monate verbringen<br />

sollten, stammen aus <strong>der</strong> Zeit von<br />

Großfamilien mit vielen Geschwistern <strong>und</strong><br />

Enkeln, die am gleichen Ort leben. Noch<br />

werden mehr als 80 Prozent aller Pflegebedürftigen<br />

zu Hause betreut. Bei älteren<br />

Männern kümmert sich meist die Ehefrau,<br />

bei alten Frauen die nicht berufstätige Tochter<br />

o<strong>der</strong> Schwiegertochter. In den neuen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n pflegen mehr Männer als in<br />

Westdeutschland, was vermutlich mit <strong>der</strong><br />

höheren Arbeitslosigkeit dort zusammenhängt.<br />

Die Pflegeversicherung bringt dringend<br />

benötigte Zusatzeinkünfte.<br />

Die nächste Generation von Pflegebedürftigen<br />

braucht an<strong>der</strong>e Modelle. Immer mehr<br />

erwachsene Kin<strong>der</strong> leben nicht am gleichen<br />

Ort wie ihre Eltern. Nicht nur die Söhne,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Töchter <strong>und</strong> Schwiegertöchter<br />

haben fast immer Jobs. Viele haben<br />

Arbeitgeber, die Flexibilität <strong>und</strong> Mobilität<br />

erwarten. Gerade auf die Frauen <strong>der</strong> geburtenstarken<br />

Jahrgänge kommen deshalb<br />

schwierige Entscheidungen zu. Sie wissen,<br />

was von ihnen erwartet wird, wenn die<br />

Eltern Hilfe brauchen. Aber wie sollen sie<br />

diesen Erwartungen gerecht werden? Und<br />

wollen sie es überhaupt?<br />

Viele Menschen, die Angehörige pflegen,<br />

werden selber krank. Manchmal quälen sie<br />

die hilfsbedürftigen Alten <strong>und</strong> tragen mit<br />

Verspätung alte Konflikte aus <strong>der</strong> Kindheit<br />

aus. Oft ertragen sie die psychischen Belastungen<br />

nicht. Sie kommen nicht damit<br />

zurecht, dass die an Demenz erkrankte<br />

Mutter ihre Kin<strong>der</strong> nicht mehr erkennt o<strong>der</strong><br />

sich plötzlich Zahnpasta in die Haare<br />

schmiert.<br />

Die offizielle Alternative zur häuslichen<br />

Pflege ist das Heim – für die meisten Menschen<br />

ist es allerdings eine unangenehme<br />

Perspektive, im Pflegeheim leben zu müssen.<br />

Den Vater o<strong>der</strong> Opa in einer gepflegten<br />

Seniorenresidenz unterzubringen, ist für die<br />

meisten Familien nicht finanzierbar, schließlich<br />

ist die Pflegeversicherung nur eine Teilkasko-Versicherung.<br />

Was bezahlbar ist, ist<br />

häufig nicht gut – <strong>und</strong> das wird in Zukunft,<br />

mit einer steigenden Zahl von Pflegefällen,<br />

nicht besser sein. Schon heute werden alte<br />

Menschen in Heimen oft schlecht versorgt.<br />

Alte, die noch eine Toilette benutzen könnten,<br />

werden stattdessen gewickelt. Unruhige<br />

Patienten werden mit Tabletten ruhiggestellt.<br />

Statt Bettlägerige zu füttern, werden<br />

Magensonden eingeführt. Die medizinischen<br />

Dienste <strong>der</strong> Krankenkassen <strong>und</strong> auch die<br />

verschiedenen Altenberichte <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />

haben solche Missstände in Pflegeheimen<br />

regelmäßig protokolliert.<br />

Die Versorgung alter Menschen dürfte<br />

schwieriger werden, dabei ist sie schon<br />

heute nicht gut – Angehörige sind überfor<strong>der</strong>t,<br />

die Vorstellung, ins Heim wechseln zu<br />

müssen, ist für die meisten Menschen ein<br />

Graus, <strong>und</strong> so arrangieren sich Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

in <strong>der</strong> Illegalität <strong>und</strong> heuern schwarzarbeitende,<br />

meist aus Osteuropa stammende<br />

Pflegekräfte an.

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