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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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42 43 III. Für eine neue Familienpolitik<br />

mindestens so groß sind wie die Konsequenzen<br />

<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Geburtenraten<br />

in den letzten Jahrzehnten.<br />

Möglicherweise hängt die Konzentration <strong>der</strong><br />

Diskussion über den Erfolg <strong>der</strong> neuen Familienpolitik<br />

auf den Anstieg o<strong>der</strong> den Rückgang<br />

<strong>der</strong> Geburtenraten auch damit zusammen,<br />

dass sowohl die öffentliche Debatte<br />

wie auch die demographische Forschung<br />

die Zusammenhänge nicht angemessen <strong>und</strong><br />

überzeugend dargestellt haben. Diese bestehen<br />

zwischen dem demographischen Strukturwandel,<br />

den ökonomischen Wandlungsprozessen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Neugestaltung von Subsidiarität<br />

<strong>und</strong> Solidarität in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Familie, die ihrerseits aus<br />

unterschiedlichen Gründen nicht mehr dem<br />

klassischen Bild <strong>der</strong> in Gemeinde <strong>und</strong> Nachbarschaft<br />

eingebetteten Familie mit kleinen<br />

Kin<strong>der</strong>n entspricht. Manchmal will es so<br />

scheinen, als ob allein durch die Steigerung<br />

von Geburtenraten die Antworten auf die<br />

sich aus diesem <strong>Wandel</strong> ergebenden<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen gef<strong>und</strong>en werden könnten.<br />

Dabei ist diese Verengung <strong>der</strong> Debatte<br />

nicht allein den Medien geschuldet. Vielmehr<br />

vermitteln gerade manche wissenschaftlichen<br />

Publikationen den Eindruck,<br />

vor allem die positive o<strong>der</strong> negative Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Geburtenrate löse die zentralen<br />

Zukunftsprobleme unserer Gesellschaft,<br />

soweit sie von <strong>der</strong> Familienpolitik zu beeinflussen<br />

ist.<br />

Im Folgenden soll gezeigt werden, dass die<br />

demographische Entwicklung in Kombination<br />

mit bestimmten ökonomischen Entwicklungen<br />

auch unabhängig von <strong>der</strong> Zahl<br />

<strong>der</strong> geborenen Kin<strong>der</strong> neue Antworten für<br />

die Solidarität <strong>und</strong> Subsidiarität in unserer<br />

Gesellschaft erwartet, soweit dies von <strong>der</strong><br />

Familie <strong>und</strong> den kleinen Lebenskreisen<br />

geleistet werden kann, welche Familie zum<br />

Mittelpunkt haben o<strong>der</strong> ihre zu geringe<br />

Leistungsfähigkeit ausgleichen. Dabei werden<br />

zunächst die spezifischen demographischen<br />

Wandlungstendenzen in Deutschland<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Frage von Subsidiarität <strong>und</strong><br />

Solidarität im Einzelnen dargestellt, <strong>und</strong><br />

zwar im internationalen Vergleich, um dann<br />

die Konsequenzen zu skizzieren, die sich<br />

aus <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> familiären Lebensformen<br />

für die Subsidiarität <strong>und</strong> Solidarität<br />

in unserer Gesellschaft ergeben. Diesen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

gerecht zu werden, ist eine <strong>der</strong><br />

großen politischen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

nächsten Jahrzehnte. Vor allem <strong>der</strong> B<strong>und</strong> als<br />

wichtigster Akteur <strong>der</strong> Familienpolitik kann<br />

die politischen Rahmenbedingungen nur<br />

dann zukunftsfähig formulieren, wenn es<br />

gelingt, Familienpolitik zentral auch als eine<br />

Politik zu begreifen, die konkret auf kommunaler<br />

<strong>und</strong> Landesebene gestaltet werden<br />

muss.<br />

1.1 Migration <strong>und</strong> Heterogenität<br />

Die meisten internationalen Vergleiche zur<br />

Bevölkerungsentwicklung in Europa konzentrieren<br />

sich bei diesem Entwicklungsprozess<br />

auf die Diskussion <strong>der</strong> Geburtenraten<br />

<strong>der</strong> Frauen zwischen 15 <strong>und</strong> 45 Jahren<br />

<strong>und</strong> verweisen auf <strong>der</strong> Basis dieses<br />

Maßstabes immer wie<strong>der</strong> zu Recht darauf,<br />

dass die nordeuropäischen Län<strong>der</strong> Norwegen,<br />

Schweden, Finnland <strong>und</strong> Dänemark,<br />

ebenso wie die westeuropäischen Län<strong>der</strong><br />

Belgien, die Nie<strong>der</strong>lande, Großbritannien,<br />

Frankreich <strong>und</strong> Irland, über relativ hohe<br />

Geburtenraten verfügen, die sich mit 1,8<br />

Kin<strong>der</strong>n pro Frau im Durchschnitt fast bei<br />

<strong>der</strong> für die Reproduktion einer Bevölkerung<br />

notwendigen Zahl von 2,1 pro Frau bewegen.<br />

Deutschland liegt bei den meisten dieser<br />

Vergleiche im Mittelfeld mit etwa 1,37<br />

Kin<strong>der</strong>n, während sich ein Großteil <strong>der</strong> südeuropäischen<br />

Län<strong>der</strong> sowie die meisten osteuropäischen<br />

Län<strong>der</strong> noch unterhalb dieser<br />

Raten bewegen. Die beiden deutschsprachigen<br />

Län<strong>der</strong> Schweiz <strong>und</strong> Österreich liegen<br />

mit einer Geburtenrate von etwa 1,4 in <strong>der</strong><br />

Nähe von Deutschland, ähnlich wie Portugal,<br />

wohingegen einige Balkanlän<strong>der</strong> Geburtenraten<br />

wie Frankreich aufweisen.

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