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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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110 111 Bert Rürup/Anja Ranscht: Familienpolitik <strong>und</strong> soziale Sicherung<br />

den demographischen <strong>Wandel</strong> induzierten<br />

Rückgang des Arbeitskräfteangebots zumindest<br />

teilweise abmil<strong>der</strong>n <strong>und</strong> daher einen<br />

positiven Einfluss auf die Entwicklung des<br />

Bruttoinlandsprodukts haben.<br />

Die Erhöhung des Altenquotienten − <strong>und</strong><br />

damit letztlich auch die des Rentnerquotienten<br />

− bedeutet, dass die Erwerbstätigen<br />

eine immer größer werdende Zahl von Personen<br />

unterstützen, die nicht mehr im<br />

Erwerbsprozess stehen. Durch eine immer<br />

höhere Belastung <strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />

Arbeitgeber durch Lohnnebenkosten werden<br />

das Arbeitsangebot <strong>und</strong> die Arbeitsnachfrage<br />

geschmälert, was sich ungünstig<br />

auf das wirtschaftliche Wachstum auswirken<br />

wird.<br />

Kreativität <strong>und</strong> Risikobereitschaft <strong>und</strong> somit<br />

die Zahl von Patentanmeldungen <strong>und</strong><br />

Unternehmensgründungen nehmen mit dem<br />

Alter ab. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Zunahme des Rentnerquotienten<br />

kommt es daher zu einer<br />

Beeinträchtigung des technischen Fortschritts,<br />

<strong>der</strong> zu geringeren Wachstumsraten<br />

führt. Der Rentnerquotient ist dabei eine<br />

noch relativ leicht zu beeinflussende Größe:<br />

Mit einer Heraufsetzung des Renteneintrittsalters<br />

kann dieser verän<strong>der</strong>t werden.<br />

Wesentliche – politisch beeinflussbare –<br />

Größe ist somit das Erwerbspersonenpotential.<br />

Kurzfristig kann dieses durch eine<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Erwerbsbeteiligung gesteigert<br />

werden. Mittel- bis langfristig kann dies mit<br />

einer Erhöhung <strong>der</strong> Geburtenrate kombiniert<br />

werden.<br />

Aus dem Rückgang <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen<br />

Erwerbsquote erwächst das zentrale<br />

makroökonomische Problem <strong>der</strong> demographischen<br />

Entwicklung in Deutschland für<br />

die nächsten 30 Jahre. Denn damit sich bei<br />

einer im Vergleich zur Entwicklung <strong>der</strong><br />

Erwerbsbevölkerung deutlich schwächeren<br />

Abnahme <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung − <strong>und</strong><br />

damit aller Konsumenten − die reale Versorgung<br />

mit Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

weiter auf dem <strong>der</strong>zeitigen Niveau entwickeln<br />

kann, muss die kleiner werdende<br />

Erwerbsbevölkerung produktiver werden.<br />

Wenn bis 2035 die Erwerbstätigenzahl im<br />

Vergleich zur Gesamtbevölkerung um etwa<br />

15 Prozent zurückgeht, dann müssten 2035<br />

die Erwerbstätigen 15 Prozent mehr leisten<br />

als heute, um die gleiche Menge an Konsum-<br />

<strong>und</strong> Investitionsgütern pro Kopf <strong>der</strong><br />

Bevölkerung zu produzieren <strong>und</strong> so das<br />

<strong>der</strong>zeitige Wachstumsniveau zu halten. Und<br />

genau deswegen ist eine nachhaltige Familienpolitik<br />

neben einer Verlängerung <strong>der</strong><br />

Erwerbsphase erfor<strong>der</strong>lich (Boersch-Supan<br />

2006).<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> demographischen<br />

Entwicklung auf die soziale Sicherung<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> altersmäßigen Bevölkerungszusammensetzung<br />

hat weitreichende<br />

ökonomische, aber auch gesellschaftspolitische<br />

Konsequenzen. Gesellschaftliche<br />

Alterungs- <strong>und</strong> Schrumpfungsprozesse<br />

sind, neben den beschriebenen<br />

negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum,<br />

für die nachhaltige Finanzierbarkeit<br />

<strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme<br />

sowie <strong>der</strong>en Ausgabensituation von sehr<br />

hoher Bedeutung. Im Folgenden werden<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Implikationen für die<br />

gesetzliche Krankenversicherung (GKV)<br />

sowie die gesetzliche Rentenversicherung<br />

(GRV) näher betrachtet.<br />

Wesentlicher Einflussfaktor für die Finanzierung<br />

sowohl <strong>der</strong> GKV als auch <strong>der</strong> GRV<br />

ist – allerdings mit einem unterschiedlichen<br />

Wertungsmechanismus – <strong>der</strong> Rentnerquotient.<br />

Dessen Erhöhung bedeutet, dass die<br />

Erwerbstätigen eine immer größer werdende<br />

Zahl von Personen unterstützen, die<br />

nicht mehr im Erwerbsprozess stehen. Hierdurch<br />

wird die nachhaltige Finanzierung<br />

<strong>der</strong> Systeme <strong>der</strong> sozialen Sicherung beeinträchtigt.<br />

Dabei sollte nicht vergessen werden,<br />

dass <strong>der</strong> Rentnerquotient nicht in erster<br />

Linie durch die demographische Ent-

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