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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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82 83 IV. Kindeswohl <strong>und</strong> Wohl <strong>der</strong> Älteren<br />

Anteil <strong>der</strong> teilzeitbeschäftigten Frauen <strong>und</strong><br />

Männer auf r<strong>und</strong> ein Drittel aller sozialversicherten<br />

Beschäftigten angewachsen. Von<br />

ihnen wie<strong>der</strong>um ist ein wesentlicher Anteil<br />

nur geringfügig beschäftigt. Sie können im<br />

Alter keine Rente erwarten, die die Höhe<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>sicherung nach Hartz IV erreicht.<br />

Die demographische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Bevölkerungsstruktur trägt das ihre dazu<br />

bei, das Verhältnis <strong>der</strong> Beitragszahler zu<br />

den Rentnern mit Eintritt <strong>der</strong> geburtenstarken<br />

Jahrgänge in die Rente nachhaltig<br />

zum Nachteil <strong>der</strong> Aktiven zu verän<strong>der</strong>n.<br />

4.4 Erneuerung <strong>der</strong> Gesellschaft durch<br />

die kleinen Lebenskreise<br />

Die bisherigen Überlegungen führen uns<br />

zurück zu den neuen familienpolitischen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> <strong>der</strong> Feststellung, dass diese<br />

Aufgaben nicht allein mit Hilfe des bisherigen<br />

sozialpolitischen Instrumentariums<br />

des Sozialstaates bewältigt werden können.<br />

Vielmehr wird <strong>der</strong> Sozialstaat gezwungen<br />

sein, die Beiträge seiner Einrichtungen zu<br />

einem Leben im Alter zunehmend auf die<br />

Gewährung einer Gr<strong>und</strong>ausstattung zu<br />

beschränken: Gr<strong>und</strong>sicherung, medizinische<br />

Gr<strong>und</strong>versorgung, subsidiäre Pflegeversorgung.<br />

Das ist nicht wenig. Aber es bleibt<br />

weit hinter den seit Jahrzehnten begründeten<br />

Erwartungen <strong>der</strong> Bevölkerung zurück.<br />

So werden sich die Institutionen des Sozialstaates<br />

in den kommenden Jahren vor eine<br />

für unser bisheriges sozialpolitisches Verständnis<br />

gleichermaßen neue wie revolutionäre<br />

Aufgabe gestellt sehen; ebenso revolutionär<br />

wie ihr Anlass: die Bewältigung <strong>der</strong><br />

demographischen Revolution. Um den<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>der</strong> Subsidiarität <strong>und</strong> <strong>der</strong> personalen<br />

Solidarität entsprechen zu können,<br />

müssen auch sie sich neu erfinden. Und dies<br />

mit einem Ergebnis, das nicht als Katastrophe<br />

begriffen wird, son<strong>der</strong>n als die Überwindung<br />

einer ökonomisierten <strong>und</strong> durch<br />

vorm<strong>und</strong>schaftliche Strukturen beengten<br />

Lebensweise. Als eine Reform im besten<br />

Sinne des Wortes, die den kleinen Lebens-<br />

kreisen wie<strong>der</strong> zu ihrem Recht verhilft,<br />

ihrer Vielfalt <strong>und</strong> wachsenden Bedeutung<br />

gerecht wird, ihre Freiheitsräume respektiert.<br />

Die ihre Fähigkeiten anerkennt, personale<br />

Solidarität zu mobilisieren, <strong>und</strong> ihre<br />

Aufgabe akzeptiert, den Einzelnen in seinem<br />

Verhältnis zum Staat <strong>und</strong> seinen<br />

hoheitlich organisierten Sozialstrukturen<br />

mit ihrer schützenden <strong>und</strong> mediatisierenden<br />

Rolle zu begleiten. Kurz: eine Reform,<br />

die erkennt, dass sich in all dem eine sinnstiftende<br />

Alternative andeutet zur ständig<br />

anstrengen<strong>der</strong> werdenden materiellen<br />

Wohlstandssteigerung.<br />

Dies mag den politischen Gestaltern unserer<br />

Gegenwart idealistisch erscheinen. Aber,<br />

wie die Beispiele zeigen, mit denen wir<br />

unsere Ausführungen beginnen <strong>und</strong> die wir<br />

später noch einmal aufgreifen, ist eine solche<br />

Entwicklung längst in Gang gesetzt worden.<br />

Sie macht deutlich, dass wir die wirklichen<br />

Innovationen in <strong>der</strong> Gesellschaft nicht<br />

»oben« gestalten können, ehe sie nicht<br />

»unten« gesucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en werden: als<br />

Antworten auf eine Wirklichkeit, <strong>der</strong>en<br />

Bedeutung noch nicht zu den Regierungen<br />

<strong>und</strong> den Besitzständen durchgedrungen ist,<br />

die sie umstellen.<br />

Das heißt aber auch: Wer sich auf die Zeiten<br />

vorbereiten will, die sich mit den Verän<strong>der</strong>ungen<br />

unserer Lebenswelt ankündigen, <strong>der</strong><br />

muss sich frei machen von bisherigen Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> sich öffnen für die Möglichkeiten,<br />

die die neuen Wirklichkeiten bereithalten.<br />

Das gilt vor allem für die zukünftigen<br />

Älteren selbst. Sie werden, wie alle Umfragen<br />

zeigen, in ihrer großen Mehrheit auch<br />

nach ihrem 60. Lebensjahr jung <strong>und</strong> unternehmerisch<br />

sein. Das ist gut so! Denn die<br />

neue Wirklichkeit wird sie nicht mit dem<br />

61. Lebensjahr aus ihren Pflichten entlassen<br />

<strong>und</strong> sie »in Rente« schicken. Sie werden<br />

auch weiter gebraucht werden. Im Arbeitsmarkt,<br />

als Selbständige, als Beteiligte in<br />

einer großen Vielfalt von Aktivitäten, in<br />

ihrer Gemeinde o<strong>der</strong> Stadt, in den Vereinen

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