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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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nicht nur bei den familienpolitischen Besitzständen,<br />

son<strong>der</strong>n im gesamten Sozialsystem<br />

auf Wi<strong>der</strong>stand stoßen. Denn die <strong>der</strong>zeit<br />

politisch wirksamen Mehrheiten sehen in<br />

dem Versuch, den Sozialstaat durch eine<br />

Erweiterung von Subsidiarität <strong>und</strong> personaler<br />

Solidarität zu begrenzen, eine Bedrohung<br />

<strong>der</strong> sozialen Ordnung <strong>und</strong> des sozialen<br />

Friedens in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik. Sie<br />

werden for<strong>der</strong>n, die soziale Sicherheit, die<br />

durch den Sozialstaat gewährt werde, nicht<br />

durch <strong>der</strong>artige Experimente zu gefährden.<br />

Mit <strong>der</strong> Ermöglichung von mehr Freiheit<br />

<strong>und</strong> Verantwortung für den Einzelnen <strong>und</strong><br />

seine kleinen Lebenskreise würden auf die<br />

betroffenen Bürger Risiken abgewälzt,<br />

<strong>der</strong>en Bewältigung sie nicht gewachsen<br />

seien. Sie dürften ihnen deshalb auch nicht<br />

zugemutet werden. An<strong>der</strong>nfalls würden die<br />

<strong>der</strong> Sozial- <strong>und</strong> Familienpolitik zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Gr<strong>und</strong>satzentscheidungen im Sinne<br />

eines Rückbaus des Sozialstaates revidiert.<br />

Der umfassende Sozialstaat dürfe jedoch,<br />

schon angesichts seiner offensichtlichen<br />

Bewährung in <strong>der</strong> gegenwärtigen schweren<br />

Krise, nicht in Frage gestellt werden.<br />

So sehen es in <strong>der</strong> politischen Praxis nicht<br />

nur die beiden großen Parteien. Sie werden<br />

unterstützt von den großen Sozialverbänden<br />

<strong>und</strong> den Organisationen des Sozialstaates.<br />

Sie haben sich – wie die Rothenfelser es<br />

voraussahen – längst zu eigenständigen politischen<br />

Kräften des Sozialstaates entwickelt.<br />

Die Notwendigkeit von Verän<strong>der</strong>ungen –<br />

diesmal im Bereich <strong>der</strong> Familienpolitik –<br />

wird von ihnen so lange geleugnet werden,<br />

bis die Beweise für die zunehmende Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit<br />

ihrer Strukturen mit <strong>der</strong><br />

erlebten Wirklichkeit <strong>und</strong> den voraussehbaren<br />

Entwicklungen trotz ihrer Eindeutigkeit<br />

nicht politisch wirksam werden.<br />

3.2 Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> Subsidiarität in<br />

<strong>der</strong> Sozialpolitik<br />

Ungeachtet <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stände, die sich ihm<br />

entgegenstellen werden, halten wir gleichwohl<br />

den Versuch, Subsidiarität <strong>und</strong> perso-<br />

nale Solidarität in <strong>der</strong> Familienpolitik <strong>und</strong> in<br />

den mit ihr verb<strong>und</strong>enen sozialen Systemen<br />

wie<strong>der</strong> zu beleben, nicht nur für geboten,<br />

son<strong>der</strong>n unter den obwaltenden Bedingungen<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsperspektiven des<br />

Gesamtstaates auch für aussichtsreich. Denn<br />

in <strong>der</strong> Bevölkerung verdichtet sich nicht nur<br />

<strong>der</strong> Verdacht, <strong>der</strong> Sozialstaat könne seine<br />

Zusagen nicht mehr verlässlich einhalten<br />

angesichts <strong>der</strong> Folgen <strong>der</strong> demographischen<br />

Entwicklungen in Deutschland <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Welt, des nachlassenden Wirtschaftswachstums,<br />

<strong>der</strong> schnell anwachsenden Staatsverschuldung<br />

mit ihrer zunehmenden Zinsbelastung,<br />

<strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Folgen <strong>der</strong> Globalisierung <strong>der</strong><br />

Märkte.<br />

Es verstärken sich, vor allem in <strong>der</strong> jüngeren<br />

Generation, auch die Zweifel an <strong>der</strong><br />

Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit dominierenden<br />

wirtschaftlichen Sinngebung des<br />

Lebens. Die bisherigen Zukunftsentwürfe<br />

erscheinen ihnen verbraucht. Neue Entwürfe,<br />

die ihnen Orientierung <strong>und</strong> den Mut<br />

vermitteln könnten, sich zu engagieren <strong>und</strong><br />

ihr Leben zu bejahen, haben sich noch nicht<br />

entwickelt. Beides sind die für einen<br />

Umbruch, genauer einen Paradigmenwechsel<br />

kennzeichnenden Erfahrungen. Vor<br />

ihrem Hintergr<strong>und</strong> erscheint vielen das<br />

politische Versprechen sozialer Sicherheit<br />

durch den Zentralstaat nicht länger vertrauenswürdig.<br />

Ohne Übertreibung können wir<br />

feststellen, dass sich nicht nur unsere äußeren<br />

Lebensverhältnisse im Umbruch befinden.<br />

Erschüttert sind auch die Lebensgewissheiten,<br />

die uns in den vergangenen<br />

Jahrzehnten Orientierung <strong>und</strong> Halt geboten<br />

haben.<br />

Die damit verb<strong>und</strong>enen Unsicherheiten <strong>und</strong><br />

Ängste lassen sich nicht allein durch politische<br />

Maßnahmen überwinden, die durch<br />

die Ereignisse <strong>der</strong> St<strong>und</strong>e geboten sein<br />

mögen. Sie verlangen eine Rückbesinnung<br />

auf die Gr<strong>und</strong>lagen menschlicher Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> auf die Bedingungen staatlicher

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