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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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die jüngere Generation, <strong>der</strong>en Zukunft die<br />

neue Familienpolitik dienen soll, zweifelt<br />

zunehmend an <strong>der</strong> sinnstiftenden Wirkung<br />

von Wirtschaftswachstum. In <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />

nimmt die Bereitschaft ab, sich<br />

für das Wachstumsziel durch persönliche<br />

Leistung zu engagieren (Miegel/Petersen<br />

2008). Die Anfor<strong>der</strong>ungen, die die Wachstumspolitik<br />

an die Bevölkerung stellt, stoßen<br />

zunehmend an Grenzen. Sie werden<br />

von <strong>der</strong> großen Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

immer weniger getragen. Damit erscheint<br />

auch die wirtschaftliche Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong><br />

bestehenden Sozialsysteme gefährdet.<br />

In den geburtenstarken Jahrgängen wächst<br />

angesichts <strong>der</strong> schnell steigenden Staatsverschuldung<br />

<strong>und</strong> einer absehbar drohenden<br />

Inflationsgefahr die Sorge um die Verlässlichkeit<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Alterssicherung.<br />

Unter dem Eindruck <strong>der</strong> Krise wird deutlich,<br />

dass diese Verlässlichkeit bereits seit<br />

Jahren erodiert <strong>und</strong> keine Wege erkennbar<br />

sind, diesen Zustand im bestehenden System<br />

zu überwinden. Die Suche nach alternativen<br />

Sicherheiten wird deshalb vor allem<br />

bei jenen dringen<strong>der</strong>, die keine eigene<br />

Familie haben. Zugleich wächst die Einsicht<br />

in die Kosten, die mit einem Singleleben<br />

verb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> in Zukunft verb<strong>und</strong>en<br />

sein werden: materielle wie immaterielle<br />

Kosten.<br />

Den geburtenstarken Jahrgängen wird<br />

zunehmend bewusst, dass es ihnen trotz<br />

ihrer zahlenmäßigen politischen Stärke bisher<br />

nicht gelungen ist, die sozialen Systeme<br />

an die Herausfor<strong>der</strong>ungen einer globalen<br />

Welt, wachsen<strong>der</strong> Bevölkerungszahlen <strong>und</strong><br />

zunehmen<strong>der</strong> Konkurrenz im Weltmarkt<br />

anzupassen. Ebenso erkennen sie, dass die<br />

Generation ihrer Kin<strong>der</strong> kaum bereit sein<br />

wird, diesen Mangel an politischem Gestaltungswillen<br />

als Begründung für die Belastungen<br />

zu akzeptieren, die ihnen daraus<br />

erwachsen werden.<br />

Positiv gewendet, zeigen Umfragen, wie<strong>der</strong>um<br />

speziell unter den Jüngeren, dass die<br />

Bevölkerung im Begriff ist, die Geborgenheit<br />

<strong>der</strong> Familie <strong>und</strong> <strong>der</strong> kleinen Lebenskreise<br />

neu zu entdecken. Zu Recht sieht <strong>der</strong><br />

jüngste familienpolitische <strong>Bericht</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />

darin ein Zeichen <strong>der</strong> Ermutigung.<br />

Mit <strong>der</strong> Neubewertung <strong>der</strong> Familie als<br />

Lebensmittelpunkt <strong>und</strong> Raum personaler<br />

Solidarität wächst auch das Interesse daran,<br />

diesen Raum ohne ständig drohende für<strong>und</strong><br />

vorsorgestaatliche Interventionen<br />

gestalten zu können. Die Bedeutung <strong>der</strong><br />

abstrakten Gr<strong>und</strong>sätze Subsidiarität <strong>und</strong><br />

Solidarität wird erlebbar <strong>und</strong> damit auch<br />

politisch wirksam.<br />

Die Chancen, die Kommunen für das neue<br />

familienpolitische Konzept zu gewinnen,<br />

sind groß. Die Kommunen in Deutschland<br />

leiden schon lange unter <strong>der</strong> Aushöhlung<br />

ihrer Kompetenzen durch zunehmende Zentralisation,<br />

sei es durch das Finanzsystem<br />

o<strong>der</strong> direkte Eingriffe <strong>und</strong> Kompetenzbeschränkungen.<br />

Das vielfach in diesem<br />

Zusammenhang vorgetragene Argument, die<br />

Kommune sei schon mangels ausreichen<strong>der</strong><br />

Professionalität nicht in <strong>der</strong> Lage, mit einer<br />

Erweiterung ihrer Zuständigkeiten sinnvoll<br />

umzugehen, ist nicht frei von Zynismus.<br />

Denn die abnehmende Bereitschaft qualifizierter<br />

Personen, sich auf <strong>der</strong> kommunalen<br />

Ebene politisch o<strong>der</strong> administrativ zu engagieren,<br />

ist zu einem wesentlichen Teil auf<br />

eben die Kompetenzentleerung zurückzuführen,<br />

<strong>der</strong> nach unseren Vorstellungen Einhalt<br />

geboten werden muss. Wenn aus keinem<br />

an<strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>, dann wegen <strong>der</strong> familienpolitischen<br />

Bedeutung, die <strong>der</strong> Kommune<br />

zukommt <strong>und</strong> ohne die eine Erneuerung <strong>der</strong><br />

Familienpolitik im hier vorgetragenen Sinne<br />

kaum möglich sein wird.<br />

Generell wächst – auch mit <strong>der</strong> Krise, aber<br />

nicht nur ihretwegen – das Gefühl <strong>der</strong> Bürger,<br />

Kräften ausgeliefert zu sein, die sie<br />

we<strong>der</strong> kennen noch verstehen. Sie wollen<br />

mehr Mitgestaltung ihrer Lebensverhält-

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