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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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o<strong>der</strong> Heime ausgerichtet. Und viele seiner<br />

Gesetze sind auf die Kleinfamilie zugeschnitten.<br />

Ein Mann, <strong>der</strong> seinen an Demenz<br />

erkrankten Nachbarn pflegt, bekommt beispielsweise<br />

kein Geld aus <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />

– es sei denn, er ist offiziell als Pflegekraft<br />

ausgewiesen. Ansonsten werden nur<br />

Angehörige unterstützt. Hier besteht Än<strong>der</strong>ungsbedarf.<br />

Der zweite große Bereich <strong>der</strong> Fürsorge, die<br />

Erziehung <strong>und</strong> Betreuung kleiner Kin<strong>der</strong>,<br />

liegt in Deutschland ebenfalls weitgehend in<br />

<strong>der</strong> Hand des Staates, <strong>der</strong> Schulen, Kin<strong>der</strong>gärten,<br />

Jugendhilfeeinrichtungen <strong>und</strong> vieles<br />

mehr betreibt. Den Rest übernehmen die<br />

Familien. Würden die privat erbrachten<br />

Familienleistungen in Geld bezahlt, müsste<br />

dafür, so <strong>der</strong> fünfte Familienbericht <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esregierung, ein Betrag in Höhe des<br />

Bruttosozialproduktes aufgewendet werden.<br />

Auch bei <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> passen<br />

Bedarf <strong>und</strong> Angebote des Staates sowie die<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Familien vielfach nicht<br />

zusammen. Die Arbeitszeiten junger Eltern<br />

harmonieren nicht mit Öffnungszeiten <strong>der</strong><br />

Kitas <strong>und</strong> den St<strong>und</strong>enplänen <strong>der</strong> Schulen,<br />

Ganztagseinrichtungen <strong>und</strong> Hortplätze gibt<br />

es nicht für alle, die Interesse haben. Und<br />

für Kin<strong>der</strong> in Problembezirken mit hohem<br />

Migranten- <strong>und</strong> Arbeitslosenanteil ist generell<br />

mehr Fürsorge nötig, als Staat <strong>und</strong><br />

Familien leisten können.<br />

Bei <strong>der</strong> Betreuung kleiner Kin<strong>der</strong> ist <strong>der</strong><br />

Bedarf an subsidiären Hilfsstrukturen deshalb<br />

ähnlich groß, wenn auch aus an<strong>der</strong>en<br />

Gründen. Hier führt nicht in erster Linie <strong>der</strong><br />

demographische <strong>Wandel</strong>, also <strong>der</strong> Doppeltrend<br />

aus Alterung <strong>und</strong> Geburtenrückgang,<br />

zu Problemen. Entscheiden<strong>der</strong> sind an<strong>der</strong>e<br />

Faktoren: erstens die steigende Erwerbsneigung<br />

von Frauen. Sie führt zu einer steigenden<br />

Nachfrage nach öffentlichen Betreuungsangeboten,<br />

die bisher trotz aller<br />

Anstrengungen <strong>der</strong> Familienpolitik vor<br />

allem in Westdeutschland nicht ausreichen.<br />

Häufig führen die flexibleren Arbeitszeiten<br />

zu einem Bedarf an Betreuung jenseits <strong>der</strong><br />

Uhrzeiten, zu denen öffentliche Kin<strong>der</strong>betreuungseinrichtungen<br />

normalerweise geöffnet<br />

haben. Egal ob die Eltern Karrierejobs<br />

mit Dienstreisen r<strong>und</strong> um die Welt o<strong>der</strong><br />

Aushilfsstellen im Call-Center o<strong>der</strong> in einem<br />

bis 22 Uhr geöffneten Supermarkt haben –<br />

in immer mehr Arbeitsplätzen wird Einsatz<br />

auch zu Uhrzeiten gefor<strong>der</strong>t, an denen<br />

staatliche Erzieherinnen längst Feierabend<br />

haben. Das sind Situationen, in denen sich<br />

das Mehrgenerationenhaus bewährt, in dem<br />

die Leih-Oma frühmorgens o<strong>der</strong> spätabends<br />

babysittet – o<strong>der</strong> in denen sich die Hausaufgabenhilfe<br />

<strong>der</strong> Kirchengemeinde bewährt,<br />

bei <strong>der</strong> ein Schulkind den Nachmittag verbringt.<br />

Beson<strong>der</strong>s abhängig von solchen Angeboten<br />

sind Alleinerziehende. Dass die Zahl <strong>der</strong><br />

Scheidungen, an<strong>der</strong>er Trennungen <strong>und</strong> auch<br />

<strong>der</strong> pendelnden, nicht ständig zusammenlebenden<br />

Elternpaare zugenommen hat, ist<br />

<strong>der</strong> dritte Gr<strong>und</strong> für die steigende Bedeutung<br />

subsidiärer Angebote für Familien. So<br />

hat sich seit dem Ende <strong>der</strong> 1970er Jahre in<br />

Deutschland <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Alleinerziehendenhaushalte<br />

an allen Familien von unter<br />

10 Prozent auf mittlerweile 18,3 Prozent<br />

nahezu verdoppelt. Die meisten familienpolitischen<br />

Maßnahmen sind jedoch auf<br />

Paare mit Kin<strong>der</strong>n ausgerichtet. Dabei zeigt<br />

beispielsweise die Quote <strong>der</strong> Arbeitslosengeld-II-Empfängerinnen<br />

bei Alleinerziehenden,<br />

dass in diesem Bereich Hilfe nötig ist:<br />

Sie ist mit 41 Prozent fast sieben Mal so<br />

hoch wie bei Müttern in Paarhaushalten.<br />

Das B<strong>und</strong>esfamilienministerium will deshalb<br />

die Wirkung <strong>der</strong> bereits eingeführten familienpolitischen<br />

Instrumente in Hinblick auf<br />

Alleinerziehende untersuchen. Allerdings<br />

spricht viel dafür, dass auch für diese Zielgruppe<br />

Transfers nicht das wichtigste Hilfsangebot<br />

sind.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> alleinerziehenden<br />

Mütter, <strong>der</strong>en jüngstes Kind<br />

unter drei Jahre alt ist, <strong>und</strong> bei den unter

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