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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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90 91 V. Feststellungen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

die nachhaltig auf Subsidiarität, personaler<br />

<strong>und</strong> staatlich organisierter Solidarität aufbaut<br />

<strong>und</strong> die Fähigkeiten <strong>der</strong> Familien, <strong>der</strong><br />

kleinen Lebenskreise <strong>und</strong> <strong>der</strong> kommunalen<br />

Zivilgesellschaft als Stärken <strong>und</strong> Ausdruck<br />

einer freiheitlichen Ordnung begreift.<br />

Uns ist bewusst, dass es sich dabei um eine<br />

Aufgabe handelt, an <strong>der</strong> bisherige Versuche<br />

mit weniger Gewicht für die Zukunft des<br />

Landes gescheitert sind. Gleichwohl<br />

erscheint uns <strong>der</strong> erneute Versuch unverzichtbar.<br />

Denn die Unübersichtlichkeit <strong>der</strong><br />

staatlichen Interventionen <strong>und</strong> mit ihr die<br />

Fülle <strong>der</strong> bereits allein in <strong>der</strong> Familienpolitik<br />

angebotenen Programme wächst ebenso<br />

wie die damit verb<strong>und</strong>enen bürokratischen<br />

Lasten <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeiten. Es<br />

erscheint uns deshalb unwahrscheinlich,<br />

dass es ohne eine gr<strong>und</strong>legende Erneuerung<br />

<strong>der</strong> Administration familienpolitisch relevanter<br />

staatlicher Aktivitäten möglich sein<br />

könnte, das Potential an Freiheit <strong>und</strong> Verantwortungsbereitschaft,<br />

aber auch an<br />

Synergien zu heben, das sich mit Subsidiarität<br />

<strong>und</strong> personaler Solidarität gewinnen<br />

lässt.<br />

12. Der von uns empfohlene Prozess hat die<br />

generelle »Neuerfindung« <strong>der</strong> Rollen <strong>der</strong><br />

Familie, ihrer kleinen Lebenskreise <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

kommunalen Zivilgesellschaft einerseits <strong>und</strong><br />

des Sozialstaates <strong>und</strong> seiner spezifischen<br />

familienpolitischen Ausprägung an<strong>der</strong>erseits<br />

zum Ziel. Konkret geht es um die<br />

gegenseitige Anerkennung ihrer originären<br />

Aufgaben, Fähigkeiten <strong>und</strong> Begrenzungen,<br />

um die Überwindung ihrer Schwächen <strong>und</strong><br />

die Erneuerung ihrer Stärken <strong>und</strong> die Neugestaltung<br />

<strong>der</strong> Wechselbeziehungen zwischen<br />

beiden.<br />

Die Entwicklungen <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte<br />

haben beide, die Familie <strong>und</strong> den Sozialstaat,<br />

geschwächt. Die Familie, die kleinen<br />

Lebenskreise, die kommunale Zivilgesellschaft<br />

<strong>und</strong> die Kommunen selbst verloren<br />

zunehmend ihre rechtlich gesicherte Fähig-<br />

keit zur Eigengestaltung <strong>und</strong> Eigenverantwortung<br />

in einem durch Subsidiarität<br />

geschützten Raum <strong>der</strong> Freiheit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Gemeindeautonomie. Der Sozialstaat gefährdete<br />

seine innere Schlüssigkeit durch die<br />

ständige Expansion seiner Zuständigkeiten<br />

bis in den Bereich personaler Verantwortung<br />

<strong>und</strong> seine Fähigkeit, sich auf die<br />

wesentlichen sozialpolitischen Aufgaben zu<br />

beschränken. Ein sich gegenseitig verstärken<strong>der</strong><br />

Prozess <strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Familie <strong>und</strong> Expansion – als<br />

Ursache <strong>und</strong> Folge – des Sozialstaates hat zu<br />

einer Situation geführt, die lähmt <strong>und</strong><br />

gefährdet.<br />

Wir sind überzeugt, dass die Überwindung<br />

dieser sich selbst verstärkenden Entwicklung<br />

zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben<br />

unseres Landes gehört. Sie bedroht gleichermaßen<br />

die Eigenständigkeit <strong>der</strong> Familie<br />

<strong>und</strong> die freiheitliche Lebensqualität des Einzelnen<br />

wie die nachhaltige Legitimation des<br />

Sozialstaates. Erfolg ist nur von einer allmählichen,<br />

jedoch von Anfang an zielorientierten<br />

Neugestaltung des Verhältnisses<br />

lokaler <strong>und</strong> staatlicher sozialpolitischer Verantwortung<br />

zu erwarten. Das eher konfrontative<br />

Verhältnis von Sozialstaat <strong>und</strong> kleinen<br />

Lebenskreisen muss übergeleitet werden in<br />

ein kooperatives Verhältnis.<br />

In einem solchen kooperativen Verhältnis<br />

werden die originären Aufgaben bei<strong>der</strong><br />

Bereiche anerkannt. Sie leiten sich zum<br />

einen ab aus dem wohlverstandenen Gr<strong>und</strong>satz<br />

<strong>der</strong> Subsidiarität, dem Vertrauen auf<br />

die personale Solidarität <strong>und</strong> dem verfassungsrechtlichen<br />

Schutz verantworteter<br />

Freiheit von Ehe <strong>und</strong> Familie. Sie gründen<br />

zum an<strong>der</strong>en in dem Verfassungsauftrag des<br />

sozialen Rechtsstaates. So wie beide von<br />

Verfassungs wegen komplementär ausgestaltet<br />

sind, muss auch ihr konkretes<br />

Zusammenwirken komplementär gestaltet<br />

werden. Der Sozialstaat verletzt diese<br />

Gestaltungsidee <strong>der</strong> Verfassung, wenn er<br />

durch seinen Zuständigkeitsanspruch den

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