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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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74 75 IV. Kindeswohl <strong>und</strong> Wohl <strong>der</strong> Älteren<br />

Ende <strong>der</strong> 60er Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

geboren wurden, wird die Rechnung des<br />

Bauern so nicht aufgehen. Sie haben nur<br />

zwei Brote gebacken, eines für sich <strong>und</strong><br />

eines für ihre Eltern. Sie haben keine Kin<strong>der</strong>,<br />

für die sie das dritte hätten backen<br />

können – <strong>und</strong> 45 Prozent werden auch keine<br />

Enkel haben. Für die Kin<strong>der</strong>, die eines<br />

Tages auch für sie sorgen sollen, haben<br />

an<strong>der</strong>e das Brot gebacken.<br />

Die klassische Familienpolitik war von jeher<br />

darauf ausgerichtet, Frauen <strong>und</strong> Männer bei<br />

<strong>der</strong> Erfüllung ihres Kin<strong>der</strong>wunsches durch<br />

die Gestaltung geeigneter Rahmenbedingungen<br />

zu unterstützen. Der <strong>Bericht</strong> »Starke<br />

Familie« (Robert Bosch Stiftung 2005) ist<br />

vor allem diesem Anliegen gewidmet. Mit<br />

<strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> Familienpolitik um das<br />

Wohl des Kindes erweitern wir zugleich den<br />

engeren Kreis <strong>der</strong> Familie um die kleinen<br />

Lebenskreise <strong>und</strong> die Kommunen <strong>und</strong><br />

erstrecken die Verantwortlichkeiten für das<br />

Kindeswohl auf sie <strong>und</strong> die Netzwerke <strong>der</strong><br />

Nachbarschaft. Auf diese Weise stärken wir<br />

nicht nur die Familie, ihre Selbständigkeit<br />

<strong>und</strong> Verantwortungsfähigkeit sowie ihre<br />

durch das Subsidiaritätsprinzip geschützte<br />

Freiheit. Wir verbessern zugleich ihre Subsidiaritätsfähigkeit.<br />

Politisch legitimiert sich die Familienpolitik<br />

auch durch das Ziel, mit ihren Maßnahmen<br />

dazu beizutragen, dass sich die niedrige<br />

Geburtenrate wie<strong>der</strong> erhöht. Die Gesellschaft<br />

soll Kin<strong>der</strong> offener annehmen, um ihr<br />

Wohl besorgt sein <strong>und</strong> sich wie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

wichtigsten Bedingung ihrer eigenen Kontinuität<br />

bewusst werden, die nur durch Familien<br />

mit Kin<strong>der</strong>n erfüllt werden kann, wie<br />

auch immer sich diese Familien <strong>und</strong> die sie<br />

umgebenden kleinen Lebenskreise konkret<br />

gestalten.<br />

Ungeachtet dieser Erweiterung durch die<br />

neue Familienpolitik orientiert sich die<br />

Gesellschaft jedoch weiterhin an <strong>der</strong> langfristig<br />

angelegten Aufgabe, die Kontinuität<br />

<strong>der</strong> Generationen durch Kin<strong>der</strong> zu sichern.<br />

Sie stützt ihre Eltern <strong>und</strong> die kleinen<br />

Lebenskreise <strong>und</strong> ist um ihre Entwicklung<br />

bemüht. Damit die Kin<strong>der</strong>, wie im Beispiel<br />

des Bauern, eines Tages den alt gewordenen<br />

Eltern im privaten Lebenskreis die persönliche<br />

Solidarität entgegenbringen können, die<br />

Eltern <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong> voneinan<strong>der</strong> erwarten. Es<br />

geht, mit an<strong>der</strong>en Worten, um die langfristige<br />

»Investition« in Kin<strong>der</strong>.<br />

Der Erfolg dieser Investition reicht über die<br />

Eltern hinaus. Er kommt <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> dem Staat als Ganzem zugute <strong>und</strong> zielt<br />

auf ein erfolgreiches Leben <strong>der</strong> heranwachsenden<br />

Generation ab. Wer heute geboren<br />

wird, wird frühestens nach 20 Jahren einen<br />

eigenen Beitrag zur Wertschöpfung des Landes<br />

leisten <strong>und</strong> kaum vor dem 25. Lebensjahr<br />

daran denken, eine Familie zu gründen.<br />

Wir haben es gewissermaßen mit <strong>der</strong> investiven,<br />

auf die Folgegeneration zielenden<br />

Dimension <strong>der</strong> Familienpolitik zu tun. Dass<br />

die Sorge um das Kindeswohl <strong>und</strong> die Verantwortung<br />

für seine Entwicklung mit <strong>der</strong><br />

vorgeschlagenen Vernetzung <strong>der</strong> Familie<br />

mit ihren kleinen Lebenskreisen, Nachbarschaft<br />

<strong>und</strong> Kommune eine breitere Gr<strong>und</strong>lage<br />

erhält, entspricht dem Interesse <strong>der</strong><br />

Beteiligten. Aber die Empfehlung, so zu verfahren,<br />

bleibt gleichwohl im Rahmen dieser<br />

investiven Dimension angesiedelt.<br />

Praktisch gesprochen heißt das: Soweit<br />

Familienpolitik die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kontinuität<br />

– <strong>und</strong> darin eingeschlossen <strong>der</strong> Fertilität<br />

– <strong>der</strong> Gesellschaft zum Inhalt hat, ist sie<br />

langfristig angelegt. Ihre Wirkungen können<br />

sich erst in Zeitabschnitten einer Generation<br />

voll entfalten. Zur politischen, sozialen <strong>und</strong><br />

rechtlichen Gestaltung dieser Dimension<br />

<strong>der</strong> Familienpolitik hat sich <strong>der</strong> <strong>Bericht</strong><br />

»Starke Familie« ebenfalls geäußert.<br />

Worum es <strong>der</strong> Familienpolitik jedoch auch<br />

gehen muss, ist die Bewältigung <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die sich innerhalb dieser Frist<br />

aus <strong>der</strong> Alterung <strong>der</strong> Bevölkerung ergeben.

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