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Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

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70 71 IV. Kindeswohl <strong>und</strong> Wohl <strong>der</strong> Älteren<br />

ihrer Teilhabe an <strong>der</strong> gesellschaftlichen Entwicklung<br />

nicht nur auf einen kleinen Ausschnitt<br />

begrenzt. Sie waren auch ökonomisch<br />

vollständig abhängig vom Ehemann.<br />

Das jedoch wi<strong>der</strong>sprach <strong>und</strong> wi<strong>der</strong>spricht<br />

allen Vorstellungen <strong>der</strong> demokratischen<br />

Gleichheit <strong>der</strong> Geschlechter. Aber nicht nur<br />

dieses theoretische Argument hat zum<br />

Zusammenbruch dieses Modells geführt,<br />

son<strong>der</strong>n auch die oben skizzierten Argumente,<br />

das Bildungskapital <strong>der</strong> jungen<br />

Frauen erlaube ihnen, mit ihren Ressourcen<br />

an vielen Bereichen <strong>der</strong> Gesellschaft ebenso<br />

gut o<strong>der</strong> möglicherweise besser als die<br />

Männer zu partizipieren.<br />

Auch wenn man nicht zum »traditionellwarmen«<br />

Modell zurückkehren kann, so lassen<br />

sich die Bedingungen <strong>der</strong> kindlichen<br />

Entwicklung – Bindungen <strong>und</strong> Liebe als Teil<br />

<strong>der</strong> eigenen Existenz zu erfahren, um<br />

Selbstachtung zu entwickeln – auch in einer<br />

postmo<strong>der</strong>nen Gesellschaft realisieren, in<br />

<strong>der</strong> beide Eltern berufstätig sind. Das setzt,<br />

vor allem bei sehr kleinen Kin<strong>der</strong>n, einerseits<br />

voraus, dass die zeitlichen Strukturen<br />

es den Eltern ermöglichen, diese Bindungen<br />

<strong>und</strong> Beziehungen wesentlich auf die Kin<strong>der</strong><br />

zu konzentrieren, etwa während <strong>der</strong> Elternzeit.<br />

Die Rahmenbedingungen dafür schafft<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esgesetzgeber. Aber alle nachfolgenden<br />

Elemente – die flexible Vereinbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf sowie die Entwicklung<br />

einer angemessenen Infrastruktur, um<br />

die Bedürfnisse <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nach verlässlichen<br />

Bindungen <strong>und</strong> die Integration <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> in eine Gruppe <strong>der</strong> Gleichaltrigen zu<br />

gewährleisten – können in ihrer spezifischen<br />

Ausprägung jeweils nur auf kommunaler<br />

Ebene geschaffen werden.<br />

Solche Modelle sehen in <strong>der</strong> Großstadt<br />

Stuttgart an<strong>der</strong>s aus als in einer ländlichen<br />

Region <strong>der</strong> Lausitz, weil die jeweiligen Rahmenbedingungen<br />

so sehr variieren, dass<br />

ihre identische Gestaltung in <strong>der</strong>art unterschiedlichen<br />

Regionen wenig effektiv wäre.<br />

In <strong>der</strong> Recherche <strong>der</strong> Prognos AG werden<br />

neben Elternnetzwerken, Elterninitiativen,<br />

Großelterndiensten <strong>und</strong> unterschiedlichen<br />

Angeboten an Kin<strong>der</strong>betreuung eine Fülle<br />

von Möglichkeiten aufgezeigt, wie die oben<br />

definierten Bedingungen auch in einer<br />

mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft mit ihren neuen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Eltern zu erfüllen<br />

sind. Dabei wird aber auch deutlich, dass<br />

solche Angebote immer dann gut funktionieren,<br />

wenn sich die Hilfen innerhalb eines<br />

kommunalen Kontextes in <strong>der</strong> Nachbarschaft,<br />

in kleinen Lebenskreisen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Gemeinde organisieren lassen.<br />

Die Beispiele machen auch deutlich, dass es<br />

nicht darum geht, staatliche o<strong>der</strong> kommunale<br />

Angebote durch solche Initiativen zu<br />

ersetzen, son<strong>der</strong>n um eine neue Interpretation<br />

des Zusammenspiels von Initiativen<br />

<strong>und</strong> zivilgesellschaftlichen Elementen auf<br />

<strong>der</strong> einen Seite <strong>und</strong> professioneller Stützung<br />

dieser Entwicklungen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.<br />

Dieses Zusammenspiel von Bürgerengagement<br />

in Nachbarschaft <strong>und</strong> Gemeinde <strong>und</strong><br />

professioneller Unterstützung wird an<br />

Modellen wie den Familienpaten <strong>und</strong> -mentoren<br />

beson<strong>der</strong>s deutlich. Solche Paten- <strong>und</strong><br />

Mentorenmodelle wurden ursprünglich in<br />

Finnland entwickelt. Sie basieren auf <strong>der</strong><br />

Idee, dass junge Eltern o<strong>der</strong> auch Paare vor<br />

<strong>der</strong> Elternschaft dankbar sind für Hilfe aus<br />

<strong>der</strong> Nachbarschaft, die sie beim Prozess des<br />

Übergangs vom Paar zur Familie unterstützt.<br />

In vielen Fällen ist das die Mutter<br />

<strong>der</strong> jungen Mutter. Aber häufig sind solche<br />

familiären Bezüge nicht vorhanden. Man<br />

arbeitet deshalb vor allem in ländlichen<br />

Regionen sehr gut mit Patenschaftsmodellen.<br />

Ohne Frage sind diese Paten als lediglich<br />

trainierte Laien manchmal mit Fragen konfrontiert,<br />

die sie selbst, da sie keine ausgebildeten<br />

Pädagogen o<strong>der</strong> Psychologen sind,<br />

überfor<strong>der</strong>n, etwa in <strong>der</strong> Schwangerschaftskonfliktberatung.<br />

In diesem Fall brauchen<br />

sie jemanden, mit dem sie sich über solche<br />

Fragen austauschen <strong>und</strong> beraten lassen

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