06.03.2013 Aufrufe

Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

Bericht der Kommission »Familie und demographischer Wandel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gerechtigkeit dazu verführt werden, eine<br />

weitere Expansion des Sozialstaates zu for<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> ihre politische Zustimmung zur<br />

Demokratie von <strong>der</strong> Erfüllung dieser For<strong>der</strong>ung<br />

abhängig zu machen.<br />

Das damit verb<strong>und</strong>ene Problem brachte<br />

1979 <strong>der</strong> damalige Wirtschaftsminister Graf<br />

Lambsdorff anlässlich einer wirtschaftspolitischen<br />

Debatte im B<strong>und</strong>estag auf den<br />

Punkt. Die Frage nach <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />

hoher Wachstumsraten beantwortete er mit<br />

<strong>der</strong> Feststellung, er könne nicht erkennen,<br />

wie <strong>der</strong> soziale Frieden ohne das angestrebte<br />

Wirtschaftswachstum gesichert werden<br />

könne. Folgt man ihm, so wird <strong>der</strong><br />

sozialpolitische Auftrag des Staates praktisch<br />

nur durch die Belastbarkeit <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> die Finanzkraft des Staates <strong>und</strong><br />

dessen Bereitschaft begrenzt, diese Begrenzung<br />

durch Staatsverschuldung zu erweitern.<br />

3 Sozialstaat <strong>und</strong> kleine Lebenskreise<br />

3.1 Bereitschaft zur Verantwortung<br />

Unsere Überlegungen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

zur Erneuerung <strong>der</strong> Familienpolitik <strong>und</strong><br />

ihrer Erweiterung auf die kleinen Lebenskreise,<br />

nachbarschaftliche Netzwerke <strong>und</strong><br />

die kommunale Basis beruhen auf unserer<br />

Überzeugung, dass eine <strong>der</strong>artige Erneuerung<br />

nur erfolgreich sein wird, wenn es<br />

gelingt, bürgerlicher Freiheit <strong>und</strong> Verantwortung<br />

für sich <strong>und</strong> den Nächsten nicht<br />

nur in <strong>der</strong> Familienpolitik, son<strong>der</strong>n auch in<br />

<strong>der</strong> Sozialpolitik mehr Raum zu sichern.<br />

Zwar zählt die Familienpolitik nicht unmittelbar<br />

zum Bereich <strong>der</strong> Sozialpolitik. Sie ist<br />

jedoch auf so vielfältige Weise mit jener<br />

verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> vernetzt, dass es kaum<br />

möglich erscheint, in <strong>der</strong> Familienpolitik<br />

Einstellungen <strong>der</strong> Menschen zur Freiheit<br />

<strong>und</strong> Übernahme von mehr eigener Verantwortung<br />

zum Durchbruch zu verhelfen, die<br />

in <strong>der</strong> Sozialpolitik selbst auf entschiedene<br />

Ablehnung stoßen. Umso wichtiger<br />

erscheint es uns deshalb, mit <strong>der</strong> familien-<br />

politischen Erneuerung zugleich deutlich zu<br />

machen, dass es ohne sie kaum gelingen<br />

kann, Freiheit <strong>und</strong> Eigenverantwortung in<br />

<strong>der</strong> allgemeinen Sozialpolitik mehr Anerkennung<br />

<strong>und</strong> Entfaltungsmöglichkeiten zu<br />

sichern.<br />

Der wichtigste Gr<strong>und</strong> für diesen Zusammenhang<br />

erscheint uns offensichtlich. Nicht –<br />

wie im wilhelminischen Deutschland des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts – die Armee, son<strong>der</strong>n die<br />

Familie, die kleinen Lebenskreise <strong>und</strong> die<br />

kommunale Ebene sind heute die eigentliche<br />

Schule <strong>der</strong> Demokratie. Nur dort können<br />

die ersten Gr<strong>und</strong>lagen für eine verantwortungsvolle<br />

Handhabung persönlicher<br />

Freiheit, für die Bedeutung von Eigenverantwortung<br />

<strong>und</strong> Verantwortung für die<br />

Nächsten durch Vorbild <strong>und</strong> eigenes Erleben<br />

erworben werden.<br />

Ohne diese Fähigkeiten <strong>und</strong> Tugenden<br />

haben die Demokratie <strong>und</strong> ihre Zivilgesellschaft<br />

keine Zukunft, die diesen Namen verdient.<br />

Denn aus diesen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Tugenden erwachsen Voraussetzungen für<br />

den Erfolg eines demokratischen Staates,<br />

auf die er für seinen Bestand angewiesen<br />

ist, die er aber nicht selbst zu erzeugen vermag.<br />

Ohne sie fehlt den Bürgern aber auch<br />

die Kraft, sich <strong>der</strong> Versuchung zu erwehren,<br />

Freiheit <strong>und</strong> Eigenverantwortung einzutauschen<br />

gegen scheinbare Selbstverwirklichung<br />

<strong>und</strong> staatliche Sicherheit – <strong>und</strong> damit<br />

beides zu riskieren.<br />

Dass diese beson<strong>der</strong>en Voraussetzungen<br />

sich in einer freien Bürgergesellschaft entwickeln<br />

<strong>und</strong> ständig vorhanden sind, ist<br />

nicht selbstverständlich. Es ist das Ergebnis<br />

ständiger Bemühungen eines jeden Einzelnen,<br />

seiner Familien, seines Lebensumfeldes<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gesamtgesellschaft um den<br />

Bestand, die Entwicklung <strong>und</strong> Erneuerung<br />

<strong>der</strong> tragenden politischen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen ihrer freiheitlichen Ordnung. In<br />

Län<strong>der</strong>n, in denen unsere Erfahrungen mit<br />

dem verbrecherischen Missbrauch staats-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!