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Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...

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Therapie und wird mehrmals wöchentlich von einer Fachkrankenschwester<br />

des Liaisondienstes besucht. In den Gesprächen geht es hauptsächlich darum,<br />

der Patientin ihre derzeitige Situation zu veranschaulichen und Zu-<br />

kunftsperspektiven zu erarbeiten. Außerdem wird mit der Patientin die Not-<br />

wendigkeit einer gesetzlichen Betreuung und der Beantragung einer Pflegestufe<br />

besprochen. Frau H. st<strong>im</strong>mt beidem zu. Auch einem Umzug in ein<br />

Altenhe<strong>im</strong> scheint sie trotz einiger Be<strong>für</strong>chtungen nicht abgeneigt zu sein,<br />

sie möchte aber unbedingt in der Umgebung bleiben. Auf Grund ihrer kognitiven<br />

Defizite müssen viele Inhalte in mehreren Gesprächen erklärt und wie-<br />

derholt werden.<br />

Um den bisherigen Verlauf der psychischen Symptomatik und die häusliche<br />

Situation zu klären, führt die Mitarbeiterin des Modellteams ein Telefonat mit<br />

Frau J., der Nachbarin der Patientin, die ihr schon seit längerem <strong>im</strong> Haushalt<br />

hilft. Diese hat schon bemerkt, dass die Situation zu Hause <strong>im</strong>mer schwieriger<br />

wird. Frau H. sei oft launisch und verweigere häufig Hilfen, z.B. durch die<br />

Sozialstation, bei der Grundpflege lasse sie gar keine Hilfen zu, dabei sei sie<br />

schon seit über einem Jahr inkontinent. Sie habe auch Probleme be<strong>im</strong> Laufen,<br />

könne sich nicht mehr lange auf den Beinen halten, auch Merkfähigkeit<br />

und Zeitgefühl hätten abgenommen. Die Nachbarin berichtet außerdem über<br />

wahnhafte Symptome. Frau H. sei zeitweise sehr seltsam, habe häufig tagsüber<br />

die Rollläden heruntergelassen und des Öfteren von Strahlungen be-<br />

richtet, die durch die Wände kämen. Zudem behauptet sie, die Nachbarn<br />

würden sie belästigen, worauf sie gereizt reagiere und mit Gegenständen<br />

gegen die Wände schlage. Zurzeit bestünden diese Beeinträchtigungen<br />

ihres Wissens wohl nicht. Soziale Kontakte habe Frau H. fast keine, nach<br />

dem Tod des Ehemannes habe sie sich zurückgezogen. Das Haus verlasse<br />

sie nur zwei- bis dre<strong>im</strong>al jährlich, wenn sie in Begleitung von Frau J. zur<br />

Bank geht. Seit Jahren habe sich die Patientin keine neue Kleidung mehr<br />

gekauft, <strong>im</strong> Haus sei sie Tag und Nacht mit einem Schlafanzug bekleidet.<br />

Frau H. interessiere sich nicht mehr <strong>für</strong> das Umweltgeschehen, lese keine<br />

Zeitung und sehe auch nicht fern. Außerdem höre sie sehr schlecht, lehne<br />

aber ein Hörgerät ab. Frau J. hält eine weitere häusliche Versorgung <strong>für</strong><br />

unmöglich, da die Verwahrlosung durch die Inkontinenz und die Hilfsverwei-<br />

gerung ein enormes Ausmaß angenommen habe.<br />

Nach zweiwöchigem Krankenhausaufenthalt ist der Oberarmbruch soweit<br />

verheilt, dass die Patientin entlassen werden könnte. In einem Gespräch mit<br />

dem behandelnden Arzt thematisiert die Mitarbeiterin des Liaisondienstes<br />

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