Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
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Diese Missverständnisse - die Konsile waren in der Modellphase kosten-<br />
frei - konnten nach und nach ausgeräumt werden.<br />
• Zudem n<strong>im</strong>mt der Dienst - wenn auch ungewollt - eine gewisse Kon-<br />
trollfunktion wahr. Denn durch sein Einbeziehen werden Probleme bei<br />
der Versorgung gerontopsychiatrischer Patient/innen deutlich und <strong>für</strong><br />
andere Stationen oder Vorgesetzte transparent. Demnach musste ein<br />
Prozess des Vertrauensaufbaus eingeleitet werden, in dem zu klären<br />
war, dass es nicht um einseitige Kritik, sondern um die gemeinsame Erarbeitung<br />
von Verbesserungsvorschlägen geht.<br />
• Unterschätzt hatte man auch, wie schwierig eine Annäherung der<br />
Sichtweisen von Psychiatrie und somatischer Akutversorgung zu<br />
erreichen ist. Mittlerweile haben die Modellbeteiligten akzeptiert, dass <strong>im</strong><br />
somatischen Krankenhaus andere Prioritäten <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen, die<br />
sich vor allem an den funktionellen Abläufen der <strong>Institut</strong>ion orientieren<br />
und ein unsensibles Überstülpen völlig neuer Konzepte zu Überforde-<br />
rungen und schließlich Widerständen der Mitarbeiter/innen führen wür-<br />
de. Dies zeigte sich zu Modellbeginn an den unterschiedlichen Erwartungen<br />
an den Dienst. Während es dem Konsiliar- und Liaisondienst<br />
pr<strong>im</strong>är um eine Sensibilisierung <strong>für</strong> die Belange gerontopsychiatrisch Er-<br />
krankter geht, erwartete man von Seiten der Krankenhäuser zunächst<br />
eine Entlastung vor allem hinsichtlich der „Störenfriede“ auf den Statio-<br />
nen. Damit waren in der Regel verhaltensauffällige Demenzkranke ge-<br />
meint, die sich wegen ihrer mangelnden Anpassungsfähigkeit nicht in<br />
die Krankenhausstrukturen einfügen können und über geeignete phar-<br />
makologische Interventionen „fügsam“ gemacht werden sollten. Die<br />
Konsilauswahl erfolgte demnach weniger bezogen auf die Bedürfnisse<br />
der Patient/innen, sondern orientierte sich an den Bedürfnissen der Mit-<br />
arbeiter/innen und der <strong>Institut</strong>ion. Erst langsam rückte be<strong>im</strong> Kranken-<br />
hauspersonal ins Bewusstsein, dass auch die eher „stillen“ depressiven<br />
Patient/innen von den zusätzlichen Hilfen in starkem Maße profitieren<br />
können. Nach einer Umstellungsphase war zu beobachten, dass der<br />
psychiatrische Dienst und die Krankenhausmitarbeiter/innen die Logik<br />
des jeweils anderen Systems zu begreifen begannen und sich nach und<br />
nach aufeinander zu bewegten.<br />
• Auch Formen der Zusammenarbeit mussten erst erprobt werden. So<br />
stellte sich als Hindernis heraus, dass Konsile nur über die Stationsärz-