Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
und desorientiert, hat ein großes Durstgefühl und starke Schmerzen <strong>im</strong> rech-<br />
ten Bein (Ulcus). Am gleichen Tag kommt es nach akuten Respirationsschwierigkeiten<br />
(Tachyarrhythmia absoluta) bei äußerster Unruhe und aku-<br />
ter Sauerstoffunterversorgung zu einer Notfallsituation mit Rean<strong>im</strong>ation.<br />
Frau P. ist zwanzig Minuten später wieder voll ansprechbar, muss aber wegen<br />
unkontrollierter Bewegungen und starkem Bewegungsdrang fixiert wer-<br />
den. In der folgenden Nacht wird die Fixierung auf Wunsch der Patientin<br />
gelöst, sie wirkt deutlich klarer und ist wieder gut führbar.<br />
Bei einem Besuch des Liaisondienstes einen Tag später (zu dieser Zeit steht<br />
auch der dritte Hausbesuch an) ist sie sehr unruhig, wälzt sich ständig hin<br />
und her und spricht kaum. Sie erkennt die Besucherin aber sofort und möchte<br />
diese nicht mehr gehen lassen. Frau P. leidet weiter stark unter ihrer Ein-<br />
samkeit, sie stellt aber keine Ansprüche, fühlt sich der Situation ausgeliefert.<br />
Ihr Zustand verschlechtert sich zunehmend. Da sie keine lebensverlängernden<br />
Maßnahmen möchte, wird sie durch das medizinische Personal <strong>im</strong> Sin-<br />
ne einer palliativen Sterbebegleitung betreut. Nach letzten Kontakten mit<br />
Enkelkindern und Tochter n<strong>im</strong>mt die Bewusstseinswachheit der Patientin<br />
beständig ab, nach ein paar Tagen stirbt sie.<br />
Frau P. befand sich während der halbjährlichen Betreuungsphase durch den<br />
Liaisondienst in einem schlechten somatischen Zustand und in einer damit<br />
in Zusammenhang stehenden instabilen psychischen Verfassung. Verstärkt<br />
wurde ihr Leid durch ungelöste familiäre Konflikte und soziale Deprivation.<br />
Trotz eines hinsichtlich der körperlichen Bedürfnisse umfangreichen Hilfenetzes<br />
konnte deshalb die krisenhafte Entwicklung am Schluss nicht auf-<br />
gehalten werden.<br />
Frau T.<br />
Die 84-jährige ehemalige Textilingenieurin lebt seit dem Tod ihres Eheman-<br />
nes vor dreizehn Jahren alleine in einer großzügigen und ebenerdigen Vier-<br />
z<strong>im</strong>merwohnung in einem Mehrfamilienhaus. Sie hat zwei Söhne, die beide<br />
weiter entfernt leben und zu denen wenig bz w. kein Kontakt besteht. Eine in<br />
der Nähe wohnende Nichte besucht Frau T. wöchentlich und schaut nach<br />
dem Rechten, erledigt auch finanzielle Angelegenheiten <strong>für</strong> sie. Frau T. versorgt<br />
sich weitgehend selbst, einmal wöchentlich kommt schon seit zwanzig<br />
Jahren eine Haushaltshilfe, die außer der Wohnungsreinigung Einkäufe<br />
37